In diesem Jahr konnten die Kinder in Stetten wieder zuschauen, wie die Störche auf dem Kamin der Brennerei Humbel beringt wurden. Ein Highlight für die Kleinsten.
Die vielen Kinder rücken stetig näher, als Alois Vogler vom Natur- und Vogelschutzverein Stetten den kleinen Storch mit einem Ring verseht, um die Flugroute der Tiere besser erforschen zu können. Die Augen der Knirpse werden grösser und bei vielen huscht ein Lächeln über das Gesicht. Die Beringung der Störche auf dem Kamin der Spezialitätenbrennerei Humbel in Stetten ist jedes Jahr ein Highlight. Letztes Jahr wurden zwar die zwei kleinen Störche auch beringt, aber die Kinder konnten nicht dabei sein. Dieses Jahr gab es gleich vier kleine Störche.
«Das ist sehr selten», weiss Vogler, der sich schon jahrzehntelang intensiv mit den gefiederten Freunden auseinandersetzt. Drei haben überlebt. Zwei der Jungtiere sind etwa gleich gross und kräftig, einer ist eher etwas kleiner und hat noch Flaumfedern. «Wenn es nochmals richtig kalt wird, dann hat er zu beissen», weiss der Vogelexperte.
Für die spektakuläre Aktion musste die Stützpunktfeuerwehr anrücken, weil sie dafür die geeignete und genügend lange Drehleiter hat. Aber dafür wird weder der Gemeinde Stetten noch der Brennerei Humbel eine Rechnung gestellt. «Das buchen wir unter Tierrettung ab», meint Material- und Gerätewart Meinrad Ackermann lachend, der die Steuerung der Leiter mit der beweglichen Rettungsbühne überwacht. «Zudem können wir das gerade wieder als Ausbildung benutzen», ergänzt er, bevor er sich hinter die Steuerknüppel setzt.
Offizier Fabian Fischer und Alois Vogler machen sich – gut gesichert – auf, um zwei der kleinen Störche direkt auf dem knapp 20 Meter hohen Kamin zu beringen. Eines der Jungtiere packt er vorsichtig ein und bringt es zugedeckt und in einem Körbchen auf den Vorplatz, wo die Kinder den kurzen Akt der Beringung bestaunen, kommentieren und fotografieren können. Die Gefahr, dass die Jungtiere davonfliegen, ist sehr klein, weil sie sich in solchen Situationen instinktiv aus Selbstschutz tot stellen.
Dass es gleich so viel Nachwuchs gibt, ist eine grosse Ausnahme. Vielleicht liegt es auch daran, dass die kleinen Störche in einem neuen, frisch gebauten Nest liegen. Seit 20 Jahren «bewohnen» die Störche den Kamin der Brennerei Humbel. In diesen zwei Jahrzehnten hat sich über eine Tonne Material, vor allem Erde, Äste und Dreckklumpen, angesammelt. Der alte Horst war zu schwer und wurde entfernt. Jetzt hat sich das Storchenpaar in luftiger Höhe ein neues Nest gebaut. «Und sehr erfreulich ist, dass es praktisch keine Kunststoffteile im Nest hat», unterstreicht Vogler. Das wird sonst immer wieder ein Problem, weil die Störche auch Plastik und anderen Abfall einsammeln und für den Nestbau benutzen. Schon bald werden die drei Kleinen ausfliegen, Mitte Juli sollte es so weit sein. Später sammeln sich die Jungtiere und fliegen in den Süden, vor allem nach Spanien.
Die drei Störche wurden auf die Namen Elias, Sebastian und Lena getauft. Es ist eine schöne Tradition, dass die Störche nach den Kindern von Mitarbeitern der Spezialitätenbrennerei getauft werden. Dieses Jahr war Nicole Lüthy an der Reihe, die seit elf Jahren bei der Humbel AG in Stetten arbeitet und bald neue Wege geht. «Das ist ein schöner, runder Abschluss für mich», meinte sie sichtlich gerührt.
Und für die Kinder war es wieder ein wunderschönes Erlebnis, dass sie bei der Beringung dabei sein durften. Bleibt nur zu hoffen, dass dies auch nächstes Jahr so sein wird und wieder Störche auf dem Kamin in Stetten ihren Nachwuchs aufziehen werden. Dann werden die kleinen Forscher wieder ganz nahe heranrücken und mit grossen Augen verfolgen, was vor sich geht, damit sie auch ja nichts verpassen.