1300 Stellen will General Electric im Aargau abbauen. Wie will Baden darauf reagieren? Stadtammann Geri Müller und Standortleiter Thomas Lütolf antworten.
Geri Müller: Man wusste schon länger, dass Alstom beziehungsweise GE sich in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld bewegen. GE hat nie irgendwelche Versprechungen gemacht. Wenn zwei Firmen mit gleichem Angebot zusammenkommen, gibt es Überlappungen.
Es war tatsächlich konkret nie von einem Stellenabbau die Rede. Aber es war klar, dass es in irgendeinem Rahmen zu Restrukturierungen und somit auch zu einem Stellenabbau kommen wird.
Die hohe Zahl von 1300 Stellen hat mich schon überrascht und sie tut ganz klar weh. Gleichzeitig war ich natürlich auch erleichtert, dass GE zwei ihrer Hauptsitze nach Baden verlegen will, was auch eine Bestätigung war für die Zeichen, die wir in den letzten Wochen erhalten haben.
Die Entwicklung der Energiebranche ganz generell ist dramatisch. Ich will die Situation überhaupt nicht verharmlosen. Ich gehe aber davon aus, dass GE eine sorgfältige Analyse gemacht. Sie haben eine Vorwärtsstrategie gewählt mit dem Ziel, die gut ausgebildeten Menschen hier in Baden halten zu können.
Wir handeln pragmatisch. Wir setzen alles daran, GE davon zu überzeugen, so viele Stellen wie möglich zu erhalten. Es ist wie bei einem Erdbeben: Im ersten Moment sieht man vor allem die Schäden, doch dann muss man sofort alles daransetzen, diese zu beheben, dass es in Zukunft besser kommt. Nochmals: GE sagt nicht, morgen stehen 1300 Angestellte auf der Strasse. Sondern der Zeithorizont beträgt zwei Jahre, in denen wir jetzt reagieren können. Mir ist eine solche, ehrliche Einschätzung lieber, als wenn GE zuerst sagt, es werden 200 Stellen abgebaut und diese Zahl dann monatlich nach oben korrigiert wird. Jetzt wissen wir wenigstens, was der Tarif ist und wo wir stehen. Jetzt einfach auszurufen, wäre ganz sicher nicht lösungsorientiert.
Thomas Lütolf: Auch wenn wir immer zuversichtlich waren, so waren wir uns immer bewusst, dass auch Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.
Lütolf: Wir haben das Unternehmen regelmässig und zielgerichtet von den Stärken unseres Standorts zu überzeugen versucht und auf die Vorzüge aufmerksam gemacht. Die Drähte sind heiss gelaufen; der Austausch war intensiv und gut. Ich glaube, gerade die GE-Übernahme hat gezeigt, dass wir gut aufgestellt sind und wir passend reagieren konnten.
Müller: Ich will das absolut bekräftigen. Dass GE zwei Hauptsitze nach Baden verlegen will, ist ein deutliches Bekenntnis zu diesem Standort.
Lütolf: Zusammen mit dem Kanton haben wir frühzeitig die Kontakte und Gespräche mit neuen Unternehmen gesucht. Schon seit zwei Jahren setzen wir uns intensiv mit dem Szenario einer schwächer werdenden Energiebranche auseinander. Auch die Legislaturziele sehen eine Branchendiversifikation vor. Auch haben wir viele interessante Signale aus der KMU-Szene erhalten. Daraus lassen sich spannende, aufstrebende Branchen erkennen, die gut zu Baden passen.
Müller: Nochmals, diese 1300 Angestellten stehen nicht am Montag auf der Strasse. Auf Stufe Kanton ist ja eine Task-Force ins Leben gerufen worden, die sich jetzt genau mit Fragen wie etwa Kurzarbeit oder Sozialplänen auseinandersetzt. GE hat uns ein plausibles Konzept präsentiert. Unser Ziel wird es in den nächsten zwei Jahren sein, auf dem Platz möglichst viel Transfer von Personal zu ermöglichen.
Müller: Wir sind im ständigen Kontakt mit dem Kanton. Er ist federführend bei der Bewältigung der konkreten Auswirkungen des Stellenabbaus.
Lütolf: Bis man weiss, auf welcher Ebene wie viele Stellen betroffen sind, wird es sicher noch ein halbes Jahr dauern. Sicher wäre es jetzt falsch, aus Interpretationen heraus Zahlen zu nennen, die dann zu Gerüchten führen. Das wäre sicher auch für die Angestellten nicht gut.
Müller: Es wurden gestern noch keine detaillierten Zahlen genannt.
Müller: Ich habe ein sehr gutes Gefühl, zumal wir auch viele Trümpfe wie das viele Know-how, das Forschungszentrum oder die Nähe zum Flughafen ausspielen können.
Lütolf: Die Ernsthaftigkeit, zwei globale Hauptsitze von Atlanta (USA) nach Baden zu verlegen, ist doch ein starkes Bekenntnis zu unserem Standort. Auch wenn es im Moment etwas abstrakt ist: Ich sehe das als grosse Chance für die Entwicklung in Baden. Man darf einfach nicht vergessen, dass wir hier in Baden viele Menschen mit Know-how haben. Die kann man nicht einfach abziehen. GE dürfte zudem die Nähe zur ABB schätzen.
Müller: In erster Linie kommt die Abteilung Standortmarketing von Thomas Lütolf zum Zug. Weiter werden wir schauen, welche Auswirkungen der Stellenabbau auf einzelne Bereiche wie etwa Schule oder Gewerbe haben könnte.
Lütolf: Auf operativer Ebene müssen wir bei der Suche nach Lösungen zum Beispiel im Bereich Büroflächen vom Maximalszenario von 1300 Entlassungen ausgehen. Kleinere Lösungen lassen sich kurzfristig daraus einfacher ableiten. Und ganz wichtig: Der Austausch zwischen uns, dem Kanton und GE wird weiter sehr intensiv geführt werden.
Müller: Eines möchte ich am Ende auch noch betonen. Die Abbaupläne von GE haben nicht nur Auswirkungen für die Stadt Baden, sondern für die ganze Region, weshalb wir uns auch innerhalb des Planungsverbands Baden Region mit diesem Thema auseinandersetzen werden.