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Nach dem Tötungsdelikt von Killwangen am Wochenende meldet sich eine Frau zu Wort, die das gleiche Fest wie das Opfer besucht hat. Es sei nicht so friedlich gewesen, wie dies ein anderer Zeuge geschildert hat, sagt sie.
In der Nacht auf Sonntag wurde Sadik R. von Unbekannten angegriffen und umgebracht. Wie ein Verwandter berichtete, habe Sadik R. am Samstag in Schlieren an einem Fest zur Unabhängigkeit Montenegros teilgenommen. Dort sei alles sehr friedlich gewesen, das spätere Opfer habe das Fest als einer der letzten verlassen.
Eine Besucherin des Festes, die sich am Montag bei der AZ gemeldet hat, hat die Stimmung anders erlebt: «Ich war dort, von einem ruhigen Abend kann keine Rede sein», sagt sie. Es sei zwar zu keiner Schlägerei gekommen, «aber die Organisatoren haben das Fest, das für alle Montenegriner vorgesehen war, einer kleinen Gruppe aus dem Norden überlassen». Damit hätten sie viele Landsleute aller Glaubensrichtungen verärgert.
Die Festbesucherin sagt, das Publikum sei einseitig eingeladen worden, sodass die klare Mehrheit der Besucher muslimischen Glauben waren. In Montenegro gehören rund 70% der Bevölkerung der serbisch-orthodoxen Kirche an, sind also Christen. Laut der Frau kamen am Fest aber rund 80% der Besucher aus zwei kleinen Gemeinden im muslimisch dominierten Gebiet Sandžak.
Die Mehrheit der Montenegriner habe überhaupt nichts von diesem Fest gewusst. «Das war ein Abend der trennt, nicht einigt. Separatisten aus dem Sandžak waren in der Mehrheit, obwohl Montenegro multikulturell ist», ist sie sich sicher. Dass bei einem offiziellen Anlass, an dem auch der Botschafter aufgetreten sei, nur eine Minderheit eingeladen war, «hat neben Montenegrinern, Albanern, Serben und Katholiken auch Muslime aus anderen Teilen des Landes verärgert».
Zusätzlich weist sie darauf hin, dass bei dem Fest drei Flaggen aufgehängt wurden, und schickt ein Foto. Darauf zu sehen ist die Flagge von Montenegro, jene des Gebiets Sandžak und jene der Gemeinde Petnjica, wo mehrheitlich Muslime leben. Laut der Frau kam die grosse Mehrheit der Festbesucher aus Petnjica und der Nachbargemeinde Rozaje - "es waren Familienclans aus diesen Orten", sagt sie.
Die Frau hat ihre Kritik an dem Fest auch direkt an den Botschafter Montenegros gerichtet. In einem Mail, das auch der AZ vorliegt, schreibt sie: «Wissen Sie, dass die Familienclans zerstritten sind?» Die Situation sei «äusserst angespannt» gewesen. Und weiter: «Ist Ihnen klar, dass Sie auch bei den Serben viel Wut ausgelöst haben, indem Sie Separatisten die Organisation überlassen haben?»
Weiss die Aargauer Staatsanwaltschaft von den Vorwürfen der Frau und der offenbar angespannten Stimmung am Montenegro-Fest? Sprecherin Fiona Strebel geht nicht auf Details der Ermittlungen ein. Sie sagt auf Anfrage, diese würden in alle Richtungen geführt. «Welche das sind, können wir aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen», teilt Strebel mit.