Kleiderordnung
Tritt Nationalrat Jonas Fricker zu leger auf? «Ich musste Wäsche waschen», sagt dieser

Der Aargauer Nationalrat Jonas Fricker (Grüne) gerät wegen seines legeren Auftretens im Parlament in die Schlagzeilen. Der ehemalige Badener Einwohnerrat erklärt, wie es zum grauen Pulli kam: «Ich war im Stress.»

Sabina Galbiati
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Im grauen Pulli und ohne Kittel: Nationalrat Jonas Fricker diskutiert mit Matthias Jauslin (FDP) und Hansjörg Knecht (SVP) im Ratssaal. Rechts: Jonas Fricker in Bern im Anzug. Zum Beweis schickte er ein Foto.

Im grauen Pulli und ohne Kittel: Nationalrat Jonas Fricker diskutiert mit Matthias Jauslin (FDP) und Hansjörg Knecht (SVP) im Ratssaal. Rechts: Jonas Fricker in Bern im Anzug. Zum Beweis schickte er ein Foto.

key/zvg

Erstmals hat der Grüne Nationalrat Jonas Fricker am Montag im Parlament das Wort ergriffen. Doch nicht sein Votum sorgte für Schlagzeilen, sondern sein grauer Pullover.

«Vielleicht sollte Philipp Müller Fricker mal Modetipps geben», zitiert das Onlineportal «20Minuten» einen Bundeshausjournalisten.

Der Grund: Selbst linke Politiker tragen in Bern zumindest Hemd oder Jackett. Schnell kam die Frage auf, ob es sich bei der legeren Kleidung um ein politisches Statement handelt.

Herr Fricker, ärgern Sie sich, dass Sie als neuer Nationalrat ausgerechnet bei Ihrem allerersten Statement auf einen grauen Pulli reduziert wurden?

Jonas Fricker: Ja, das hat mich ein bisschen geärgert, zumal es wirklich keine Absicht war. Aber ich weiss ja, wie die Medien funktionieren.

Man könnte es immerhin für ein politisches Statement halten.

Nein. Ich bin auch kein Rebell, mich stört es, wenn die Medien einen Hype daraus machen. Normalerweise trage ich einen Kittel.

Warum trugen Sie am Montag keinen?

Ich musste die Kinder in die Krippe und den Kindergarten bringen, Wäsche «ob tun» und war im Stress. Da habe ich das Jackett schlicht vergessen und nur schnell den Mantel gepackt und bin los.

Sie hätten im Nachhinein daraus ein politisches Statement machen können.

Die Diskussion über starre Kleiderordnungen im Parlament könnte man sicher mal führen. Die Frauen haben diesbezüglich mehr Freiheiten, während die Männer alle praktisch gleich angezogen sein müssen. Aber dafür muss ich keinen grauen Pulli tragen, denn grundsätzlich will ich mich nicht mit Äusserlichkeiten inszenieren.

Aber in der Region Baden sind Ihre Schals zu einem Markenzeichen geworden. Sie trugen diesen sogar im Sommer im Freibad.

Ein Markenzeichen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich hatte nur auf meinem Wahlplakat einen Schal an. Als ich im Sommer mit meinen Kindern in die Badi ging, war ich erkältet und trug einen Schal. Zufällig war ein Journalist der az dort und machte eine Geschichte daraus.

Und was sagten Ihre Ratskollegen am Montag nach Ihrem Auftritt am Rednerpult?

Mein Parteikollege Bastien Girod hat gewitzelt, dass ich als Grünen-Politiker das Klischee, die Grünen seien immer leger unterwegs, stütze. Und fragte, warum ich nichts gesagt hätte, ich hätte doch sein Jackett ausleihen können.

Warum haben Sie dies nicht getan?

Weil ich in dem Moment einfach nicht daran gedacht habe.

Und was tragen Sie nun während der laufenden Session?

Ich kann Ihnen ein Foto schicken, dann sehen Sie mich im Anzug mit Hemd.