Das «Bistro de la Presse» lässt an der Badenfahrt die geplatzten Pläne des Stararchitekten Mario Botta wieder aufleben.
Wo normalerweise der Springbrunnen plätschert, wird in Kürze die Festbeiz des «Badener Tagblatts» stehen: Seit Anfang Woche stellen die Mitarbeiter des Fislisbacher Schreinerei- und Holzbaubetriebs Peterhans, Schibli & Co Balken, Bretter und Träger auf. Insgesamt Zehn Kubikmeter Holz und 350 Quadratmeter Platten werden für das «Bistro de la Presse» auf dem unteren Bahnhofplatz benötigt.
Das Besondere an der BT-Festbeiz: Sie ist eine Nachbildung der Dachkuppel, die der Architekt des neuen Badener Thermalbads Mario Botta ursprünglich für das ehemalige Hotel Verenahof vorgesehen hatte. «Die leichte Holzkonstruktion mit der Kuppel zeichnet den Bau aus», sagt Reto Attiger, Geschäftsleitungsmitglied von Peterhans, Schibli & Co. Dadurch, dass die Festbeiz auf dem Springbrunnen zu stehen kommt, wird sie praktisch auf allen Seiten offen und begehbar sein. «Das ist speziell, und eine Eigenheit, welche die offene Art beider Unternehmen unterstreicht.»
Das «Bistro de la Presse» stellt die Verbindung zwischen «Realität versus Traum» dar und spielt mit dem schmalen Grat, der dazwischen liegt – passend zum Badenfahrt-Motto «Versus». Das BT will damit den historischen Hintergrund der Bäderstadt ins Licht rücken, über geplatzte und realisierte Träume berichten sowie täglich nah am Geschehen der Badenfahrt sein. An der Bar können Festbesucher kleine Snacks und Getränke geniessen. Auch für Unterhaltung ist gesorgt: An ausgewählten Tagen treten Wortkünstler, Kabarettisten sowie Komiker auf. Zudem wird täglich zwischen 20 und 22 Uhr eine berühmte Persönlichkeit hinter der Bar arbeiten und den Festbesuchern für kurze Gespräche zur Verfügung stehen.
Am BT-Projekt sind bis acht Mitarbeiter des Schreinerei- und Holzbaubetriebs beteiligt, mit den anderen Badenfahrtbauten sind es rund 20 – fast die Hälfte der Belegschaft. «Wir wussten, dass eine strenge Zeit auf uns zukommen wird, auch weil der Betrieb ganz normal weitergeht», sagt Geschäftsleiter Beat Peterhans. Doch das sei für das Team kein Problem: «Die Mitarbeiter sind motiviert und haben Freude, dass sie an der Badenfahrt mitwirken können.» Es mache grossen Spass, fügt Attiger hinzu, mit Leuten zusammenzuarbeiten, mit denen man im Alltagsgeschäft in der Regel kaum in Kontakt tritt. «Das gibt uns Gelegenheit, das Netzwerk auszubauen und vielleicht den einen oder anderen Neukunden zu gewinnen», merkt Peterhans an.
Die Beteiligung des BT an der Badenfahrt hat Tradition. 1977 und 1982 befand sich das «Bistro de la Presse» noch am Theaterplatz. 1987 ging es dann unter den Bogen der Hochbrücke in die Festbeiz «Chez les Chlochards». Es war damals eine der noch seltenen zweigeschossigen Festbeizen. Am selben Ort baute das BT am Regionalfest 1991 die Matterhorn-Beiz auf. Kurz nach der Fusion mit dem Aargauer Tagblatt war die az an der «La Badenfahrt» im Jahr 1997 in der «Titanic», mitten in der Schiffslandschaft im Graben, mit eigenem Cabaret-Programm und der eigenen Hausband AZton dabei. 2007 ging das «Bistro de la Presse» schliesslich wieder hinauf auf den Theaterplatz und lud zu ihrer Beiz bei Herrn Einstein.
Neben dem «Bistro de la Presse» realisiert Peterhans, Schibli & Co auch die Vereinsprojekte «SchreBARgarten», «LeDurt», «Sandsibar» und «Ocean Club». «Wir hätten zwar auch noch weitere Anfragen für Festbeizen bekommen, doch wir hatten schlicht keine Kapazität mehr», sagt Attiger. Man habe die Anfragen jeweils an andere regionale Unternehmen weitergegeben. «Konkurrenz gibt es an der Badenfahrt nicht. Im Gegenteil: Da steht die Holzbaubranche zusammen und wir helfen uns gegenseitig aus» Beispielsweise wenn es um Aushilfen oder die Benutzung von Baumaschinen geht. «Da die Platzverhältnisse beschränkt sind, können die Aufbauarbeiten nur koordiniert erfolgen», sagt Peterhans. Deshalb sei es wichtig, dass alle Beteiligten am selben Strick ziehen. «Das klappt sehr gut.»
Wie bei der BT-Festbeiz kommt auch bei den anderen vier Projekten des 1959 gegründeten Familienbetriebs Schweizer Fichten- und Tannenholz zum Einsatz. «Nach der Badenfahrt kann dieses bis zu 80 Prozent wiederverwertet werden», sagt Attiger. Als Beispiel nennt er den Unterstand des christlichen Sozialwerks Hope, der jeweils auf dem unteren Bahnhofplatz in den Wintermonaten Randständigen Schutz bietet. Das Geschäftsleitungsmitglied rechnet damit, dass der Rohbau des «Bistro de la Presse» bis Anfang nächste Woche stehen wird. Dann wird mit der Botta-Kuppel ein Traum in die Realität umgesetzt – zumindest für eine kurze Zeit.