Künftig kommen nur Einheimische billiger rein – Der Vertrag von 1933 wird aufgelöst
Vor einem Jahr sorgte die Preispolitik des Terrassenbads Baden für Kritik. Der Grund: Die Gebühren für das Frei- und Hallenbad Baden wurden erhöht. Zahlte eine erwachsene Person zuvor 6 Franken für einen Eintritt beziehungsweise 195 Franken für ein Jahresabonnement, waren es neu 8 beziehungsweise 300 Franken.
Doch die Kritik richte sich nicht primär gegen die Erhöhung, sondern die Tatsache, dass Einheimische bei Saison- und Jahresabonnements neu eine Ermässigung von 30 Prozent erhalten. Damit setze ein «Gärtlidenken zwischen den einzelnen Gemeinden ein. Die Ungleichbehandlung stiess auch deshalb sauer auf, weil just in dieser Zeit das «Tägi» saniert wird – also viele Schwimmer aus Wettingen und Region nach Baden ausweichen müssen.
Doch zumindest die Wettinger hätten sich Hoffnung auf gleich tiefe Terrassenbad-Preise wie die Badener machen dürfen. Denn aus dem Jahr 1933 datiert ein Vertrag (siehe Ausschnitt), der festhält, dass die Wettinger Einwohner in Bezug auf die Eintrittspreise in das (damals projektierte) Schwimmbad gleich zu behandeln seien wie die Badener Einwohner. Im Gegenzug durfte die Stadt Baden das neu eingemeindete Gebiet auf die Dauer von mindestens 50 Jahren nur für ein öffentliches Schwimmbad oder für einen anderen öffentlichen Zweck verwenden.
Nachdem die Stadt Baden 2018 die neue Preispolitik kommuniziert hatte, meldeten sich tatsächlich – offenkundig historisch bewanderte Wettinger – und monierten mit Hinweis auf den Vertrag die Ungleichbehandlung bezüglich Eintrittspreise.
Doch die Hoffnung auf gleich günstige Eintrittspreise für Wettinger hat sich nun zerschlagen. Denn der Stadtrat Baden und der Gemeinderat Wettingen haben den Vertrag zum Terrassenbad aus dem Jahr 1933 angepasst. Begründung: «Mit dem Tägerhard verfügen wir seit Jahren über ein eigenes Frei- und Hallenbad. Es wird somit darauf verzichtet, die Wettinger Einwohner bei den Eintrittspreisen gleich zu behandeln wie die Badener», sagt Wettingens Gemeindeammann Roland Kuster. «Zudem ist die Mindestdauer von 50 Jahren längst verstrichen und die erwähnte Pflicht der Gemeinde Baden besteht damit nicht mehr», ergänzt Badens Stadtammann Markus Schneider.
Markus Schneider wie Roland Kuster begründen die günstigeren Eintrittspreise für Einheimische damit, dass öffentliche Anlagen wie Schwimmbäder, die von einem Gemeinwesen mit eigenen finanziellen Mitteln getragen werden, in erster Linie den Einwohnern der betreffenden Gemeinde zugutekommen sollen.
Aus diesem Grund wird das «Tägi» mit der Eröffnung der neuen Eisbahn kommenden November und der Eröffnung des sanierten Hallenbads nächsten Frühling auch für die Wettinger Einwohner günstigere Konditionen auf Saison- und Jahresabonnements anbieten. Mit 20 Prozent Abschlag fällt der Rabatt aber etwas kleiner aus als für die Badener beim Terrassenbad. «Der Einwohnerrat hat dies seinerzeit im Rahmen der Debatte über die ‹Tägi›-Leistungsvereinbarung so gewünscht», erläutert Kuster.
Dass mit der Einführung des Preismodells ein «Gärtlidenken» einsetze, dementiert er: «Jedes Bad verfügt über Attraktionen, die andere Bäder nicht haben.» In Baden sei es etwa das Wellenbad, in Wettingen die Liegewiese und nach der Sanierung die Rutschbahn. «Es liegt an jeder Anlage, die Preise so zu setzen, dass sie möglichst viele Besucher anlockt.»