Fremdenverkehr
Touristen aus Indien sorgen für Besucherrekord in Baden – doch nicht allen ist zum Jubeln zumute

Die Übernachtungen in Badener Hotels nehmen zu und übersteigen die Zahlen aus den Blütezeiten des Bädertourismus in den 80er-Jahren.

Pirmin Kramer
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Die Inderinnen und Inder sind zur wichtigsten ausländischen Gästegruppe in Baden geworden.

Die Inderinnen und Inder sind zur wichtigsten ausländischen Gästegruppe in Baden geworden.

Silvan Wegmann

Noch vor wenigen Jahren waren Gäste aus Indien in Baden eine Seltenheit. 1500 Mal übernachteten sie im Jahr 2015 in der Stadt, machten damit nur einen Bruchteil aller Logiernächte aus. An der Spitze der Herkunftsländer lagen damals (hinter der Schweiz) Deutschland und die Vereinigten Staaten.

Inzwischen sind die Inderinnen und Inder die wichtigsten ausländischen Hotelgäste geworden: Die Zahl ihrer Übernachtungen in der Stadt ist um das Achtfache gestiegen, lag 2018 bei 12560 und in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres bereits wieder bei über 11'000.

Wie lässt sich dieser Anstieg erklären? Stephanie Kiener vom Standortmarketing der Stadt Baden sagt: «Die zahlungskräftigen Inderinnen und Inder haben das Reisen für sich entdeckt.» In Baden profitierten insbesondere das Hotel Du Parc, das Ibis und das Aparthotel in Dättwil davon – wegen der guten Parkmöglichkeiten für die Cars der Reisegruppen.

Hohe Anforderungen für Hotel-Teams

Raffaela Gantenbein vom Aparthotel in Dättwil bestätigt: «Wir beherbergen seit der Eröffnung 2017 regelmässig indische Gäste. Sie sind meist als Gruppe unterwegs, reisen mit dem Car an. Teilweise stehen bis zu drei Busse gleichzeitig auf unserem Areal.»

Der Umgang für das Hotel-Team mit Reisegruppen sei natürlich ein anderer als mit Business-Reisenden, die sich selbstständiger bewegen und die Abläufe kennen würden, sagt sie. Warum die Zunahme an Gästen aus Indien?

«Ich glaube nicht, dass sie in erster Linie zu uns kommen, um sich die Stadt anzusehen. Eher übernachten die Gruppen bei uns, weil man von Baden aus schnell nach Basel, Bern oder ins Ausland gelangt.»

Auch dank der zahlreichen Gäste aus Indien wurde in Baden 2018 ein historischer Rekord geknackt: Die Zahl der Logiernächte betrug 136'000 – und damit erstmals wieder mehr als im Jahr 1986, als der Bädertourismus eine Blütezeit erlebte.

2019 hat sich der positive Trend der Vorjahre fortgesetzt: Zwar liegen erst die Ergebnisse der ersten drei Quartale vor, «doch sie lassen den Schluss zu, dass die Zahl der Logiernächte im gesamten 2019 gegenüber dem Vorjahr weiter angestiegen ist», sagt Stephanie Kiener.

112'000 Übernachtungen wurden in den Badener Hotelbetten bis und mit September gezählt. Eine erstaunlich hohe Zahl angesichts der Tatsache, dass die magische Grenze von hunderttausend Gästen pro Jahr erst 2017 und nach drei Dekaden wieder geknackt wurde.

Zimmerpreise geraten unter Druck

Gewiss: Die Zunahme der Logiernachtzahl hängt auch mit der steigenden Anzahl Betten zusammen (von 442 im Jahr 2017 auf derzeit 547). Doch alleine darauf lasse sich die positive Entwicklung nicht zurückführen, erklärt Stephanie Kiener.

«Die Gästestrukturen haben sich stark verändert. Vor einigen Jahren war es vor allem der Businessgast, der in Baden übernachtet hat. Diese Zahl ist stagnierend, dafür dürfen wir aktuell eine Zunahme der Gruppen aus dem Bereich Leisure verzeichnen, also der Freizeitgäste.»

Die Geschäftsreisenden seien nach wie vor die grösste Kundengruppe, «doch in Baden machen immer mehr Gäste aus Asien Halt. Meist handelt es sich um Gruppenreisende», so Stephanie Kiener weiter.

Trotz steigender Logiernachtzahlen sei den Hoteliers in Baden aber nicht nur zum Jubeln zumute, erklärt Kiener. Der Kostendruck steige, und die Durchschnittsrate der Zimmerpreise ist stagnierend bis rückläufig.

Raffaela Gantenbein vom Aparthotel bestätigt: «Dank Gruppenreisen haben wir oft schon früh eine gute Belegung auf sicher. Gleichzeitig versuchen die Reiseanbieter mit attraktiven Preisen zu locken, darum geht es bei den Preisverhandlungen teilweise um jeden Franken.»

Die schönsten Bilder der Badener Quartiere:

Altstadt: Blick auf das Schloss Stein.
26 Bilder
Altstadt: Der Stadtturm ist eines der historischen Wahrzeichen der Stadt.
Altstadt: Die Hochbrücke ist ein wichtiger Verkehrsträger.
Römerquartier: Blick auf die Baugrube, wo im Jahr 2021 das neue Thermalbad eröffnet werden soll.
Römerquartier: Die "Lädeli-Meile" an der Bäderstrasse.
Chrüzliberg: Der Friedhof Liebenfels, der auch Naherholungsgebiet ist, prägt das Quartier.
Chrüzliberg: Alte Villen an der Zürcherstrasse.
Chrüzliberg: Der jüdische Friedhof am Liebenfels.
Chrüzliberg: Das Restaurant Oberstadt wird derzeit renoviert.
Limmat rechts: Die neue Lichtsignalanlage regelt der Verkehr bei der Einmündung der Schartenstrasse in die Wettingerstrasse.
Meierhof: Das Quartier liegt eingebettet zwischen Sonnenberg (links) und Kreuzliberg.
Meierhof: Gleise und Hauptstrasse trennen das Quartier in zwei Teile.
Kappelerhof: Das Quartier an der Limmat mit dem Brisgi-Areal.
Kappelerhof: Die Wallfahrtskapelle Mariawil.
Kappelerhof: So sieht das Innere der Wallfahrtskapelle aus.
Kappelerhof: Die Brisgi-Kapelle mit Original-Waschtrögen aus der BBC-Barackensiedlung im Brisgi.
Rütihof: Das Quartier aus der Vogelperspektive. Gut zu sehen sind das neue Schulhaus, die Kapelle (beide links) sowie der Reiseterminal beim Dorfeingang.
Rütihof: Die Kapelle gehört zu den Wahrzeichen des Dorfes.
Rütihof: Das Dorfbild ist von modernen Bauten geprägt.
Martinsberg: Das Quartier von oben. Gut erkennbar der alte Stadtfriedhof im Zentrum.
Martinsberg: Der Hahnrainweg ist eine schmucke Quartierstrasse.
Dättwil: Der Dorfkern (rechts) geht in den Mehrfamilienhäusern fast etwas unter. Links die Husmatt, oben das Tunnelportal am Baregg und das Gewerbegebiet Langacker.
Dättwil: Auch das Kantonsspital gehört zum Quartier.
Münzlishausen: Früher gehörte das Dorf zu Dättwil.
Münzlishausen: Oberhalb des Eichtals, im Eichtalboden und am Rebacher, sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Terrassenhäuser entstanden. Früher wuchsen hier Reben.
Münzlishausen: Im Quartier wachsen Äpfel, Birnen, Kirschen und Tafeltrauben.

Altstadt: Blick auf das Schloss Stein.

Sandra Ardizzone