Die deutschen Musiker von «L’art de Passage» spannten erstmals mit dem Badener Vokalensemble zusammen, und wussten mit Unkonventionellem zu begeistern.
Ein Gefühl von Anspannung macht sich in Martin Hobis Gesichtszügen breit. Ruhe in der Sebastianskapelle Baden. Eine präzise Handbewegung des Chorleiters entlockt dem Badener Vokalensemble die ersten Töne. Wieder Ruhe. Wieder folgt ein dirigierender Bewegungsablauf. Beim zweiten Einsatz werden die Chorstimmen mit der erfrischenden Kombination aus Akkordeon-, Piano- und Kontrabassklängen ausgeschmückt – ein wahres Start-Furioso. Und schnell wird klar, dass dieser Konzertabend kein konventioneller sein wird: Zum ersten Mal kooperiert das Badener Vokalensemble mit den deutschen Musikern von «L’art de Passage».
Die Kunst des Übergangs beherrscht das renommierte Trio, bestehend aus Tobias Morgenstern, Stefan Kling und Wolfgang Musick. Sie sind Profis. Die deutsch-helvetische Kollaboration birgt also eine gewisse Asymmetrie. «Die Chormitglieder sind zwar alles Amateure, benehmen sich aber wie Profis», wird Chorleiter Hobi später stolz sagen. Der Begeisterung des Publikums ist diese Asymmetrie aber nicht abtrünnig. Das fulminante Wechselspiel zwischen harmonischem Gesang und exotischen Instrument-Intermezzi wühlt regelmässig auf. Als eigenwillige Berg- und Talfahrt bezeichnen die Protagonisten ihre Performance. Von Liedern in allen vier Landessprachen bis hin zu diversen Gassenhauern, alles wurde von neuen Klängen umhüllt. Arrangiert wurden die neuen Interpretationen, die von den Musikern als unerhört deklariert werden, von Tobias Morgenstern und Stefan Kling. Interessant ist zudem der Aspekt, dass sich die Deutschen mit schweizerischem Liedgut konfrontierten, was vor allem in Bezug auf die Songtexte eine Herausforderung war. Vom faszinierenden Repertoire profitiert an diesem Abend auch das Vokalensemble aus der Bäderstadt. Während des Konzerts notiert man neben der leidenschaftlichen Symbiose zwischen den deutschen Musikern und ihren Instrumenten auch Züge der Freude und des Genusses in den Chorgesichtern.
Die Vorstellung, welche auch jazzige Inhalte aufweist, genoss auch Stadtammann Geri Müller. Der Politiker und die Musiker von «L’art de Passage» vereinen eine langjährige Freundschaft. Auch Müller schwärmte nach dem Konzert von einer fulminanten Vorstellung. Für den deutschen Unterhaltungsimport gleicht der Standort Baden übrigens einer zweiten Heimat. Schon im Jahre 1988 fanden die damaligen DRR-Künstler Anklang in der Bäderstadt. In der familiären Sebastianskapelle neigt sich derweil ein Musikabend voller Uraufführungen dem Ende zu. In einem ruhigen Moment platzt einer Zuschauerin ein kurzatmiges «Bravo» heraus. Dem gibt es nichts hinzuzufügen.