Baden
Sophie Hunger eröffnet das One Of A Million im Nordportal

Sie ist anders als alle anderen und obwohl sie weltbekannt ist, passt sie perfekt ans One Of A Million Festival, das «Entdeckerfestival» in Baden. Sophie Hungers Musik fasziniert die Leute und nimmt das Publikum mit auf eine Reise.

Ursula Burgherr
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Will ihr Publikum nicht unterhalten, sondern fesseln: Sophie Hunger.

Will ihr Publikum nicht unterhalten, sondern fesseln: Sophie Hunger.

Celine Werdelis

Das One Of A Million Festival (OOAM) bringt bis zum 6. Februar 46 Formationen aus der ganzen Welt in Badens verschiedene Spielstätten. Die meisten davon vielversprechende Newcomer, die auf dem Weg nach oben sind.

So geht es weiter am One Of A Million Festival

Nach dem Opening mit dem Schweizer Superstar geht es weiter bei OOAM. Vom Klassikkonzert mit US-Pianist Bruce Brubaker bis hin zum Psychedelic-Dream-Pop-Event der deutschen Band «Fenster» ist für jeden Geschmack etwas mit dabei.

Letztere vertonen am Sonntag, ab 22 Uhr, im Royal live und mit Publikum den Film zu ihrem neuen Album «Emocean».

Weitere Konzert-Infos gibt’s auf www.ooam.ch.

«Das OOAM ist ein Entdeckerfestival», sagt Organisator Nik Fischer, der zusammen mit Nico Schulthess und Christoph Küng die Fäden zieht. Den Auftakt macht aber eine Frau, die in der Schweiz gehypt wird wie kaum eine andere: Sophie Hunger.

Nicht nur hierzulande schwärmt man in den höchsten Tönen über die gitarren- und klavierspielende Singer/Songwriterin. «Excellent» jubilierte «Le Monde» nach einem ihrer Konzerte, der deutsche «Musikexpress» betitelte die Berner Diplomatentochter schlicht als «atemberaubend» und der «Rolling Stone» nennt sie «die zeitlose Melancholikerin».

Hunger will ihr Publikum nicht unterhalten, sondern fesseln. In ihren Songs geht es immer wieder um Widersprüche des Alltags, Unsicherheiten, Schmerz und innere Ruhelosigkeit. Glasklar hallt ihre Stimme, die irgendwo zwischen naiver Mädchenhaftigkeit und fraulicher Reife pendelt, durch das brechend volle Nordportal. Sofort ist Ruhe im Saal. Denn bei den oft etwas chaotisch anmutenden Werken mit unzähligen musikalischen Facetten ist Zuhören angesagt.

Sphärische Gitarrenklänge erklingen zu «Fathr», einem Lied aus dem Album «Supermoon», in dem sie abweisende Väter besingt. In «Love Is Not The Answer» nimmt Hunger die Liebe aufs Korn, die eben doch nicht die Antwort auf alle Fragen im Leben sei. «Spaghetti und Spinat» schrieb die Künstlerin, wie sie im Nordportal schalkhaft meint, um schöne Menschen zu erniedrigen. Sie seien die einzige Minderheit, die immer nur Vorzüge im Leben hätten. «Ich schaue CNN, geköpfte Kurden und einen Weltrekord im Spurten» ätzt die 32-Jährige in «Die ganze Welt» lakonisch.

Wenn Hunger zwischendurch spricht, wirkt sie fast schüchtern. Leise nuschelt sie ins Mikrofon und erzählt Episoden aus dem Leben. Etwa von Trompetenbauer Herr Inderbinen, dessen Instrument auf der Nordportal-Bühne in einem hühnerhauterzeugenden Solo zum Klingen kommt. Oder von ihrem letzten Aufenthalt in den USA – einem «dummen Land» wie sie sagt. Dafür erntet sie Lacher.

Stilistisch lässt sich Hunger mit ihrer instrumental absolut genialen Viermann-Band schwer einordnen. Schrummende New-Wave-Gitarren, jazzig-vertrackte Klaviersoli und rauchiger Bläsersound sind genauso Bestandteile ihrer düsteren, schräg-schönen Klangwelten, wie Chanson-, Folk-, Gospel- und Elektropop-Elemente.

«Sophie Hunger ist einfach anders als alle anderen», bringt es eine Besucherin auf den Punkt. Und auch wenn der «Hunger-Dauerblues» mit der Zeit etwas anstrengend wird; kalt lässt er auf jeden Fall keinen.