Coronavirus
Unkraut und Ziegen statt Dolce Vita: Aargauer Paar strandet auf Europareise in Stetten

Das Coronavirus macht einem jungen Paar einen Strich durch die Rechnung. Die geplante Europareise verzögert sich durch den Lockdown. Bevor es weiter nach Schweden gehen kann, packen sie nun auf einem Bauernhof mit an.

Larissa Gassmann
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Eigentlich wollten sie Meer, Strände und Berge sehen. Zu zweit die gesamte Schönheit Europas erkunden. Job und Wohnung waren gekündigt worden, Campingbus und Insassen gleichermassen bereit für das grosse Abenteuer. Doch dann machte das Coronavirus Vivianne Emmisberger und ihrem Freund Colin einen Strich durch die sorgfältig durchdachte Rechnung. Statt nach Schweden gelangten die beiden von Baden aus gerade einmal nach Stetten. Dort leben die beiden seither auf dem Bauernhof von Lukas Neuhaus.

«Wir mussten am Anfang erst einmal damit zurechtkommen, dass unser vor einem Jahr zurechtgelegte Plan nicht so läuft wie eigentlich gedacht. Aber nun sind wir doch ziemlich zufrieden», sagt Emmisberger gegenüber Tele M1. So spiele es mittlerweile überhaupt keine Rolle mehr, ob man auf einem heimischen oder einem italienischen Bauernhof verweile. Egal ob Rom oder Stetten. Hauptsache Ferien.

Aus einer komischen Situation wurde auf einmal Freundschaft

Für lau dürfen die beiden aber dann doch nicht auf dem Hof von Neuhaus wohnen. Ganz ohne Mithilfe geht es nicht. Zweimal pro Woche müssen die beiden dem Bauern zur Hand gehen. So findet sich Colin auf einmal mit einem Futterkessel bewaffnet zwischen hungrig herumspringenden Ziegen wieder. Auch beim Unkraut hacken oder der Mitarbeit beim Hauslieferdienst von Neuhaus durften die beiden schon ihr Talent beweisen.

Mit all der seit ihrer Ankunft verstrichenen Zeit sind die beiden Ausreisser eine grosse Unterstützung für Bauer Neuhaus geworden. Dies war aber nicht immer der Fall. Als die beiden vor zwei Monaten auf dem Hof aufkreuzten, waren Neuhaus und seine Frau erst skeptisch. «Es war doch eine sehr spezielle Situation. Wir wussten nicht genau, wie wir reagieren sollen. Wir fanden dann aber, dass wir den beiden fast ein Plätzchen bieten müssen. Nun sind wir sehr froh, dass das Ganze geklappt hat», sagt Lukas Neuhaus, Regionalleiter von «Buur on Tour». So wurde aus der Not für alle Parteien bald eine Win-Win-Situation. Weil man sich mittlerweile sogar angefreundet hat, wird die freie Zeit öfters zusammen verbracht.

Trotz der dazugewonnenen Freundschaft soll die Europareise nach den Grenzöffnungen am 15. Juni aber endgültig in Angriff genommen werden. Auch nach der langen Bedenkzeit steht allerdings noch nicht ganz fest, wohin das Paar reisen wird. «Wir sind uns noch nicht ganz sicher. Wahrscheinlich zieht es uns aber in Richtung Norden. So wurde eigentlich geplant, dass wir den Sommer über in Schweden sein werden.»