Obersiggenthal
Sparauftrag: Werden jetzt die Hälfte der Kulturbeiträge gestrichen?

Gemeinderat und Arbeitsgruppe Finanzen geben erste Sparvorschläge für das Jahr 2017 bekannt.

Pirmin Kramer
Drucken
Blick auf Obersiggenthal

Blick auf Obersiggenthal

Daniel Vizentini

Diesen Februar beschlossen die Stimmbürger von Obersiggenthal, den Steuerfuss von 98 auf 103 Prozent zu erhöhen. Gleichzeitig setzte der Gemeinderat ein Sparpaket um. Dennoch schrieb die Gemeinde tiefrote Zahlen, und es fehlt das Geld für ursprünglich geplante Investitionen wie beispielsweise den Bau eines Fussballplatzes.

Eine Arbeitsgruppe Finanzen hat sich darum in den vergangenen Monaten auf die Suche nach weiteren Einsparmöglichkeiten gemacht; ihr gehörten neun Vertreter aller Fraktionen des Einwohnerats an. Die Ergebnisse liegen nun vor: Die Gruppe machte Einsparpotenzial in Höhe von 160 000 Franken ausfindig. Vor allem im Bereich Kultur könne man noch sparen, ist die Gruppe überzeugt: Die Unterstützung für die «Kulturszene» soll um die Hälfte auf neu 15 000 Franken gekürzt werden.

Einwohnerrat Obersiggenthal (Juni 2016) Ungewohntes Bild im Einwohnerrat: Rund 30 Kinder und Jugendliche waren im Saal anwesend. Sie wünschten sich einen Kredit für die längste Rutschbahn im Siggenthal.

Einwohnerrat Obersiggenthal (Juni 2016) Ungewohntes Bild im Einwohnerrat: Rund 30 Kinder und Jugendliche waren im Saal anwesend. Sie wünschten sich einen Kredit für die längste Rutschbahn im Siggenthal.

Badener Tagblatt

Gleichzeitig sollen Beiträge für Dritte um 12 000 Franken sinken. «Beiträge sollen nur noch auf Veranstaltungen mit Bezug zu Obersiggenthal beschränkt werden, mit Ausnahme des Kurtheaters Baden», fordert die Arbeitsgruppe. Finanzvorsteher Linus Egger (CVP) erklärte, der Gemeinderat sei einverstanden damit, die Beiträge für Kultur um jährlich 27 000 Franken zu kürzen. Im Budgetvorschlag werden diese Beiträge nicht mehr enthalten sein, wobei der Einwohnerrat noch abstimmen und das letzte Wort haben wird.

Kulturszene wehrt sich

Katrin Durisch Koller, Präsidentin der Kulturszene Obersiggenthal, wehrt sich in einem Brief an den Gemeinderat und die Einwohnerräte gegen die drohende Beitragskürzung. «Die Kulturszene hat sich dank ihrem hohen Engagement und einem professionellen Auftritt in den letzten Jahren einen guten Namen auch über die Gemeindegrenzen hinaus gemacht. Das sehen wir als lebendige Werbung für die Attraktivität des Standorts Obersiggenthal als Wohngemeinde.»

Eine Kürzung des Budgets um 50 Prozent würde die qualitative und quantitative Arbeit der Kulturszene massiv schwächen, und beliebte Traditionen müssten aufgegeben werden. Auch Karl Wenzler, Präsident der Kulturkommission, hat einen Brief an den Gemeinderat verfasst: «Kürzungen im Bereich Kultur, Sport und Bildung scheinen auf den ersten Blick verkraftbar. Der gemeinschaftsbildende Wert der Kultur wird vielfach erst dann erkannt, wenn sie in ihrer Vielfalt verschwindet.»

Der Gemeinderat unterstützt einige weitere Sparvorschläge der Arbeitsgruppe. So wird ab 2017 der Neujahrsapéro gestrichen und nicht mehr durchgeführt; dadurch können 3500 Franken gespart werden. Um denselben Betrag sollen die Ausgaben für Feuerwehr-Kleider reduziert werden. Nur noch alle zwei Jahre statt wie bisher jedes Jahr soll die Finanzkommission eine Tiefenprüfung durchführen, wodurch 4500 Franken eingespart werden können. Um einen namhaften Beitrag sollen auch die Hilfsaktionen im In- und Ausland gekürzt werden.

Am 1. August wird weiter gefeiert

Mit mehreren Sparvorschlägen ist der Gemeinderat jedoch nicht einverstanden. Die Arbeitsgruppe schlug zum Beispiel vor, die 1.-August-Feier nicht mehr durchzuführen (9000 Franken), die Ludothek zu schliessen (30 000 Franken) und den Kaderausflug der Verwaltung zu streichen (5500 Franken).