Spreitenbach
Unbekannte sprengen Bancomat im Shoppi – Centerleiter: «Werden keine Automaten entfernen»

In Spreitenbach haben am frühen Freitagmorgen unbekannte Täter einen Bankautomaten gesprengt. Dieser befindet sich im Shoppi Tivoli. Der Centerleiter sagt, ob Shoppen am Freitag möglich ist und ob er Bancomaten zu schliessen gedenkt. Die betroffene Bank plant derweil den Abbau von Automaten.

Alessandro Crippa
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Der Bancomat der Bank Cler wurde gesprengt. An anderen Geschäften entstand kein Schaden.

Der Bancomat der Bank Cler wurde gesprengt. An anderen Geschäften entstand kein Schaden.

Kapo AG

Am frühen Freitagmorgen, kurz vor 4 Uhr, erhielt der Polizeinotruf die Meldung, dass es innerhalb des Einkaufszentrums Shoppi Tivoli in Spreitenbach zu einer Explosion gekommen sein dürfte. Einerseits hätten Drittpersonen den Vorfall gemeldet, weil man einen lauten Knall gehört habe, andererseits habe aber auch die Sicherheitsanlage des Centers einen Alarm ausgelöst, sagt Kapo-Mediensprecher Dominic Zimmerli auf Anfrage. Umgehend seien mehrere Patrouillen der Kantons- sowie der umliegenden Regional- und Stadtpolizeien aufgeboten worden.

Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte konnten diese im Innern des Gebäudes einen gesprengten Bancomaten der Bank Cler feststellen. Dieser befindet sich beim Eingang Limmatpark, wie Centerleiter Patrick Stäuble auf Anfrage der AZ sagt. Gemäss Angaben der Aargauer Kantonspolizei sei eine gross angelegte Fahndung erfolglos geblieben. Sogar ein Helikopter stand im Einsatz.

Die Einfahrt ins Parkhaus des Limmatparks.

Die Einfahrt ins Parkhaus des Limmatparks.

Screenshot Google Street View

Gemäss ersten Hinweisen dürften «mindestens drei unbekannte Personen» an der Tat beteiligt gewesen sein. Diese verschafften sich gewaltsam Zutritt in das Gebäude. Wie sie im Anschluss an ihre Tat geflüchtet sind, ist unklar.

Keine Schäden an Schaufenstern oder anderen Geschäften

Das Shoppen ist am Freitag dennoch normal möglich, wie Patrick Stäuble sagt. Schaden ist am Bancomaten entstanden sowie an einer benachbarten Bijoutierie. Durch die Sprengung entstanden Risse in einer Wand, Vitrinen barsten und Schmuck fiel auf den Boden. Der Laden blieb wegen Aufräumarbeiten am Freitag geschlossen, wie TeleM1 berichtete.

Patrick Stäuble, Leiter des Shoppingzentrums.

Patrick Stäuble, Leiter des Shoppingzentrums.

Chris Iseli

Überlegt sich der Centerleiter jetzt, die sechs Bankautomaten im Shoppi Tivoli entfernen zu lassen? Oder geht er das Risiko ein, dass es allenfalls noch einmal zu einem solchen Vorfall kommt? Die Antwort ist klar und deutlich: «Wir werden die Bancomaten nicht rausnehmen, wir müssen mit dem Risiko einer erneuten Sprengung leben.» Zudem seien Sprengungen in der Vergangenheit auch kein Thema gewesen.

Der betroffene Automat sei am nächsten an einem Ein- und Ausgang gelegen im Gegensatz zu den anderen, die zentraler im Shoppingcenter seien, sagt Stäuble weiter. Er ist sich sicher: «Die Täterschaft hat im Vorfeld alles ausgekundschaftet.»

Nebst mehreren Polizeipatrouillen und der Feuerwehr Killwangen-Spreitenbach waren auch – wie bei Sprengungen üblich – Spezialisten des Forensischen Instituts Zürich sowie des Bundesamtes für Polizei (fedpol) vor Ort.

Das Video zum Fall.

ArgoviaToday

Das sagt die Bank zum Vorfall

Wie hoch ist der Sachschaden am Bancomaten und wie viel Bargeld ist erbeutet worden? Diese beiden Fragen kann die Bank Cler «aufgrund laufender Ermittlungen» aktuell nicht beantworten.

Und wie sieht es aus mit allfälligen Schliessungen von Bancomaten der Bank? Im April sagte Natalie Waltmann, Leiterin Kommunikation, gegenüber unserer Zeitung, dass solche nicht angedacht seien. Nun hat die Bank ihre Meinung aber geändert: Das Bedürfnis nach Bezahlung mit Bargeld ist zurückgegangen, auch wegen der Coronapandemie. Das zeige sich in der Anzahl sowie in der Höhe der Bezüge, schreibt Waltmann. Und:

«Wir haben deshalb entschieden, gewisse Bancomaten an externen Standorten, wie beispielsweise in Coop-Centern, abzubauen.»

Im Gegenzug könne die Kundschaft viermal pro Monat kostenlos Bargeld (Schweizer Franken) an über 7000 Bancomaten in der Schweiz, egal bei welcher Bank, beziehen. Zudem sei es möglich an bedienten Kassen von Coop Bargeld zu beziehen, wenn für mindestens 10 Franken eingekauft wird.

Vor fast genau einem Monat ist im Aargau der bisher letzte Bancomat in die Luft geflogen: Damals haben Unbekannte in Büttikon im Freiamt den Automaten der Raiffeisen, der in einer Hauswand integriert war, gesprengt. Die Liste der Vorfälle mit Bancomaten-Sprengungen in den vergangenen beiden Jahren ist aber weitaus länger.

Polizei: Schaden nicht höher als bei anderen Fällen

Der neuste Vorfall ist der erste im Aargau, der sich im Inneren eines Gebäudes zugetragen hat. Das verändert aber die Arbeit der Polizei nicht, und auch die Schäden müssen deshalb nicht höher ausfallen. Ein Vergleich mit Bildern aus früheren Fällen lässt dies zumindest erahnen.

Nimmt diese «Serie» von Bancomaten-Sprengungen nun ein neues Ausmass an Dreistigkeit an, wenn die Täter bereits Türen aufbrechen, um zu Geldautomaten zu gelangen? Dominic Zimmerli, Mediensprecher bei der Kantonspolizei, schreibt auf diese Frage: «Hier dürfte die Thematik eine Rolle spielen, dass es immer weniger freistehende Bankautomaten gibt und sich die Täterschaft dieser neuen Situation wohl anpassen muss.» Damit spricht er den Fall in Oberentfelden an, bei dem Ende März 2022 ein Automat neben der Coop-Tankstelle gesprengt worden ist. Dieser ist in der Folge nicht mehr nachgebaut worden.

Gibt ein solcher Fall der ganzen «Serie» ein neues Gewicht? Mittlerweile sind es sieben gesprengte Bancomaten im Kanton Aargau innert weniger als zwei Jahren. Zimmerli schreibt, dass ein solcher Fall keinen grossen Unterschied mache und «mehr oder weniger gleich gewichtet» werde. Da sich Bankautomaten meistens in öffentlichen Gebäuden oder Gewerbeliegenschaften befinden, glaubt er nicht, dass sich die Gefährdung für die Bevölkerung vergrössern wird.

Hinweis: In den ersten Version des Artikels hiess es, es sei kein Schaden an umliegenden Geschäften entstanden. Diese Information stellte sich als falsch heraus. Sie ist korrigiert.