Für eine Sonderausgabe des Songcircles zeigen Musiker Solidarität für Flüchtlinge, Musik und Erfahrungsberichte gehen dabei ans Herz.
Kerzen flackern, der Wein schimmert rubinrot im Glas und Hendrix Ackle spielt am Flügel Gymnopédie No. 1 von Erik Satie. Die mystischen Klänge, die das Publikum in der Stanzerei aus dem Alltagslärm in die Stille entführen, machen den Auftakt zur Songcircle Special Edition, dessen Gesamterlös dem Verein Netzwerk Asyl Aargau für das Projekt UMA (unbegleitete minderjährige Asylsuchende) zugutekommt.
«Wir sind tief betroffen von der aktuellen Flüchtlingssituation und wollten mit Leuten von hier ein Hilfsprojekt aus unserem Kanton unterstützen», sagen Stefan Schmidlin und Barbara Zulauf und Simone Leibundgut vom Stanzerei-Team.
16 413.10 Franken
Die Songcircle-Drahtzieher Adrian Stern und Hendrix Ackle liessen sich für den guten Zweck sofort einspannen und luden als Gäste die mosambikanische Sängerin Nilsa und den bosnischen Akkordeonisten Mario Batkovic ein. «Wir helfen so, wie wir es am besten können – nämlich mit unserer Musik», meint Ackle vor dem Konzert.
Wie alle am Anlass Beteiligten tritt er unentgeltlich auf. Langjährige Partner der Stanzerei beteiligen sich mit Sachspenden. Das bewährte Songcircle-Konzept wird auch beim Benefiz-Anlass beibehalten: Die vier Musiker singen und spielen einander ihre Lieblingslieder und wenn einer im Lust hat mitzumachen, steigt er spontan ein. Der Abend lebt von musikalischer Vielfalt und dem Improvisationstalent der Künstler.
Es ist schier unglaublich, was Batkovic seinem Handörgeli für Töne zu entlocken vermag. Als er mit seiner Familie dem Krieg entfloh und als 11-Jähriger nach Bern kam, war das Instrument lange Zeit sein einziger Zufluchtsort in der Fremde. Nilsa singt selbst geschriebene Lieder über ihre afrikanische Heimat und erzählt dazu: «Ich lebte mit den Eltern und 7 Geschwistern in einer Dreizimmerwohnung.
Oft nahmen wir zusätzlich noch Verwandte auf. In der Welt hat es Platz für alle!» Sie erntet Applaus. Für Hühnerhautmomente sorgt Ackle als er mit einer ungeheuren emotionalen Kraft und leicht brüchiger Stimme «Sometimes it snows in April» von Prince singt.
Adi Stern wählt unter anderem den Song «Nothing ever happens» von der britischen Rockband Del Amitri aus, in dem es um gesellschaftliche Apathie und Abgestumpftheit geht. 16 413.10 Franken kommen am Abend für das Projekt UMA zusammen.
Patrizia Bertschi, Präsidentin des Vereins Netzwerk Asyl zeigt sich berührt. «Die Minderjährigen, die wir betreuten, sind aus Kriegsländern wie Eritrea, Syrien und Afghanistan geflohen, in denen sie keine Zukunft hatten. Oft waren sie jahrelang unterwegs, bevor sie nach Europa kamen.
Wir bieten ihnen in Aarau Tagesstrukturen an und machen sie fit für das Integrationsprogramm an der kantonalen Schule für Berufsbildung.» Netzwerk Asyl existiert seit 10 Jahren. Mit Ausnahme von zwei bezahlten Stellen wird der ganze Betrieb durch Freiwilligenarbeit getragen.