Confiserie
Sprüngli hält trotz Corona an neuer Filiale in Baden fest – der Chef erklärt die Gründe

Corona hat die Confiserie Sprüngli hart getroffen – trotz massiven Einsparungen im Unternehmen hält sie am neuen Laden beim Bahnhof Baden fest. Zudem steht nun das Eröffnungsdatum fest.

Philipp Zimmermann
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Sprüngli-Verwaltungsratspräsident Milan Prenosil: «Den Investitionsbetrag für Baden hatten wir extra eingefroren.»

Sprüngli-Verwaltungsratspräsident Milan Prenosil: «Den Investitionsbetrag für Baden hatten wir extra eingefroren.»

Britta Gut/ZVG (Bildmontage:AZ)

Die Zürcher Confiserie Sprüngli wollte ihre neue Filiale im Metroshop des Bahnhofs Baden eigentlich im Frühsommer eröffnen. Doch am Standort, dem früheren SBB-Billettschalter, stehen noch immer die Stellwände mit dem Sprüngli-Logo und Pralinés. Was ist aus Sprünglis Plänen geworden?

Es ist die erste Frage im Gespräch mit Verwaltungsratspräsident Milan Prenosil, der die Confiserie seit 1994 mit seinem Bruder Tomas Prenosil in sechster Generation führt. «Die Coronakrise hat dazu geführt, dass wir die Investitionen aufgeschoben haben», antwortet er. In Bezug auf Baden habe die Pandemie aber nichts geändert. «Wir eröffnen den Laden am Donnerstag, 29. Oktober», kündigt Prenosil an – und unterstreicht: «Das ist definitiv.»

Jeder zweiter Mitarbeiter war in Kurzarbeit

Prenosil verhehlt nicht, dass die Coronakrise auch das 1836 gegründete Traditionsunternehmen Sprüngli mit seinen 25 Filialen hart getroffen hat. «Während des Lockdowns lief nichts mehr. 50 Prozent unserer Mitarbeitenden waren zwischenzeitlich in Kurzarbeit.»

Die ganze Logistikkette sei monatelang unterbrochen gewesen. «Es herrschte eine grosse Unsicherheit», sagt der Sprüngli-Chef. Die Confiserie musste ihr Sortiment reduzieren, nicht nur bei den Pralinés, sondern etwa auch beim bekanntesten Klassiker, den luftig-leichten Luxemburgerli.

Luxemburgerli aus dem Hause Sprüngli.

Luxemburgerli aus dem Hause Sprüngli.

Keystone/Gaetan Bally

Nach und nach wird das Sortiment wieder vervollständigt. Die Rückkehr zur Normalität schreitet voran. «Für uns ist das aber ein Drahtseilakt», sagt Prenosil vorsichtig optimistisch. Er ist auch Präsident der City Vereinigung Zürich.

Läden, die von der Laufkundschaft leben, sowie Gastrobetriebe wie das Sprüngli-Café am Paradeplatz müssen nach wie vor mit Mindereinnahmen auskommen, auch wenn sich die Situation entschärft hat. «Detaillisten und Gastronomen erholen sich nur langsam. Tausende Leute sind immer noch im Home-Office. Wir haben in Zürich fast keine ausländischen Touristen.»

Die Sprüngli-Filiale am Paradeplatz in Zürich.

Die Sprüngli-Filiale am Paradeplatz in Zürich.

Keystone/Christian Merz

Eröffnung mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft

Sprüngli hat seine geplanten Investitionen massiv herunterfahren. Zahlen nennt Prenosil keine. Doch warum hat das Unternehmen die Investition in den Badener Laden bei den Einsparungen ausgeklammert? «Den Betrag für Baden hatten wir extra eingefroren», erklärt der Sprüngli-Chef. «Wir glauben an den Standort Baden. Wir wollen hier unsere neue Pionierfiliale eröffnen.»

Sprüngli will in Baden neue Confiserie-Produkte lancieren und seine Schokoladen-Kompetenz ausbauen. Neun bis zehn Stellen sind dafür vorgesehen. Für die Eröffnung des 100 Quadratmeter grossen Ladens laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Die Eröffnung noch im Oktober ist mit dem Weihnachtsgeschäft erklärbar. Es ist für Sprüngli ein wichtiger Umsatztreiber.

Erste Sprüngli-Filiale im Shoppi Tivoli

Dass Baden nun einen Sprüngli-Laden erhält, freut Milan Prenosil besonders. Er weist darauf hin, dass sein Onkel Richard Sprüngli 1970 die erste Sprüngli-Filiale im Aargau, nämlich im Shoppingcenter Tivoli in Spreitenbach eröffnete. Sie schloss im Jahr 2006. Eine Rückkehr nach Spreitenbach, stand nicht zur Debatte.

«Shopping-Center sind ein Verdrängungsmarkt mit grosser Konkurrenz. Für uns kein Erfolgsmodell für die Zukunft», sagt Prenosil. Anders Baden und der Standort im Metroshop am Bahnhof. Prenosil ortet generell ein grosses Entwicklungspotenzial in der Limmatstadt – wegen des Bevölkerungswachstums und weil die Kleinstadt ein Verkehrsknotenpunkt ist.

Sprüngli hatte sich schon mehrere Standorte in der Badener Innenstadt angeschaut, wo sich Läden aneinanderreihen, aber sich dagegen entschieden. Das Investment im Metroshop hat nämlich einen grossen Vorteil: Auf dem SBB-Areal kann der Laden auch sonntags öffnen – auch das ist wichtiger Pfeiler im Sprüngli-Konzept.

Passt auch ins Konzept: Die Sprüngli-Filiale am Flughafen Zürich.

Passt auch ins Konzept: Die Sprüngli-Filiale am Flughafen Zürich.

Keystone/Christian Merz