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Der Flügelmensch von Hans Trudel ist am Montag vom unteren Bahnhofplatz entfernt worden. Die Skulptur muss der Badenfahrt Platz machen.
Zwar geht es noch 24 Tage bis zur Badenfahrt. Doch für den städtischen Werkhof haben die Vorbereitungsarbeiten bereits begonnen: Damit im Festgebiet ab Anfang August mit dem Aufbau gestartet werden kann, muss dieses entsprechend geräumt werden. Sitzbänke, Veloständer, Stelen und Fahnenstangen wurden vor kurzem entfernt. «Es ist uns bewusst, dass die Bewohner gerade in den Sommerferien die eine oder andere Sitzbank vermissen werden», sagt Werkhof-Leiter Thomas Stirnemann. Doch wenn man jetzt nicht mit der Demontage beginne, könne der Bau der Festbeizen nicht rechtzeitig erfolgen.
Am Montagnachmittag demontierte nun das Stetter Mettallbauunternehmen H. Wetter AG im Auftrag des Werkhofs den «Flieger» des Badener Künstlers Hans Trudel (1881–1958) auf dem unteren Bahnhofplatz. Unter neugierigen Blicken von Passanten lösten die Mitarbeiter mithilfe von Scherenhebebühne und Pneukran zuerst die Chromstahlplatten der Säule. Danach sicherten sie den Flügelmenschen und brachten diesen auf den Boden. Nach über zwei Stunden war der Abbau vollbracht. Jetzt erinnert nur noch das Betonfundament an die Figur.
Die splitternackte Skulptur blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück: Hans Trudel hatte sie in den Jahren 1925/1927 während eines Atelieraufenthaltes in Rom geschaffen – in zweifacher Ausführung. Er plante damals, die beiden Figuren als Brückenschmuck bei der neuen Hochbrücke in Baden aufzustellen. Dies, obwohl er von der Stadt hierfür nie einen Auftrag erhalten hatte.
1929 wurde der eine «Flieger» auf dem Theaterplatz montiert, der andere landete in der Gemeinde Güttingen am Bodensee. Die Skulptur sorgte bei der damals noch sehr prüden Badener Bevölkerung für Diskussionen. Entschärft wurde die Situation mit der Montage eines Feigenblatts. 1972 wurde dieses aber wieder entfernt: Die Gesellschaft wurde liberaler. Nach der Neugestaltung des Bahnhofplatzes und der Sanierung des Metroshops erhielt der «Flieger» im Jahr 2001 auf einer hohen Metallsäule seinen definitiven Standort.
Mit der Demontage der Skulptur ist der aufwendigste Teil der Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen, der Aufbau für die Festaktivitäten rückt somit in die Nähe. So werden nicht nur eine Blues- und Jazzbühne beim Eingang zum Metroshop, sondern unter anderem auch drei grosse Bauten den unteren Bahnhofplatz prägen. Entstehen wird die Musikbeiz «Tipitinas» mit Bar und Gastronomie, die freie Sicht auf die Bühne bietet.
Weiter ist der Verein «Mesött» mit seiner Beiz «Count-Town» präsent, in der auch der offizielle Infostand der Badenfahrt sowie das Badenfahrt-Radio integriert ist. Zudem ist das «Badener Tagblatt» mit einem Holzbau vor Ort: Das «Bistro de la Presse» ist eine Nachbildung der Dachkuppel, die der Architekt Mario Botta ursprünglich für das ehemalige Hotel Verenahof im Rahmen des Bauprojekts im Bäderquartier geplant hatte.
Hans Trudels Flügelmensch wird nun bei der Metallbaufirma zwischengelagert. Werkhof-Betriebsleiter Matthias Messerli rechnet damit, dass die Skulptur Anfang September wieder an ihrem angestammten Platz stehen und über die Köpfe der Passanten fliegen wird.