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Heute fahren rund 15'500 Autos pro Tag durch Mellingens Altstadt. Mit der Umfahrung, die spätestens im Sommer 2023 passierbar sein soll, werden es deutlich weniger sein. Wer dann noch durch Mellingen fahren darf, das war einer der Diskussionspunkte am zweiten «Plaza»-Workshop.
Nach einem ersten «Plaza»-Workshop Ende Oktober fand am vergangenen Samstagmorgen die zweite Ausgabe statt, wiederum in der grossen Turnhalle der Schulanlage Kleine Kreuzzelg. Schwerpunkte waren diesmal «öffentlicher Verkehr» und «Aufwertung Hauptgasse». Alt Regierungsrat Peter C. Beyeler, Präsident der IG Aargauer Altstädte, eröffnete den Anlass und zeigte in seinem Referat auf, wie sich die Altstädte im Kanton in den letzten Jahren verändert und entwickelt haben.
Eine einmalige Chance für eine Neuentwicklung steht dem Städtchen an der Reuss bevor. Die Arbeitsgruppe «Aufwertung Hauptgasse» mit fünf Mitgliedern unter der Leitung von Gemeindeammann Bruno Gretener hatte bereits drei Sitzungen. So auch die Arbeitsgruppe «öffentlicher Verkehr», die mit acht Bürgern und drei Experten unter der Leitung von Gemeindeschreiber Beat Deubelbeiss die verschiedenen Vorschläge des ersten Workshops ausgewertet hatte.
Bereits verfügt ist, dass die Durchfahrt durch das Zentrum zu den Hauptverkehrszeiten am Morgen und am Abend sowie über die Mittagszeit von 11 bis 13 Uhr gesperrt wird. Für Lastwagen ist die Durchfahrt generell den ganzen Tag verboten. Die Altstadt mit der Hauptgasse und den Nebengassen soll zu einer Begegnungszone mit Tempo 20 werden. Bei der Birrfeld- und der Lenzburgerstrasse wurde Tempo 30 verfügt. Diese Anpassungen können nur noch im Zusammenhang mit einer öffentlichen Ausschreibung angepasst oder geändert werden.
Fast alle Workshop-Teilnehmenden sprachen sich klar für den radikalsten von drei verbliebenen Vorschlägen aus: Bei dieser Variante wäre der Busverkehr weiterhin jederzeit in beide Richtungen möglich. Die Zufahrt zur Altstadt wäre jedoch nur noch für die Zubringer gestattet. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es bliebe deutlich mehr Raum für die Gestaltung der Altstadt, und der Verkehr würde nochmals erheblich weniger als die geschätzten 1500 Fahrzeuge pro Tag durch die Altstadt. Die rund zwölf Busse pro Stunde bleiben jedoch bei allen Varianten bestehen, damit das bestehende ÖV-Angebot mindestens erhalten bleibt.
Wie das Gewerbe auf diese Variante reagieren wird, bleibt abzuwarten. Es gab auch einzelne Votanten, die sämtlichen Verkehr (inklusive Busse) aus dem Städtchen verbannen wollten.
«Wenn wir nicht diese Variante mit nur noch Zubringerverkehr wählen, müssen wir die Hauptgasse gar nicht aufwerten»,
tönte es aus einigen Gruppen. Dann verändere sich zu wenig und es gäbe auch nicht genügend Platz für eine andere Nutzung. Weil sich eine deutliche Mehrheit für diese radikale Variante ausgesprochen hatte, wurde auch von fast allen Gruppen der Vorschlag «Rahmen» bevorzugt.
Dieser beinhaltet Natursteinplatten, die mit Schwarzbelag oder einer Pflästerung mit flachen, geschliffenen Steinen kombiniert werden sollen. Sie sind auch einfacher für Personen mit Kinderwagen, Rollator oder im Rollstuhl befahrbar und würde für deutlich weniger Lärm sorgen. Weitere Vorteile: Der Unterhalt käme billiger, und eine allfällig nötige Sanierung der Werkleitungen wäre problemlos möglich, was beispielsweise bei durchgehenden Natursteinplatten wie in der Weiten Gasse in Baden deutlich aufwendiger und teuer ist.
Der Gemeinderat und die beiden Arbeitsgruppen werden nun die Inputs des zweiten Workshops auswerten und analysieren. «Danach bleibt die Mitwirkung für alle offen», betonte Gemeindeammann Bruno Gretener (FDP). Wenn jedoch die beiden Varianten umgesetzt werden sollen, für die sich die Mehrheit der Teilnehmer des Workshops ausgesprochen hat, benötigt es noch eine öffentliche Ausschreibung. Es dürfte noch viel Wasser die Reuss herunterfliessen, bis endgültig beschlossen wird, wie die Altstadt und das Zentrum nach der Eröffnung der Umfahrung gestaltet werden sollen.