Der Gemeinderat hält am Schul- und Kindergartenstandort Kirchdorf fest, obwohl es finanziell eine günstigere Variante gibt. Welche Variante wird sich durchsetzen?
Obersiggenthal braucht in den kommenden Jahren mit Gewissheit mehr Schulraum. Wo dieser gebaut wird, steht aber noch nicht definitiv fest. Der Gemeinderat macht dem Einwohnerrat nun einen ersten Vorschlag: Er beabsichtigt, im Ortsteil Kirchdorf einen Ersatzneubau für Schulhaus und Kindergarten zu erstellen. Zwei Kindergarten- und zwei Primarschulabteilungen, mit Option für eine weitere Schulabteilung, sollen dort in Zukunft geführt werden.
Der Einwohnerrat wird Mitte Dezember über einen Wettbewerbs- und Projektierungskredit von 400'000 Franken abstimmen. Gemeindeammann Dieter Martin erwartet eine Grundsatzdiskussion. Denn für den Erhalt des Standorts Kirchdorf sprechen zwar standortpolitische – nicht aber finanzpolitische Argumente.
«Der Gemeinderat gewichtet in diesem Fall die standortpolitischen Argumente höher als die finanzpolitischen», erklärt Dieter Martin. «Denn Kirchdorf soll auch in Zukunft einen eigenen Kindergarten und eine eigene Schule haben und für junge Familien attraktiv bleiben.» Aus rein finanzieller Sicht gäbe es aber eine alternative Lösung, gibt Martin zu bedenken. «Tatsache ist, dass das Oberstufenzentrum in Nussbaumen vorläufig, bis das neue Schulhaus in Nussbaumen gebaut ist, genügend Platz für die Kirchdorfer Primarschüler bieten würde.»
Die Integration der Schulräume von Kirchdorf in ein neues, grösseres Schulhaus würde die Gemeindekasse weniger stark belasten als ein Neubau in Kirchdorf. «Aus rein finanziellen und schulorganisatorischen Gründen oder von der Schulwegstrecke her liesse sich eine Schliessung des Schulstandorts Kirchdorf also durchaus rechtfertigen.» Der Neubau eines neuen Kindergartens hingegen sei gesetzt: «Unsere Strategie sieht klar vor, die Kindergärten in den Quartieren zu führen.»
Mit Spannung wartet der Gemeinderat nun auf die Stellungnahmen der Ortsparteien. Wird das Schulhaus dem Rotstift zum Opfer fallen? «Tatsache ist, dass in unserer Gemeinde jedes Projekt sehr genau auf seine Notwendigkeit hin geprüft werden muss», sagt Dieter Martin. Denn in Obersiggenthal würden mittel- und langfristig hohe Investitionen anstehen – zum Beispiel für die Kindertagesstätte Goldiland, Strassenprojekte, das Primarschulhaus im Zentrum oder das Hallen- und Gartenbad.
Das Schulhaus würde gemäss einer Grobkostenschätzung zwischen 3,2 bis 5,3 Millionen Franken kosten. Das Raumprogramm umfasse nur das absolut Notwendige, so werde man auf eine Bibliothek oder einen Raum für Sammlungen verzichten, heisst es in der Vorlage. In der neuen Schulanlage könnte ab dem Schuljahr 2018/2019 unterrichtet werden.