Im Jahr 2002 hat Turgi den Wakkerpreis für das Engagement in der Siedlungspolitik erhalten. Jetzt befasst sich ein Buch mit der Frage, wie sich die Gemeinde seither weiterentwickelt hat.
Vor zwölf Jahren erhielt die Gemeinde Turgi vom Schweizer Heimatschutz den Wakkerpreis für ihren beispielhaften Ortsbildschutz. Trotz seiner Lage im Spannungsfeld zwischen den Zentren Baden und Brugg sei Turgi ein Ort mit eigener Identität, begründete der Heimatschutz damals seinen Entscheid. Orte ohne grosse historische Vergangenheit und pittoreskem Ortskern hätten es schwieriger, als lebenswert wahrgenommen zu werden, und gerade kleine Agglomerationsgemeinden würden dazu neigen, die Verantwortung an ihre grösseren Nachbarn zu delegieren. Turgi aber setze sich aktiv und erfolgreich für die Aufwertung des Lebensumfeldes ein, die ersten Resultate seien bereits sichtbar, schrieb der Heimatschutz im Jahre 2002. Dank fachgerechter Renovationen und innovativen Umnutzungen hätten in die Jahre gekommene Bauwerke wieder neues Leben erhalten.
Jetzt befasst sich ein Buch mit der Frage, wie sich Turgi in den letzten zwölf Jahren seit dem Erhalt des Wakkerpreises weiterentwickelt hat. Autor und Architekt Ruedi Dietiker, während 24 Jahren Mitglied der Bau- und Planungskommission, zieht ein insgesamt positives Fazit. «Die kommunal geschützten Bauten sind heute mehrheitlich saniert, während das Dorfgefüge verschiedenen Neubauten erhielt, die es ergänzen und verdichten. Im Dorfkern entstand durch die Mischung von zeitgemässer und traditioneller Architektur ein spannungsvolles städtebauliches Mosaik.»
Patrick Schoeck-Ritschard vom Schweizer Heimatschutz schreibt im Buch, Turgi sei 2002 insbesondere für das Gebäudeinventar und die kluge Bau- und Nutzungsordnung gelobt worden. «Man hatte jedoch Mühe, mehr als eine Handvoll tatsächlich realisierter Neubauprojekte im alten Siedlungskern zu finden.» Wer heute zwischen Bahnhof und ehemaliger Spinnerei spaziere, könne nun die Früchte der damaligen Planung bestaunen. Turgi sei keineswegs eingeschlafen, sondern habe mit einer besonnenen Verdichtung am richtigen Ort an Lebensqualität gewonnen. "Erhalten geblieben sind nicht nur die Villen, Fabrikgebäude oder Kosthäuser, sondern ebenso wertvolle Parkanlagen und Grünräume, die dem Ort ihr Gepräge gaben." Die sichtbare Qualität verstecke sich oft im Detail, etwa in der subtilen Weiterentwicklung von Gebäuden oder der feinen Justierung am Wegnetz. "Die Gemeinde Turgi hat im Laufe des letzten Vierteljahrhunderts bewiesen, dass keine Stararchitekten vonnöten sind, um wertvolle Baukultur zu schaffen."
Samuel Flükiger, Berater für Ortsbild und Städtebau bei der Abteilung Raumentwicklung des Kantons Aargau, lobt die Architektursprache der Neubauten: "Die Gemeinde hat die öffentlichen Gebäude bewusst mit hohem architektonischem Anspruch realisiert. Durch die solide städtebauliche Grundstruktur sind die heterogenen Architekturen in einer spannenden Mischung von Alt und Neu erlebbar." Im Ortsbild von Turgi spielten Gartenanlagen eine wichtige Rolle, seit Kurzem ergänze ein Inventar wertvoller Gärten, Bäume und Hecken die Planungsinstrumente, so Flükiger.
Die Überarbeitung der Bau- und Nutzungsordnung steht in Turgi bevor – es gelte, ein eindrückliches Erbe anzutreten, schreibt Patrick Schoeck-Ritschard vom Heimatschutz. Die einstigen Pioniere, die sich mit Herzblut für das Ortsbild eingesetzt hätten, übergeben demnächst das Zepter an eine jüngere Generation. «Die neue Generation soll nicht vor Ehrfurcht erstarren, sondern eigene Wege suchen, um die qualitätsvolle bauliche Entwicklung der Gemeinde fortzuschreiben», hofft Schoeck-Ritschard.
13. August, 19 Uhr, Bauernhaus an der Limmat: Vernissage des Buches «Verweben – Siedlungsentwicklung und historische Identität der Gemeinde Turgi».