Stadtratswahlen Baden
Tritt Mario Delvecchio zum zweiten Wahlgang gegen Erich Obrist an?

Mario Delvecchios Kandidatur für den 2. Stadtrats-Wahlgang steht trotz schwieriger Ausgangslage zur Debatte. Die FDP will in den nächsten Tagen eine Entscheidung fällen.

Pirmin Kramer
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Mario Delvecchio: Noch ist unklar, ob er zum zweiten Wahlgang antritt.

Mario Delvecchio: Noch ist unklar, ob er zum zweiten Wahlgang antritt.

Alex Spichale

Auch am Tag nach der Stadtrats-Ersatzwahl stand noch nicht fest, ob der zweitplatzierte Mario Delvecchio (FDP) zum zweiten Wahlgang antreten wird. Er traf sich am späten Montagabend mit der Parteispitze, im Verlauf dieser Woche soll das weitere Vorgehen bekannt gegeben werden. Die Chancen, dass Delvecchio auch im 2. Wahlgang antreten werde, stünden derzeit bei 50 Prozent, erklärte FDP-Vize-Präsident Oliver Steger vor dem Treffen.

Was spricht überhaupt noch für einen Erfolg Delvecchios? Aus Sicht von Erich Obrist wohl nicht mehr allzu viel. Der parteilose Gewinner des 1. Wahlgangs wollte am Sonntagabend von einem vorzeitigen Sieg erst zwar nichts wissen; im selben az-Interview riet er Delvecchio aber, «doch einfach einmal zu rechnen».

Was Obrist damit wohl meinte: Der Rückstand zwischen ihm und Delvecchio ist mit 500 Stimmen beträchtlich. Zwar gibt es 1600 Stimmen von Jürg Caflisch (SP) neu zu verteilen, der seine Kandidatur noch am Sonntag zurückzog. Dass eine Mehrheit der sozialdemokratischen Wähler Erich Obrist aus Enttäuschung über seinen Parteiaustritt abstrafen und ihre Stimme stattdessen dem bürgerlichen Delvecchio geben wird, ist für viele Beobachter jedoch sehr unwahrscheinlich.

Die FDP gibt sich trotz schwieriger Ausgangslage nach wie vor kämpferisch. Vizepräsident Oliver Steger erklärt: «Mario Delvecchio hat 2014 Stimmen erhalten, obwohl er bis vor wenigen Wochen politisch praktisch unbekannt war. Auf diesem Resultat lässt sich aufbauen.» Grundsätzlich wolle man den Badener Wählern auch im 2. Wahlgang die Möglichkeit geben, einen bürgerlichen Kandidaten unterstützen zu können. Hoffnung schöpft die FDP auch aus dem Ergebnis der Nationalratswahlen in Baden: «Ich denke nicht, dass wir am Sonntag unser volles Potenzial ausgeschöpft haben, wenn man bedenkt, dass die Bürgerlichen in Baden über 50 Prozent der Stimmen holten», sagt Steger.

Dass es am Kandidaten liegen könnte, dass offenbar viele bürgerliche Stimmen nicht an Delvecchio gingen, stellt Steger klar in Abrede. Delvecchio sei auf alle Fälle der richtige Mann für diese Ersatzwahl. Das zeige sich auch daran, dass er den politisch sehr erfahrenen und bekannten Caflisch deutlich distanziert habe. Steger erklärt deshalb, dass die FDP für den 2. Wahlgang keinen neuen Kandidaten aus dem Hut zaubern werde. Das wäre theoretisch möglich, ist doch nach wie vor jeder Badener Stimmbürger wählbar, sofern er sich rechtzeitig zur Ersatzwahl anmeldet.

SP: «Potenzial nicht ausgeschöpft»

Die SP wird sich zu ihrer Haltung in einem 2. Wahlgang äussern, sobald die Kandidaten feststehen. Momentan wird gerätselt, wie das enttäuschende Ergebnis Jürg Caflischs zustande kam. «Bei den Nationalratswahlen waren wir in der Stadt die stärkste Kraft. Wir konnten unser Potenzial nicht ausschöpfen», bilanziert Co-Präsidentin Selena Rhinisperger. Die Frage, ob sie es im Nachhinein nicht bedaure, dass die Partei in der internen Ausmarchung Jürg Caflisch gegenüber Erich Obrist den Vorzug gab, beantwortet sie so: «Caflisch war ein kompetenter und politisch erfahrener Kandidat. Die SP funktioniert demokratisch, eine Mehrheit schickte Jürg Caflisch ins Rennen.»

Die Enttäuschung, dass Obrist nach der Nomination einen Alleingang machte, war aber gross. «Wer an einer Nomination teilnimmt, willigt meines Erachtens ein, den Entscheid der Basis zu respektieren. Entsprechende Gespräche fanden im Vorfeld statt. Sonst könnte man geradesogut auf diesen parteiinternen Wahlgang verzichten», sagt Rhinisperger.

Die SP will sich in Zukunft weiter für einen zweiten Sitz im Stadtrat einsetzen, der ihr gemäss Wähleranteilen zustehe.