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Heisses Schauspiel mit dem Feuer: «Theater in Baden» bringt «Biedermann und die Brandstifter» auf die Bühne. Die Aargauer Zeitung hat eine Theaterprobe besucht.
Die Szenerie wirkt chaotisch. Am Boden liegen Feuerwehrstiefel, ein Geigenkasten, Drehbücher und leere Mineralwasserflaschen. Stühle stehen vereinzelt im Raum. Es riecht nach Kaffee.
Das ist die unverwechselbar kreative Atmosphäre einer Theaterprobe. An diesem Abend zieht ein besonderes Objekt das Auge des Zuschauers auf sich. Im Nebenbereich der spartanisch eingerichteten Bühne steht ein Feuerwehrwagen der Gemeinde Ennetbaden aus dem Jahre 1898.
Deal mit Feuerwehr
Schauplatz für dieses Theater ist das Feuerwehrlokal Ennetbaden. Das ist kein Zufall. Das Stück, welches die Laienschauspielerinnen und schauspieler der Gruppe «Theater in Baden» einstudieren, ist Max Frischs «Biedermann und die Brandstifter».
«Frischs Werk hatte ich schon lange im Hinterkopf. Als die Feuerwehr Ennetbaden eine Übung in meinem Haus durchführte, fragte ich den Kommandanten, ob wir einen Teil des Magazins in eine Bühne verwandeln dürften», erzählt Regisseur Röbi Egloff.
Die Probe beginnt. Auf dem Programm steht der erste Akt des Stücks. Als Einleitung erklingt Mani Matters «I han es Zündhölzli azündt». Darauf schiebt eine Gruppe von singenden Schauspielern den alten Wagen auf die Bühne.
Viele tragen ein Instrument. Man erkennt eine Tuba, eine Handorgel, eine Pauke und ein Banjo.
Sie spielen ein Schweizer Volkslied. «Die Geschichte steht im Vordergrund. Darum haben wir Frischs Chor, der für das Publikum schwer verständlich wäre, mit einer Truppe Schnitzelbänkler ersetzt», erklärt Egloff das Geschehen.
Balanceakt auf dem Karren
Der Wagen kommt im Vordergrund der Bühne zu stehen und die Schauspieler beginnen, auf das Gefährt zu klettern. Die Choreografie steckt noch in den Kinderschuhen. Dementsprechend wirkt die Dynamik der Szene noch ungelenk.
Egloff dirigiert: «Werni, du musst hinten durch» und, «Pia, setz dich auf den Pumphebel.» Die Musiker versuchen den Anweisungen zu folgen und gleichzeitig ihre Verse aufzusagen, ohne die Balance auf dem wackeligen Karren zu verlieren. Ist die Szene zu Ende gespielt, wird eine Zwischenbilanz gezogen. Anpassungen werden vorgenommen. Dann beginnt man von vorne. Die Theatergruppe hat Szenen bereits in einem Schulhauskeller vorbereitet. Es dauert lange, bis die Regieassistentin zum ersten Mal als Souffleuse eingreifen muss. Nach fünf oder sechs Durchgängen sitzt die erste Szene.
«Zeuseln» wird noch ausgelotet
Biedermann tritt auf und zündet sich eine Zigarre an. Egloff: «Wir haben die Erlaubnis hier zu rauchen. Wie viel wir im Verlauf des Stücks ‹zeuseln› können, müssen wir ausloten», kommentiert Egloff und lacht.
Sollte es während einer Vorstellung irgendwo zu einem echten Brandalarmkommen, wird die Feuerwehr, deren Fahrzeuge neben der Tribüne parkiert sind, ohne Rücksicht aufbrechen.
Bis zum Beginn der Aufführungen wird die Theatergruppe jeden Tag Proben durchführen. An der Premiere darf keiner der Schauspieler seinen Text vergessen.
Biedermann und die Brandstifter, Feuerwehrlokal Ennetbaden, Premiere: Fr, 6. September, 20.15 Uhr bis So, 22. September, 13 Aufführungen. Alle Daten und Vorverkauf auf: www.theaterinbaden.ch oder telefonisch: 079 726 76 26.