Baden
Stadtcasino-Beteiligung: Schon im alten Kursaal wurde gespielt

Die Beteiligung der Einwohnergemeinde an der Stadtcasino Baden AG ist historisch begründet.

Roman Huber
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Der Kursaalbau, wie er sich nach der Entfernung der Kuppel und der klassizistischen Elemente nach 1931 präsentierte, mit stadtseitigem Zugang. Archiv

Der Kursaalbau, wie er sich nach der Entfernung der Kuppel und der klassizistischen Elemente nach 1931 präsentierte, mit stadtseitigem Zugang. Archiv

zvg

Die Beteiligung der öffentlichen Hand an öffentlichen Unternehmungen, die nicht zwingend in deren Aufgabenbereich gehören, muss heute definierten Richtlinien entsprechen. Solche hat der Einwohnerrat unter «Public Corporate Governance» – so das Schlagwort für öffentliche Beteiligungen – im vergangenen Jahr abgesegnet.

Die Richtlinien gelten nicht nur für künftige Beteiligungen. Denn der Einwohnerrat hat verlangt, dass bestehende Beteiligungen der Stadt nun ebenfalls geprüft werden müssen. Wie weit die Historie bei der Stadtcasino AG eine Rolle spielen wird, muss der Stadtrat beantworten, auch aufgrund des jüngsten Postulats von SP-Einwohnerrat Markus Widmer.

Die Beteiligung der Stadt an der Stadtcasino Baden AG hat ihre eigene Geschichte, deren Wurzeln im Bäderort liegen. Mit der ersten Eisenbahn erlebte dieser in den Folgejahren einen wachsenden Zustrom an Kur- und Badegästen. Daraus wuchs die Idee eines Kursaals, die vom 1865 gegründeten Kurverein, der Vereinigung der Badehotels und -gasthöfe verfolgt wurde. Nach ersten gescheiterten Projekten wurde 1874/75 der Badener Architekt Robert Moser mit dem Bau des Kurhauses beauftragt, das von der Kurgesellschaft betrieben wurde, 1877 aber bereits ins Eigentum der Ortsbürgergemeinde wechselte.

Das Glücksspiel hatte es schwer

Von Beginn an gehörte das Spielvergnügen der Gäste zum Betrieb wie das Kurorchester, das aus den Spieleinnahmen entlöhnt wurde. Das Spiel jedoch hatte in Bundesbern einen schweren Stand und wurde wiederholt von den Sozialisten bekämpft. In den vier Schweizer Kasinogesellschaften, die sich um die Jahrhundertwende gegen eine weitere Verschärfung des Gesetzes einsetzten, war neben Interlaken, Luzern und Montreux auch Baden vertreten.

Während die bestehenden Kurhäuser gewisse Glücksspiele beschränkt weiter anbieten konnten, galt ab 1875 ein Verbot, weitere Spielbanken in der Schweiz zu errichten. Es dauerte bis ins Jahr 1993, als der Betrieb von Spielbanken per Volksentscheid in der Bundesverfassung verankert wurde.

Der Kanton bot immerhin dem Kursaal in Baden Hand zu einer Spiellösung in kleinem Rahmen: Der Regierungsrat erlaubte das Boulespiel nämlich seit 1929. Nachdem Geldspielautomaten längst in Restaurants Einzug gehalten hatten, erhielt Baden 1995 die Bewilligung für ein Automatencasino, mit damals 100 Automaten.

Das nächste Kapitel folgte: Das langwierige Konzessionierungsgesuch des Grand Casino für eine Spielbank-Lizenz. Der Bundesrat erteilte Baden sogar ein A-Konzession, sodass im Juli 2002 das Grand Casino Baden, die Spielbank im Raum Zürich, eröffnet werden konnte. Im Herbst 2012 öffnete in Zürich ein A-Casino, was in Baden die Spielerträge zurückgehen liess. Die Neukonzessionierung wird gemäss heutigem Stand von 2022 ins Jahr 2025 verschoben.

Die Geschichte «Vom Kursaal zum Grand Casino» schrieb übrigens der von 1996 bis 2015 amtierende, im vergangenen Jahr verstorbene Verwaltungsratspräsident Peter Blöchlinger in einer Broschüre nieder.

Spiel rettete Stadtcasino AG

Die Geschichte der Stadtcasino Baden AG setzt ein, als das Kurhaus, das durch mehrere bauliche Eingriffe arg verunstaltet wurde, restauriert werden sollte. Der Kursaal benötigte eine Wiederbelebung. Grosse Ausbaupläne von Ingenieur Josef Killer zum 100-Jahr-Jubiläum scheiterten jedoch. Überhaupt war rasch klar, dass die Ortsbürger die notwendigen baulichen Massnahmen nicht allein tragen konnten.

Eine Aktionsgemeinschaft, angeführt von namhaften Badenern, brach 1984 das Eis für den Umbau und die Restaurierung nach den Plänen von Egli, Rohr und Partner für rund 14 Millionen Franken. Es wurde zur Zeichnung von Aktien à 300 Franken aufgerufen. So wurde ein Aktienkapital von 3 Mio. Franken angestrebt, an dem sich die Stadt zur Hälfte beteiligte. Das Stimmvolk genehmigte im Dezember 1984 einen Kredit von 6,5 Mio. Franken. 1985 wurde die Stadtcasino Baden AG gegründet.

Allerdings ist aus heutiger Sicht erstaunlich, wie bei der damaligen Geschäftsstrategie – Restaurant mit (defizitärem) Saalbetrieb – das Unterfangen durch die politischen Instanzen schlüpfen konnte, denn es ergab sich eine Verzinsung und Amortisation einer Hypothekarschuld von 8,5 Mio. Franken. Zudem lud man sich für 7 Mio. Franken ein Parkhaus auf, das nach langem Streit mit dem VCS (Verkehrsclub der Schweiz) gebaut wurde.

Bereits 1990 unter der Pacht von Martin Candrian zeichnete sich das Debakel ab. Nach anderthalb Jahren stieg der Zürcher aus. Es folgten weitere Direktoren. Der grosse Erfolg blieb aus. Nachdem das Stimmvolk 1991 das zinslose Darlehen und jährliche Zuschüsse der Gesellschaft nicht gewährte, stand die Stadtcasino AG vor dem Konkurs. Dieser konnte nach hartem Kampf mit den Gläubigerbanken bis 1995 aufgeschoben werden. Der Einstieg der Joy Management AG mit Peter Probst, verstorbener VR-Präsident der Spielbank Baden AG, und Alwin Kecht sowie das Automatenspiel retteten die Stadtcasino AG quasi in letzter Minute.

Aktuelle Beteiligungen der Stadt

Regionalwerke Holding AG (100%)

AZK Immobilien AG (100%)

AZK Betriebe AG (85%)

Stadtcasino Baden AG (50,01%)

Parkhaus Ländli AG (50%)

RVBW AG (24%)