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Anwohner des Badener Wahrzeichens trauen sich nachts nicht mehr nach draussen. Grund dafür sind Steine und Glasflaschen, die auf den Dächern und in den Gärten landen.
Seit diesem Herbst wird das Areal um die Ruine Stein in Baden mit sechs Videokameras überwacht. «Doch die Situation hat sich leider nicht verbessert», sagt eine Anwohnerin. «Wir wohnen in einer Liegenschaft unterhalb der Ruine Stein, und noch immer landen fast jedes Wochenende Flaschen und Steine auf dem Haus», erzählt sie. «Sobald es eindunkelt, getrauen wir uns nicht mehr nach draussen in den Garten. Es ist einfach zu gefährlich.»
Regelmässig werden Steine und Flaschen sogar über das Dach bis in den Garten geworfen. «Es könnte Tote geben. Kürzlich habe ich einen der Steine gewogen, der auf dem Dach landete: Er war 640 Gramm schwer. Gefährlich sind auch die leeren Alkoholflaschen, die bei uns landen und zersplittern.»
Das Ziegeldach werde dabei immer wieder beschädigt, es regne manchmal ins Haus. «Für den Eigentümer entstehen Kosten, für uns als Bewohner ist es natürlich unangenehm.» Sie habe regelmässig mit dem Polizeinotruf zu tun, seit September fast jedes Wochenende.
In einem Interview sagte der Stadtpolizeichef Martin Brönnimann, es herrsche Ruhe, seit Kameras auf der Ruine installiert worden seien. «Doch das stimmt nicht», sagt die Anwohnerin. «Seit dem Frühling hat sich die Situation gar noch verschärft. Wir notieren jeden Vorfall, die Zahlen sind eindeutig», sagt sie. Womöglich bestehe ein Zusammenhang zu Corona – wenn Restaurants, Bars und Clubs geschlossen haben, würden noch mehr Menschen ihre Freizeit auf der Ruine verbringen. Letztendlich brauche es eine nachhaltige Lösung und nicht nur tröpfchenweise Verbesserungen, die dauernd neue Kosten verursachen.
«Die Streifenpolizisten setzen sich sehr für uns ein, aber es besteht kein politischer Wille, etwas an der Situation zu ändern», sagt die Anwohnerin. Zwei Streifenpolizisten könnten bei Partys mit 200 Leuten schlicht nichts ausrichten.
Ein Hausbesitzer unterhalb der Ruine sagt: «Der Garten angrenzend an die Wand der Ruine ist nicht mehr brauchbar. Er ist voll mit Glassplittern. Die Situation hat sich in den letzten Jahren verschlimmert. Eine Sperrung der Ruine in der Nacht müsste in der Politik thematisiert werden», so der Hausbesitzer.
Laut Stadtpolizei gab es dieses Jahr 31 Vorfälle beziehungsweise Journaleinträge für das Areal um die Ruine. «Die Stadt stellt seit Jahren grosszügig Abfallbehältnisse zur Verfügung; zudem wurden Informationsstelen aufgestellt, die darauf hinweisen, dass das Werfen von Gegenständen ab der Ruine Stein verboten ist», so die Stadtpolizei auf Anfrage. Dank der Videoüberwachung habe bereits ein Täter überführt werden können. Weitere Massnahmen: «Kräfte der City Patrol (bis Ende Oktober) und Angehörige der Stadtpolizei patrouillieren auf der Ruine.»