Mägenwil
Über die Gemeindegrenzen hinaus blicken: Fusions-Idee im Reusstal wird wieder zum Gesprächsstoff

Vor zwei Jahren kam in Mägenwil die Idee einer Fusion mehrerer Gemeinden auf. Der Gemeinderat hat den Auftrag gefasst, Abklärungen für einen Zusammenschluss zu prüfen. Doch wie offen sind die umliegenden Gemeinden für eine allfällige Fusion?

Carla Stampfli
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Die CVP und FDP Mägenwil skizzierten 2017 als mögliches Szenario eine Fusion von Mellingen, Stetten, Tägerig, Wohlenschwil und Mägenwil. Jedoch verfolgten sie die Idee nicht weiter. Nun kommt wieder Bewegung ins Thema Fusion.

Die CVP und FDP Mägenwil skizzierten 2017 als mögliches Szenario eine Fusion von Mellingen, Stetten, Tägerig, Wohlenschwil und Mägenwil. Jedoch verfolgten sie die Idee nicht weiter. Nun kommt wieder Bewegung ins Thema Fusion.

Vor zwei Jahren lancierten die Mägenwiler Ortsparteien CVP und FDP an ihren Generalversammlungen gemeinsam die Idee eines Zusammenschlusses mehrerer Gemeinden. Als mögliches Szenario wurde eine Fusion des «historischen Städtchens Mellingen mit den umliegenden Gemeinden Stetten, Tägerig, Wohlenschwil und Mägenwil» skizziert. «So würde eine regionale Stadt mit rund 12 000 Einwohnern entstehen, die einen attraktiven Wohn- und Wirtschaftsraum bildet», argumentierte FDP-Ortsparteipräsident Michael Umbricht damals gegenüber der AZ.

Die Idee einer Regionalstadt an der Reuss wurde seither jedoch nicht weiterverfolgt. Nun wird die Fusions-Idee wieder zum Gesprächsstoff: An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung zum Budget 2019 letzte Woche stellte ein Mägenwiler Stimmberechtigter einen Überweisungsantrag, wonach der Gemeinderat ernsthafte Abklärungen für eine Gemeindefusion oder eine vertieftere Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden prüfen soll.

Der Votant begründete den Antrag unter anderem mit den «stetig wachsenden Ausgaben». Diese seien «mittelfristig für eine Gemeinde der Grösse wie Mägenwil nicht tragbar». Hinzu komme, dass der Steuerfuss heute bereits sehr hoch sei und in Zukunft noch steigen werde, sagte er. Im Aargau hätten einige Gemeinden die Zeichen der Zeit erkannt und sich zusammengeschlossen. Mit seinem Überweisungsantrag stiess er auf Gehör: Das Anliegen hiess die Gemeindeversammlung mit 98 Ja zu 65 Nein gut.

Grosse Zustimmung überraschte

«Dass die Gemeindeversammlung den Gemeinderat beauftragt hat, eine Fusion mit Nachbargemeinden zu prüfen, ist positiv. Ich war überrascht über die grosse Zustimmung», sagt CVP-Parteipräsident Viktor Müller, der wie sein Kollege von der FDP, Michael Umbricht, für den Antrag gestimmt hat. Mägenwil arbeite zwar bereits in einigen Bereichen mit umliegenden Gemeinden zusammen, etwa in der Feuerwehr Regio Mellingen, im Schulkreis Mellingen-Wohlenschwil oder den Gemeindewerken Mägenwil-Wohlenschwil, sagt Müller. «Doch eine Fusion mit Nachbargemeinden macht mittel- bis längerfristig mehr Sinn.»

Auf die Frage nach einer möglichen Fusion – ob überhaupt und mit wem – gibt sich Mägenwils Gemeindeammann Daniel Pfyl (SVP) derzeit noch bedeckt: Er möchte diesbezüglich nicht vorgreifen und voreilige Schlüsse ziehen; auch deshalb nicht, weil sich der Gemeinderat erst noch eine Strategie festlegen müsse, teilt Pfyl mit.

Fusion wäre langfristiger Prozess

Und wie stehen die umliegenden Gemeinden zum Thema Fusion und zu verstärkter Zusammenarbeit? Bruno Gretener (FDP), Gemeindeammann von Mellingen, sagt diesbezüglich: «Wir sehen für das Reussstädtchen derzeit keine Notwendigkeit für eine Fusion. Aber wenn andere Gemeinden das Gespräch mit uns suchen, sind wir offen dafür.» Eine allfällige Fusion wäre genau zu prüfen und – wenn überhaupt – ein langfristiger Prozess. Mehr als in einem Gemeindezusammenschluss sieht Gretener insbesondere in der Zusammenarbeit Vorteile, so wird etwa das Steueramt von Tägerig in Mellingen geführt, ebenso das Betreibungsamt von Wohlenschwil. «Die Zusammenarbeit ist grundsätzlich sehr positiv und soll, wo sie Sinn macht, ausgebaut werden.»

Ähnlich sieht es Erika Schibli (FDP), Gemeindeammann von Wohlenschwil: «Wir führen bereits in mehreren Bereichen erfolgreich eine Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden. Diese hat sich bewährt und soll, nach Möglichkeit, weiter verstärkt werden.» Eine Fusion stehe für Wohlenschwil derzeit nicht im Raum. «Über einen Zusammenschluss kann eine Gemeinde nachdenken, wenn sie beispielsweise Mühe hat, Behördenämter zu besetzen. Das ist bei uns nicht der Fall», sagt sie. Auch sei es nicht so, dass fusionierte Gemeinden besser funktionieren. «Wir sind aber offen für Gespräche, zumal sich die Umstände in Zukunft ändern können.»

In Stetten sieht man auch keine Notwendigkeit für einen Zusammenschluss, wie Gemeindeammann Kurt Diem (FDP) sagt. «In der Region arbeiten wir bereits in verschiedenen Verbänden und Gremien zusammen. Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut, sie wird von allen gepflegt und wo möglich ausgebaut.» Deshalb sei in Stetten eine Fusion derzeit kein Thema. «Viele Gemeinden haben das Interesse, eigenständig zu bleiben, auch wir», sagt Diem. Er fügt jedoch an, dass man Fusions-Gespräche grundsätzlich nicht verweigern würde.

Der Mägenwiler CVP-Ortparteipräsident Viktor Müller sieht verschiedene Vorteile in einer Fusion. Durch eine Zusammenlegung könnten Synergien gemeinsam genutzt und Kosten gespart werden, sagt er. «Auch wäre es einfacher, die Behördenämter zu besetzen.» Jetzt liege es am Gemeinderat, im Vorfeld die nötigen Abklärungen zu tätigen, so Müller. «Es ist ja nicht nur für uns interessant über die Gemeindegrenzen hinaus zu blicken.»