Das Theater am Kornhaus in Baden zeigt in seiner 24.Saison Atemloses, Philosophisches und Stimmungsvolles. Literatur und Lesungen sind in dieser Saison hoch angesagt.
Im Gegensatz zur letzten Saison war dieser Start fulminant: Die Tanzcompagnie Flamencos en route heizte dem Publikum mächtig ein. Das Theater im Kornhaus (ThiK) war ausverkauft. «Natürlich habe ich mich gefreut», sagt Anita Rösch, die leidenschaftliche, langjährige Leiterin des Theaters. «Ein volles Haus zu haben, ist wunderbar, aber nicht unser grösstes Kriterium.» Das ThiK setzt seit je auf feine Töne und grosse Kleinkunst.
Ein seltener Auftritt
Einige Künstler werden diese Saison aber dennoch für volle Ränge sorgen: Der Appenzeller Nörgler Simon Enzler mit «Vestolis», Michael von der Heide mit einer «Winterreise» und der Philosoph und Autor Peter Bieri alias Pascal Mercier («Nachtzug nach Lissabon») mit seinem neuen Buch.
Letzterer liest nur an wenigen Orten in der Schweiz aus «Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde» vor. «Wir sind sehr glücklich, Bieri bei uns zu haben», sagt Rösch, die den Anlass zusammen mit der Buchhandlung Librium organisiert. «Sein Thema, die Würde, ist komplex, aber Bieri zu hören ist viel einfacher, als ihn zu lesen.»
Arrivierte Autorinnen und Autoren
Literatur und Lesungen sind in dieser ThiK-Saison hoch angesagt. Zum ersten Mal findet eine Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Literaturinstitut Biel statt. In der Reihe «Jahreszeit gehört» tragen arrivierte Autorinnen und Autoren zusammen mit Neulingen ihre unveröffentlichten Texte vor. Rösch: «Man kommt fast nicht mehr um die Abgänger des Literaturinstituts herum. Die sind total gut.» Dazu gehören Arno Camenisch («Fred und Franz») und Patric Marino («Nonno spricht»), die ebenfalls im ThiK gelesen werden.
Auftakt der «Jahreszeit»-Reihe macht der «Herbst», bei dem Markus Bundi und Andreas Neeser auf die Studentinnen Ivona Brdjanovic und Karina Akopian treffen. «Jahreszeiten bedeuten für mich einen Rhythmus der Natur», erklärt Anita Rösch. «Die jungen Autorinnen und Autoren haben einen neuen Rhythmus, der schneller, unsteter und atemloser ist und einen auch nervös machen kann.» Ihr Schreibstil passe aber in unsere Zeit.
«Überangebot an Kultur»
Kalt, aber stimmungsvoll verspricht die Co-Produktion «Schnee» zu werden. In diesem «Gestöber mit Musik» von und mit Charlotte Wittmer und Vivianne Mösli wird dem Klang des Schnees gelauscht und nach dem Geschmack des Lebens gesucht. Neu gehört das ThiK einer Kleintheater-Kooperation an. Fünf Theater aus vier Kantonen setzen dabei auf Information und Kooperation.
«Der Austausch untereinander ist wichtig, gerade auch wenn eine Saison mal nicht so gut läuft.» Erfolgreich war die letzte Saison mit 80 Vorstellungen und rund 6000 Zuschauerinnen und Zuschauer aber allemal. Trotzdem sei es nicht einfach, die Leute ins Theater zu bringen: «Es herrscht ein Überangebot an kulturellen Anlässen», ist Rösch überzeugt. «Wie soll man als Besucher da noch wissen, was einem gefallen könnte?»