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Die Besitzer eines Rebhäuschen haben eine Mauer beim Birmenstorfer Rebberg ohne Bewilligung errichtet. Nun setzen sie sich ein gegen dessen Abreissen, weil die Mauer gefährdeten Reptilien neuen Lebensraum bietet.
Im Sommer 2016 errichteten Alice Burkhardt und Kurt Stauffer im Birmenstorfer Rebberg bei ihrem Rebhäuschen eine Pergola mit begrüntem Kiesplatz. Und sie bauten sowohl oberhalb als auch unterhalb des Häuschens Trockensteinmauern.
«Die Mauern errichteten wir mit dem Ziel, optimale Bedingungen für Reptilien zu schaffen und damit die regionale Biodiversität zu fördern», sagt Kurt Stauffer. «Erfreulicherweise zeigte sich schon während des Baus, dass die Mauern ein ideales Zuhause für geschützte Reptilien wie die Zauneidechse bieten», sagt er. «Auch Ringelnattern leben inzwischen hier, eine weitere gefährdete Reptilienart.»
Doch ihnen war aus Naivität, wie er es nennt, ein Fehler unterlaufen. «Wir hatten keine Baubewilligung eingeholt. Wir gingen davon aus, dass auch in der Landwirtschaftszone bis zu 80 Zentimeter hohe Mauern ohne Bewilligung erstellt werden dürfen.» Seit drei Jahren befinden sich Stauffer und Burkhardt im Rechtsstreit mit den Kanton beziehungsweise der Gemeinde Birmenstorf.
Mit Urteil vom 1. April 2019 hat das Verwaltungsgericht des Kantons Aargau aber entschieden, dass der ursprüngliche Zustand der Umgebung des Rebhäuschens wiederhergestellt werden müsse, bis auf die von den Vorinstanzen bewilligte Sitzplatzfläche und die tolerierten Steinplatten. Für die Trockensteinmauern könne weder eine ordentliche noch eine Ausnahmebewilligung erteilt werden, lautet das Urteil, das der AZ vorliegt. In einer Landwirtschaftszone seien vorbehältlich hier nicht interessierender Ausnahmen nur Bauten und Anlagen zonenkonform, die zur landwirtschaftlichen Bewirtschaftung oder für den produzierenden Gartenbau nötig seien, lautet eine der Begründungen. Oder in anderen Worten: Die Trockensteinmauer wird für den Rebbau nicht benötigt.
«Somit beharrt der Kanton auf der kompletten Entfernung der Trockenmauer – und dies zu einem Zeitpunkt, an dem die Reptilien bereits ihre Eier abgelegt haben», kommentiert Stauffer. «Damit unterstützt der Kanton aktiv die Zerstörung des Lebensraums geschützter Reptilienarten sowie der lokalen Biodiversität, für die er andernorts Millionen von Franken ausgibt.»
Burkhardt und Stauffer sind bereit, die Pergola und den Kiesplatz zu entfernen. «Wir fordern aber einen kompletten Erhalt der Trockenmauer in ihrem aktuellen Zustand. So wird der Lebensraum gefährdeter Reptilienarten erhalten.»
Ihre Forderungen haben Stauffer und Burkhardt in einer Petition auf petitio.ch zusammengefasst – über 300 Menschen haben sie mitunterzeichnet. «Wir denken jedoch nicht, dass sich der Kanton von dieser Anzahl Unterschriften beeindrucken lässt. Darum bitten wir alle, denen die Artenvielfalt am Herzen liegt, die Petition zu unterzeichnen.» Er verstehe die «Sturheit» des Kantons nicht: «Die Mauer bringt mir keine Vorteile mehr, aber sie stört auch niemanden. Die Natur jedoch profitiert davon.» Das habe auch ein Biologe der Koordinationsstelle des Bundes für Amphibien und Reptilienschutz festgestellt.