Baden
Trudelhaus in Baden: Der Ort sollte provozieren und herausfordern

Das Buch «Trudels Haus - ein sperriges Erbe» gibt Einblick in die Kunst- und Kulturszene der letzten 40 Jahre. An der Vernissage wurde das Buch über den sperrigen Künstler feierlich eingeweiht.

Tabea Baumgartner
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Rolf Meier (Redaktor und Projektleiter), Lars Müller (Design) und Mitautor Stephan Kunz (von links) blättern in «Trudels Haus» – sie alle sind seit vielen Jahren eng mit dem Trudelhaus verbunden.

Rolf Meier (Redaktor und Projektleiter), Lars Müller (Design) und Mitautor Stephan Kunz (von links) blättern in «Trudels Haus» – sie alle sind seit vielen Jahren eng mit dem Trudelhaus verbunden.

tabea baumgartner

Waschechter Badener Jazz klingt im untersten Geschoss des Trudelhauses, dicht gedrängt die Besucher der Vernissage: Am Donnerstag wurde keine Ausstellung eröffnet, sondern ein «hauseigenes» Buch eingeweiht.

Verwunderung, ein Stutzen, ein Innehalten bei jenem, der das Buch «Trudels Haus» aufschlägt. Die Einsichten in die Badener Kunst- und Kulturgeschichte vermögen Funken zu versprühen. Verblüffung über die grafische Bescheidenheit und die Authentizität jener Karten, mit denen die Künstler einst zu ihren Ausstellungen luden.

Trudelhaus schaffte Freiraum

Das Buch ist gespickt mit Zitaten aus Zeitungskritiken, die aufhorchen lassen: «Kunst will nicht das bestätigen, was man von ihr denkt. Der Künstler will nicht das bestätigen, was man von ihm erwartet.» Paul Weibel betont die Bedeutung von «Orten, an denen eigene künstlerische Ideen entwickelt, erprobt und umgesetzt werden können», wie es das Trudelhaus unter der Leitung der Stiftung war.

Das Badener Trudelhaus

Der Pioniergeist der Gründer des Trudelhauses in Baden ermöglichte es, dass vor 40 Jahren unter der Stiftung Hans-Trudel-Haus aus dem Wohnhaus und Ateliers des Künstlers Hans Trudel ein Ort entstand, der zum «kleinstädtischen Kristallisationspunkt» von Kunst und Kultur wurde. Andere Autoren bezeichnen die Galerie als «Schmelztiegel des alternativen Kulturschaffens» oder als «Sammelbecken für Künstler aller Art». Die Ära des Hauses unter Leitung der Stiftung nahm mit dem Verkauf an eine Genossenschaft im letzten Jahr sein Ende. Als Abschluss ihrer Arbeit gab die Stiftung das Buch «Trudels Haus - ein sperriges Erbe» in Auftrag. Das Buch ist ab sofort im Buchhandel und beim hier+jetzt Verlag erhältlich. (tab)

Eindrücklich lassen die Erinnerungen von Kunst- und Kulturschaffenden spüren, wie die Diskussionen bei einem Glas Wein und einer Zigarette im «Trudelchäller» die persönlichen Lebensläufe geprägt hatten. Das Trudelhaus habe «die Türe zum interessanten Leben einen Spaltbreit geöffnet», schreibt der Badener Schauspieler Walter Küng.

«Man schafft einen Ort nicht zum reinen Vergnügen», sagt Lars Müller, Gestalter des Buches, an der Vernissage. Das Trudelhaus wurde initiiert als «Ort, der provozieren und herausfordern soll». Das Haus sei beispielhaft für eine private Initiative, «die einen Freiraum schafft».

Der Badener Künstler Hans Trudel mit seinem «eigenwilligen Lebenslauf» habe sich mit Einschränkungen und Auflagen schwer getan, wie der Mitautor Stephan Kunz schreibt. Die Geschichte der Stiftung Hans-Trudel-Haus sei exemplarisch für Baden. «Wie der Bildhauer seinerzeit eckte man immer wieder an. Das war aber nie ein Hinderungsgrund, es trotzdem zu versuchen», schreibt Kunz.

Trudels «sperriges Dasein in der Stadt Baden» ist mitunter Thema des Buches. Dieses Erbe möge, so Stephan Kunz, «nicht nur im Haus, sondern auch in der Stadt Blüten treiben.»

Inspiration für junge Generation

Der Betrachter des Buches wird «in Erinnerungen schwelgen», sagt Lars Müller. Die jüngeren Generationen, die zurzeit in Baden den kulturellen Pioniergeist leben, haben diese Geschichten nur am Rande miterlebt. Sie sind es, die heute an den Vorschriften und Auflagen anecken, die ihre künstlerischen Ideen verwirklichen, die manchmal provozieren.

Ihnen liegt mit «Trudels Haus» ein Fundus an Inspirationen vor; nicht zuletzt als Zeugnis dessen, welche Wirkungskraft ein solcher «Ort» auf eine ganze Generation kulturinteressierter Menschen haben kann.