Die Kunstfrau hat zwei Schenkungen und kann das «Teatro» und die «Unvermeidbar» vorerst retten. Mit einem Benefizanlass und einem Gönnerverein will sie noch mehr Schulden abbauen.
Was Anfang April für die Künstlerfrau Stella Palino in Sternen stand, ist heute Gewissheit: Die Theaterfrau gibt nicht auf und führt den Betrieb des «Teatro» und der «Unvermeindbar» weiter.
Grund sind zwei grössere Schenkungen, die sie nach der Veröffentlichung eines Briefes an Theaterbegeisterte erhalten hat. Wie die az am 6. April berichtet hat, steht Palino nach dem finanziellen Niedergang des «Theaters am Brennpunkt» im Jahr 2001 erneut vor einem Schuldenberg: 80 000 Franken – «plus weiter zu erwartende gesetzliche Abgaben», wie Palino im April sagte – haben sich seit der Eröffnung des Kunstcafés Unvermeidbar angesammelt.
«Mit dem Geld, dessen Stifter nicht genannt werden wollen, hat Palino rund einen Drittel ihrer Schulden abbezahlt», bestätigt Bernadette Müri aus Wettingen.
Mit der Unterstützung ihres Ehemannes führt Müri seit Ende 2012 die Buchhaltungen des Theaters und des Kunstcafés getrennt. Sie will der Theaterfrau finanziell auf die Finger schauen und dafür sorgen, dass die restlichen Schulden abgebaut werden.
«Derzeit können wir die Ausgaben mit den Einnahmen decken», sagt Müri. Ohne weitere finanzielle Unterstützung von Dritten werde der Abbau der Schulden noch länger dauern.
Um den Abbau zu beschleunigen, hat Palino ein Spendenglas in der «Unvermeidbar» deponiert, womit bereits 1000 Franken zusammengekommen sind. Weiter startet morgen Abend bis und mit Samstag (www.palino.ch) ein Benefizanlass mit Seilkünstler Freddy Nock und anderen Künstlerinnen und Künstlern.
Und: Vor zwei Wochen wurde ein Gönnerverein ins Leben gerufen, der bereits 25 Mitglieder zählt. Die drei Vorstandsmitglieder Stella Palino (Präsidentin), Peter Müri (Aktuar) und Bernadette Müri (Finanzen) wollen ihr Gremium ausbauen. «Wir brauchen noch mehr Unterstützung», sagt Bernadette Müri.
Einen weiteren Rettungsanker sieht Palino in der Stadt Baden. «Wir haben einen Antrag für höhere Subventionen gestellt», sagt sie. Andere Kulturveranstalter würden besser von der Stadt unterstützt als sie, beklagt sich Palino.
Die Anträge der Badener Kulturveranstalter werden jedes Jahr aufgrund der Jahresrechnungen und -berichte überprüft. «Ein Vergleich der Institutionen untereinander ist nur bedingt möglich und als Kriterium für eine Beitragssprechung sekundär», sagt Patrick Nöthiger, Leiter der Abteilung Kultur.
Die Beitragshöhe basiere auf der quantitativen und qualitativen Leistung der Künstler und Kulturveranstalter. Den Vorwurf, die Stadt unterstützte andere Kulturveranstalter besser, weist Nöthiger deshalb zurück.
«Palino wird seit Jahren von der Kulturkommission unterstützt. Bis 2011 erhielt sie 20 000 Franken jährlich für Eigenproduktionen. Seit 2012 sind es sogar 10 000 Franken mehr für die Kulturveranstaltungen in der ‹Unvermeidbar›.» Zudem habe sich die Stadt Baden am Umbau der «Unvermeidbar» beteiligt und immer wieder Beiträge an Projekte wie beispielsweise das Sommertheater gesprochen.
Wie jedes Jahr hat sich die Kulturkommission mit den Beiträgen für Palino von jährlich 30 000 Franken befasst. «Bislang sah die Kommission keinen Grund für eine Erhöhung», sagt Nöthiger. Die Verantwortung der Kulturkommission gegenüber einem Kulturbetrieb sei beschränkt. «Mit den Beiträgen unterstützen wir Palino und kontrollieren, dass sie die Gelder auch dafür einsetzt.»
Die Verantwortung für den Betrieb trage sie selber. Ob die Kulturkommission dem Antrag von Palino um eine Erhöhung der Unterstützungsbeiträge für 2014 stattgibt, ist noch offen. «Der Budgetprozess für ist soeben angelaufen. Es wird noch einige Monate dauern, bis wir diesen abgeschlossen haben.»