Baden
Startschwierigkeiten: Haben Kanti-Neulinge Motivationsprobleme?

Gemäss einem Bericht haben Bez-Abgänger nach dem Übertritt Startschwierigkeiten – Kanti-Rektoren widersprechen.

Pirmin Kramer
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Es gebe viele Jugendliche, die mit mangelnder Motivation in die Kantonsschule eintreten, sagten Vertreter des Gymnasiums bei einem Treffen mit den Fachschaften der Bezirksschulen. Diesen Trend beobachten auch Bez-Lehrer bei Abschlussklassen, heisst es in einem Bericht der Volksschule Baden.

Es gebe viele Jugendliche, die mit mangelnder Motivation in die Kantonsschule eintreten, sagten Vertreter des Gymnasiums bei einem Treffen mit den Fachschaften der Bezirksschulen. Diesen Trend beobachten auch Bez-Lehrer bei Abschlussklassen, heisst es in einem Bericht der Volksschule Baden.

Getty Images/iStockphoto

In drei Wochen erhalten die Schülerinnen und Schüler der 3. Klassen der Bezirksschulen ihr Abschlusszeugnis. Was bei der Generation ihrer Eltern noch für schlaflose Nächte sorgte, weil davon der Übertritt ins Gymnasium abhing, sorgt bei den Jugendlichen der Abschlussklassen heutzutage höchstens noch für leicht erhöhtes Herzklopfen. Denn wie es mit ihrem Leben nach den Sommerferien weitergehen wird, steht für die meisten seit dem Winter fest. Jene, die an die Kantonsschule wechseln, haben ab Ende Januar Gewissheit; die künftigen Lehrlinge schliessen ihre Verträge oft bereits im Herbst ab.

Die Folge davon, dass die Zukunft der Jugendlichen längst geregelt ist: Der Druck und die Motivation in den letzten Monaten der Bezirksschule sinken. Zum Thema «mangelnde Lernmotivation» heisst es im neusten Schulblatt der Volksschule Baden: «Gegen Ende der Schulzeit an der Bezirksschule stellen die Lehrpersonen einen solchen Trend fest, weil die Übertritte bei fast allen schon im Februar geklärt sind.» Das Motivationstief überdauert offenbar die Sommerferien und hält sich auch noch zu Beginn der Kantonsschulzeit. Bei einem stufenübergreifenden Austausch sprachen die Vertreter des Gymnasiums die Problematik an: «Es wurde festgestellt, dass es viele Jugendliche gibt, die mit mangelnder Motivation in die Kantonsschule eintreten», heisst es im Bericht der Volksschule Baden weiter.

«Problem besteht seit Jahren»

Jethro Gieringer, Schulleiter der Badener Bezirksschule, erklärt: «Das Problem der sinkenden Motivation in den letzten Schulwochen ist systembedingt und besteht schon seit vielen Jahren, nicht erst seit der Abschaffung der Abschlussprüfung.» Neu gebe es Möglichkeiten, Schule und Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler noch stärker zu verknüpfen. So finden in den letzten Wochen des Schuljahres vermehrt individuelle Projekte der Schülerinnen und Schüler statt, weniger «teaching to test» wie früher bei der Abschlussprüfung. Beim Austausch der Fachschaften der Bezirksschulen und Kantonsschulen habe sich gezeigt: Damit der Einstieg in die Mittelschule gelinge, ist für Schülerinnen und Schüler wichtiger, dass sie motiviert seien, als dass sie sich zum Beispiel an einzelne stoffliche Themen erinnern.

«Dieses Jahr bieten wir den Schülerinnen und Schülern während der letzten drei Schulwochen die Möglichkeit an, Erfahrungen ausserhalb der Schule zu sammeln», sagt Gieringer. Rund 70 Jugendliche der Abschlussklassen nutzen ab kommendem Montag dieses Angebot und kochen zum Beispiel in SAC-Berghütten, arbeiten in Gärtnereien, als Au-Pair im Welschland oder absolvieren Sprachkurse im Tessin. «Wir sind überzeugt, dass es sich positiv auf die Entwicklung der Jugendlichen auswirkt, wenn sie ihren Horizont ausserhalb der Schule erweitern können. «Sie sammeln andere Erfahrungen, die wiederum Sinn stiften können für das weitere Lernen.» Ausserdem können die 3.-Bezler in den letzten Schulwochen individuelle Projekte mit der Unterstützung verschiedener Lehrpersonen umsetzen. Dafür haben sich rund 50 Schülerinnen und Schüler entschieden. Nur noch eine Minderheit (30 Schülerinnen und Schüler) besucht in den letzten drei Schulwochen den klassischen Unterricht.

Daniel Franz, Rektor der Kantonsschule Baden: «Es kommt beim einen oder anderen Schüler sicher vor, dass er ein wenig Zeit braucht, bis er den Schalter umlegt und wieder in den Lernmodus gelangt. Das hat wohl auch damit zu tun, dass die letzten Wochen der Bezirksschule nicht ganz so intensiv sind wie die Jahre zuvor.» Aber es gebe nicht viele Schülerinnen oder Schüler, die mit solchen Motivationsproblemen zu kämpfen hätten. «Die meisten lernen gerne und kommen gerne in den Unterricht.»

Ähnlich sieht es Paul Zübli, Rektor der Kantonsschule Wettingen. «Die allermeisten Schülerinnen und Schüler freuen sich auf die neuen Herausforderungen in der Kantonsschule und sind entsprechend sehr motiviert.»