Hochhaus-Projekt
So gigantisch wird der Badener Merker-Turm – jetzt darf die Bevölkerung mitreden

Weil der Sondernutzungsplan angepasst wird, hat die Bevölkerung einen genauen Einblick in das Hochhaus-Projekt.

David Rutschmann
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Wenn alles glatt läuft, könnte das Hochhaus auf dem Kismer-Areal 2025 fertig sein.

Wenn alles glatt läuft, könnte das Hochhaus auf dem Kismer-Areal 2025 fertig sein.

Visualisierung: zvg

Vergangenes Jahr wurde bekannt, was für eine Art Hochhaus die Merker Liegenschaften AG auf dem Krismer-Areal neben dem alten Friedhof in Baden plant: das von Balkonfassaden gesäumte Projekt «BUDS» von Angela Deuber Architects (ehemals Chur, nun Zürich). Wenn alles glatt läuft, so Fritz Merker, könnte sein Turm im Jahr 2025 zum Stehen kommen.

Bei einem Projekt von solch ausserordentlichem öffentlichen Interesse ist die gesellschaftliche Akzeptanz entscheidend. Die Bauherrin war deshalb von Anfang an um die öffentliche Einbindung bemüht: Die Ergebnisse des Wettbewerbs, an dem neun Architekturbüros teilnahmen, wurden in der Galerie 94 im Merker-Areal öffentlich ausgestellt. Nun steht die Teiländerung des Sondernutzungsplans (eine Kombination aus Gestaltungsplan und Erschliessungsplan) aus, und auch diese soll möglichst transparent gemacht werden.

Alle Unterlagen der Änderung des Sondernutzungsplans sind noch bis 10. November öffentlich zugänglich: entweder online abrufbar auf der Website der Stadt oder zu Büroöffnungszeiten beim Bauamt im Roten Turm. Die Bevölkerung kann im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens Eingaben an den Stadtrat einreichen. Das entspricht allerdings noch nicht einem Einwand – diese können erst später, zur öffentlichen Auflage, eingereicht werden. Das Mitwirkungsverfahren verfolgt somit auch indirekt das Ziel, etwaige Fragen und Unklarheiten vorab zu klären und Einwände so gering wie möglich zu halten.

Bei der Teiländerung des Sondernutzungsplans selbst geht es darum, die Bedingungen, nach denen das Gebäude auf dem Krismer-Areal entstehen darf, anzupassen. Salopp gesagt: Die Spielregeln werden dem Projekt angepasst. Denn der aktuelle Sondernutzungsplan auf dem Krismer-Gelände stammt noch aus dem Jahr 2003, als der Damianweg noch Friedhofsweg hiess.

Ursprünglich Büro-Würfel, heute doppelt so hoch

Dazumal plante die Merker Liegenschaften AG noch ein Büro-Hochhaus – breiter als der nun angedachte Merker-Turm, dafür nur halb so hoch: Statt nun 18 Geschossen waren nur neun geplant. Der Büro-Würfel kam aber nie zustande. «Mehr Büros in Baden zu bauen, ist nicht das Gelbe vom Ei», habe er sich dann gedacht, erzählt Fritz Merker. Wenn etwas Neues entstehen soll, dann ein Wohnbau. Seitdem 2016 die neue Badener Bau- und Nutzungsordnung in Kraft trat, wäre auf dem Gelände der Bau eines bis zu 70 Meter hohen Hochhauses mit 20 Geschossen möglich.

Doch die Belastungsgrenze soll mit dem Merker-Turm nicht ausgelastet werden, sondern sich mit 64,5 Metern vielmehr am dereinstigen Nachbarn, dem bestehenden BT-Hochhaus orientieren. Wenn überhaupt, würde der Merker-Turm nur marginal grösser werden. Explizit ausformuliert wurde auch, dass sich der Schattenwurf durch die Erhöhung des Bauprojekts nicht verschlimmere, sondern im Gegenteil verbessere. So sei die Umgebung kleiner, die pro Tag mehr als zwei Stunden durch den Turm beschattet werden könnte.

Energiebedarf könnte zur Herausforderung werden

Weitere Änderungen des Sondernutzungsplans betreffen unter anderem die Verkehrsführung (Ausfahrt der Tiefgarage nur noch über die Gartenstrasse) und eine Erhöhung der Parkmöglichkeiten (für Autos um die Hälfte, für Velos um das Siebenfache). Zudem spielt die ökologische Komponente bei der Planung eine wesentliche Rolle. Baden hat sich das Ziel der Energieneutralität bis 2050 gesetzt, also dürfen Neubauten nur noch mit erneuerbaren Energien arbeiten.

Für Hochhäuser ist dieses Unterfangen kein einfaches. Sowohl Erdwärmesonden, Grundwasser als auch Solarzellen haben schlicht zu wenig Fläche, um den Strom- und Heizungsbedarf für 20 Geschosse zu decken. Der Anschluss ans Fernwärmenetz und Solarzellen im Geländer des Hochhauses oder auf den Dächern des angrenzenden Merker-Areals könnten trotzdem noch das zum Bau notwendige Minergie-Zertifikat ermöglichen. Immerhin sollen auf dem Vorplatz reichlich Bäume gepflanzt werden.