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Vera Becker ist überraschend die Spitzenkandidatin der Grünen des Bezirks Baden bei den Grossratswahlen. Wofür sie sich einsetzt.
Prominente Namen stehen im Bezirk Baden auf der Kandidatenliste für die Grossratswahlen. Solche, die man im ganzen Aargau kennt: Jonas Fricker zum Beispiel, ehemaliger Nationalrat. Oder Ruth Müri, Stadträtin in Baden. Auch Christian Keller, den Geschäftsführer von VCS Aargau, kennt man nicht nur in seiner Wohngemeinde Obersiggenthal. Spätestens, seit er sich mit seinem Verband gegen das geplante Personalparkhaus beim Kantonsspital Aarau wehrt.
Auf Platz 1 der Liste steht derweil mit Vera Becker, 21 Jahre alt, aus Untersiggenthal, eine vergleichsweise unbekannte Kandidatin, auch wenn sie als Co-Präsidentin der Jungen Grünen Aargau bereits für Schlagzeilen gesorgt hat. Angesprochen auf ihren Listenplatz, sagt sie: «Eine grosse Ehre.» Sie habe sich bereits gefreut, angefragt worden zu sein. Zuoberst auf der Liste zu stehen, bedeute ihr viel: «Das ist ein Zeichen der Partei, dass sie die Aktivistinnen und Aktivisten des Klimastreiks wie mich ernst nimmt.»
Auffallend beim Gespräch: Vera Becker kann zwar lange reden, wenn sie gefragt wird. Doch sie kann auch genau so lange schweigen und zuhören, ohne das Gegenüber zu unterbrechen. «Falls ich in den Grossen Rat gewählt würde, wäre eines meiner Anliegen, zu einer guten Gesprächskultur beizutragen», sagt sie. «Weniger toxische Männlichkeit und mehr konstruktives Zuhören», nennt sie das.
Meine Wahl würde bei jeder Diskussion und Entscheidung eine junge, kritische, unabhängige und frische Stimme mehr bedeuten. Ältere männliche Personen hat es schon genügend im Grossen Rat.
(Quelle: Vera Becker)
Sie bezeichnet sich selber als kompetente Person. «Dies darum, weil ich mir zutraue, schnell zu lernen, und weil ich wissbegierig bin.» Sie machte die Matura an der Kanti Wettingen, begann ein Geografiestudium, brache es aber ab. Und ist nun Vollzeit-Aktivistin, ehe sie ab Herbst Politik, Philosophie und Wirtschaft studiert.
In erster Linie setzt sie sich für das Klima ein, steht bei der Aargauer Klimastreik-Bewegung an vorderster Front. Wie konsequent ist sie selber, wie oft sitzt sie im Flugzeug? «Ich bin schon mehrfach geflogen. Seit einem Jahr sass ich aber in keinem Flugzeug mehr. Und ich werde privat nie mehr fliegen. Nur noch im Ausnahmefall, um beispielsweise zu einer Konferenz zu gelangen.» Sie lebe vegan, macht keine Autoprüfung, kauft keine neuen Kleider, betont aber:
Die wichtigen Entscheide werden in der Politik gefällt.
(Quelle: Vera Becker)
Dazu zählen in Beckers Augen zum Beispiel billigere ÖV-Tickets, keine Massentierhaltung, der Ausbaustopp von Autobahnen und erneuerbarer Strom»
Ihre Sommerferien verbrachte sie auf dem Velo, zusammen mit Flüchtlingen fuhr sie durch die Schweiz. Sie setzt sich entsprechend dafür ein, dass sich die Asylsituation verbessert. Ausserdem liegen ihr feministische Anliegen am Herzen. «Ein Feminismus aber, der nicht darauf beruht, den Tarif durchzugeben, bei dem es nicht darum geht, tough zu sein.» Und ihre Wahlchancen? «Ich hoffe, es zu schaffen, wünsche mir aber vor allem einen Sitzgewinn für die Grünen.»