Thermalwasser für jedermann!
Temporärer Brunnen und Kunstprojektion bringen die heissen Quellen näher zur Bevölkerung

Noch dauert es knapp drei Jahre, bis das neue Thermalbad in Baden eröffnen wird. Doch diese Zeit soll nicht ungenutzt bleiben.

Martin Rupf
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Der Verein Bagni Popolari, der am Fantoche 2016 auf dem Kurplatz das Bagno Popolare betrieb, will bis zur geplanten Eröffnung des Thermalbades im Herbst 2020 das Thermalwasser mit verschiedenen Aktionen erlebbar machen und so die lange Bädertradition in Erinnerung halten. Am Dienstagabend fanden sich viele Schaulustige und Vereinsmitglieder zur offiziellen Eröffnung der Wasserspiele auf dem Kurplatz ein.

«Die Thermalbank bleibt nach dem Abbruch des Thermalbades von Otto Glaus und der dazugehörigen Trinkhalle der letzte kleine Ort, wo das heisse und mineralreiche Thermalwasser im öffentlichen Raum spür- und riechbar ist», sagt Marc Angst vom Verein Bagni Popolari. Das Thermalwasser sei heute somit fast ganz aus der Wahrnehmung der Menschen von hier und auswärts verschwunden.

«Das wollen wir ändern. Weshalb wir zusammen mit dem Hotel Limmathof das Thermalwasser wieder zu den Menschen bringen», sagt Angst. Während der Stadtrat in Aussicht stelle, dass im Rahmen der Bäderplanung neu ein öffentlicher Standort für einen heissen Brunnen gesucht werde, zeige «Bagni Popolari» wie sich ein solcher Brunnen in die Realität einbinden lasse. «Der Brunnen steht vor dem ehemaligen Staadhof, er kann aber jederzeit versetzt werden, wenn es die Bauarbeiten erfordern.» Seit Menschengedenken seien auf dem Kurplatz Brunnen und Bäder gestanden – ausser in den letzten 150 Jahren, so Angst. «Mit unserer Aktion soll man diese ureigene Badener Kultur wieder neu erleben können.»

Holzkännel laden zum Spielen ein

Das überlaufende Brunnenwasser wird in Holzkänneln entlang dem ehemaligen Hotel Schweizerhof durch die Baugrube zum Merciersteg geführt, wo es in einem kleinen Becken gesammelt wird, ehe es wieder in die Limmat fliesst. In den Holzkänneln können Kinder auch Papierschiffchen fahren lassen. Das Thermalwasser wird von Schweizerhof-Miteigentümer Werner Eglin zur Verfügung gestellt und zugänglich gemacht.

Zu diesem Zweck werden die Zisternen im Kellergeschoss des Schweizerhofs wieder mit Thermalwasser gefüllt. Anschliessend wird das Wasser auf den Kurplatz gepumpt und dort in den Brunnen geleitet.

«Quartalsweise werden sich Lage und Lauf der Kännel verschieben», verrät Angst. Weitere Kunstwerke und Installationen würden mit der Zeit dazukommen. Als erste Installation realisiert der Künstler Pascal Arnold bis zum 7. Januar 2018 eine Fassadenprojektion mit dem Titel «Wärmelinger». «Selbstverständlich achten wir auf die Nachtruhe und nehmen auf die Anliegen der Nachbarn Rücksicht. Es soll ein Projekt von und für die Badenerinnen und Badener» sein, sagt Angst. Die ersten Reaktionen von Anwohnern und Passanten seien sehr positiv bis begeistert ausgefallen.

Vorerst liegt eine Bewilligung für die nächsten drei Monate vor. «Natürlich haben wir uns auch mit der federführenden Stiftung für Gesundheitsförderung Bad Zurzach+Baden kurzgeschlossen», sagt Angst. In einer ersten Etappe sei der Verein von Mitgliedern des Vereins «Baradore» unterstützt worden. «Die Quellen und Becken stehen für weitere Aktionen allen an Mithilfe interessierten Vereinen oder Gruppen offen», betont Angst. «Und sowieso der gesamten Bevölkerung.»

Gründung des Bädervereins

Ebenfalls am Dienstagabend fand die Gründung des neuen «Bädervereins» statt. «Wir verstehen uns als Organisation aller Beteiligten wie Grundeigentümer (u.a. «Limmathof», «Schwanen», «Hirschen» oder «Atrium Hotel Blume»), Gemeinden, aber auch Einzelinteressierten», sagt Gründungsmitglied und Historiker Bruno Meier. Der Verein soll die Interessen aller an einem Ort bündeln und sei primär als ein Vernetzungsprojekt zu verstehen.

«Im Vordergrund steht die Vermittlung der Bädertradition und des kulturellen Erbes.» Präsident des Vereins wird Pius Graf, Gemeindeammann von Ennetbaden, sein. Im Gründungsvorstand vertreten sein wird die Stadt Baden durch Stadtammann Markus Schneider, die Limmathof AG durch Werner Eglin, die Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden durch Marc Bertschinger, der Kanton durch Kantonsarchäologe Georg Matter und Historiker Bruno Meier als Fachperson.

Man werde die Zeit bis zur Eröffnung des Thermalbades und und darüber hinaus mit eigenen Aktionen und Konzepten begleiten und so die Bevölkerung für das Neue begeistern. «Man kann sagen, wir sind ein zeitgemässer Kurverein; eine Lobby für den Kurort», so Bruno Meier.