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Das Badener Medienhaus Dornbusch zahlte Journalisten erst, als diese mit rechtlichen Mitteln drohten oder das Betreibungsamt einschalteten. Das habe System, sagt ein ehemaliger Redaktor. Dornbusch-Chef Fabian Egger weist die Vorwürfe zurück. Es handle sich um Nebengeräusche einer Rettung.
Das Medienhaus Dornbusch mit Sitz in Baden-Dättwil hat ein Problem. Journalisten und ehemalige Redaktoren bezichtigen den Verlag, Honorare und Löhne zu spät oder gar nicht zu bezahlen. Es geht um Zahlungen an freie Journalisten und ehemalige Mitarbeiter, die an der Produktion der Zeitungen «Sonntag» und «Doppelpunkt» beteiligt waren. Die Firma überweise Geld immer wieder erst, wenn man mit rechtlichen Schritten drohe oder das Betreibungsamt einschalte. Gemäss Gewerkschaft Syndicom haben auch schon Journalisten auf Geld verzichtet, weil ihnen der Rechtsweg zu lang und teuer war.
Im Herbst riet Syndicom freien Journalisten, nur noch gegen Vorkasse Aufträge von Dornbusch anzunehmen. In einem Newsletter hiess es, ihr seien Ausstände von 20 000 Franken bekannt. Anfang März erging auch in Deutschland eine Warnung. «Seit Monaten beklagen sich freie Journalisten, dass ihre Honorare trotz mehrmaliger Mahnung nicht bezahlt wurden», schreibt der Journalistenverband Baden-Württemberg auf seiner Website. Auch eigene Mitglieder seien davon betroffen.
Der Dornbusch-Verlag, der früher CAT-Medien hiess, und dessen Mitinhaber und CEO, Fabian Egger, für die CVP im Gemeinderat von Birmenstorf sitzt, hat traditionell ein religiöses Publikum. Seine Zeitung «Sonntag» richtet sich an Katholiken, sein Magazin «Doppelpunkt» war lange auf Reformierte zugeschnitten. Vor einiger Zeit wurde das Heft neu ausgerichtet und erscheint nun als «Magazin für Achtsamkeit».
Als diese Zeitung über den wenig achtsamen Umgang von Dornbusch mit seinen Mitarbeitern berichtete, meldeten sich weitere Betroffene. Auch ein ehemaliger Dornbusch-Mitarbeiter kontaktierte die Redaktion. Der Theologe und Philosoph Thomas Schnelling arbeitete von 2010 bis 2016 als Chefredaktor bei der katholischen Zeitung «Sonntag». Im Rückblick sei seine Mitarbeit bei Dornbusch beziehungsweise CAT-Medien «das beschämendste und mit Blick auf die freien Autoren das erniedrigendste» Kapitel seiner langen Berufszeit gewesen, sagt er. Immer wieder habe er gute Autoren ziehen lassen müssen, weil sie sich nach ausbleibenden Honorarzahlungen entnervt abwandten. «Im Nachhinein muss ich sagen, dass das Einbehalten von Honoraren System hatte. Es waren einfach zu viele Einzelfälle», sagt Schnelling, der heute in Deutschland lebt.
Das Dornbusch-System lief so: Der Verlag war offenbar nicht in der Lage, Honorare rechtzeitig zu bezahlen. Trotzdem vergab er weiterhin Aufträge. Bei freien Journalisten war der Verlag beliebt, weil er im Vergleich zu anderen Publikationen anständige Löhne versprach und den Autoren grosse Freiheiten einräumte.
Dornbusch-Geschäftsführer und Co-Inhaber Fabian Egger weist die Vorwürfe zurück und erzählt eine ganz andere Geschichte. Sie handelt von einem Unternehmen, das vor dem Aus gestanden hatte, bevor er es zusammen mit seinem Partner, Anton Ladner, rettete. 2015 hätten sie das Medienhaus in einem desolaten Zustand dem vorigen Besitzer abgekauft. Sie hätten auch Schulden in Millionenhöhe übernommen.
Zurzeit sei man daran, das Unternehmen zu sanieren und die Produkte wieder marktfähig zu machen. Dies tue man ohne Gönner oder Sponsoren, so Egger. Die Kritik von Autoren und Verbänden erklärt Egger als Reaktion auf ein «massives Sparprogramm», das er lanciert habe. Dabei sei es zu Entlassungen und Neubesetzungen sowie zur Beendigung von Zusammenarbeiten mit freien Mitarbeitern gekommen. Ein Teil der Betroffenen führe seither einen «Feldzug» gegen das Medienhaus. Er betont zudem, dass er sein Personal immer entlöhnt habe.
Wie es mit dem Medienhaus weitergeht, ist offen. In jüngster Zeit gab es positive Signale. Der Verlag expandiert. Zuletzt ergab sich eine Zusammenarbeit mit dem Pallottiner-Verlag. Dornbusch konzipiert dessen Magazin «Ferment» neu. Zudem erhielten in den letzten Tagen einige Autoren nach langem Warten im letzten Moment ihr Geld. Darunter ist eine ehemalige Redaktorin, die ein Jahr lang um zwei Monatslöhne gekämpft hatte.
Ein Textbüro, das in der Vergangenheit Artikel für «Doppelpunkt» und «Sonntag» lieferte, machte zudem Honorare in der Höhe von 26 500 Franken gerichtlich geltend. Weil die Abzahlung dieser Schuld stockte, war nun bereits eine Verhandlung betreffend Konkurseröffnung am Bezirksgericht Baden anberaumt. Doch Dornbusch überwies die letzten 10 000 Franken im letzten Moment.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Badener Medienhaus in die Kritik gerät. Im Jahr 2008 beschwerten sich 23 freie Autoren in einem Brief an die Geschäftsleitung. Geschäftsleiter war der heutige CEO und Mitbesitzer Fabian Egger. Dem «Beobachter» versprach er damals, dass es mit einem neuen Konzept besser würde.