Turgi
«Unsere Kirche soll nicht zum Museum werden»

Der Gemeinderat von Turgi will neben dem reformierten auch das katholische Gotteshaus unter Schutz stellen. Die Kirchenpflege hat daran null Interesse.

Pirmin Kramer
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Die Kirchenpflege wusste lange nichts von den Plänen des Gemeinderates: Dieser will verhindern, dass die katholische Kirche baulich verändert werden darf.

Die Kirchenpflege wusste lange nichts von den Plänen des Gemeinderates: Dieser will verhindern, dass die katholische Kirche baulich verändert werden darf.

Grosse Ehre für die Turgemer Katholiken: Sie erhielten vergangenen Donnerstag Besuch vom Apostolischen Nuntius Thomas Gullickson, dem Botschafter des Papstes in der Schweiz. Er feierte in Turgi den Gottesdienst mit der Pater-Pio-Gebetsgruppe – ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten. Und doch spricht in Turgi momentan kaum jemand über den Besuch des amerikanischen Erzbischofs.

Hauptthema ist der Entscheid des Gemeinderates, neben der reformierten auch die katholische Kirche unter kommunalen Schutz stellen zu wollen. Eine Nachricht, welche die Verantwortlichen der katholischen Kirche wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf.

«Wir wurden zu spät informiert»

Kirchenpflegepräsident Daniel Ric bestätigt auf Anfrage: «Wir wussten nichts von den Plänen des Gemeinderates.» Erst einen Tag bevor die az über die geplante Unterschutzstellung berichtete, habe er einen Anruf aus dem Gemeindehaus erhalten. Ein unglückliches Vorgehen, findet Ric: «Dieses Thema hat für uns langfristig existenzielle Bedeutung. Wir hätten früher informiert werden sollen, da diese Unterschutzstellung unseren Handlungsspielraum in der Zukunft einschränken wird.»

In einem kleinen Dorf wie Turgi sei es wichtig, dass die Beteiligten solche Dinge gemeinsam besprechen. «Der Entscheid, unsere Kirche unter Schutz zu stellen, ist ja sicherlich nicht von heute auf morgen gefällt worden.»

Die Kirchenpflege habe null Interesse an einer Unterschutzstellung des Gotteshauses, sagt Daniel Ric. «Wir wollen zwar mittelfristig an unserer Christkönigskirche baulich nichts verändern. Aber wir sollten den kommenden Generationen möglichst alle Optionen offenlassen.» Eine Unterschutzstellung der Kirche quasi bis in alle Ewigkeit – das gelte es zu verhindern.

Gemeindeammann Adrian Schoop entgegnet: «Wir haben sämtliche betroffenen Grundeigentümer am 1. April 2015 informiert, dass es mit der kantonalen Denkmalpflege eine Innenbegehung der entsprechenden Gebäude geben würde, um abzuklären, ob sie ins Bauinventar aufgenommen werden sollen.

Dazu gehörte auch die katholische Kirche.» Darum sei er etwas erstaunt, dass die Kirchenpflege nun sage, nichts von den Plänen des Gemeinderates gewusst zu haben. «Am Mittwoch verschickten wir zudem einen Brief an alle Eigentümer von Gebäuden, die unter Schutz gestellt werden sollen.» Darin seien ihre die Rechte und Möglichkeiten während des Mitwirkungsverfahrens aufgeführt.

Denkmalschutz wäre nicht sinnvoll

Gab es nun eine solche Begehung? Ganz klar ist das nicht. Daniel Ric: «Die katholische Kirche steht von morgens bis abends jedem offen. Jeder kann die Kirche begehen.» Wichtig aber wäre, mit der Kirchenpflege darüber zu reden, welche Pläne sie kurz-, mittel- und langfristig mit der Kirche habe.

«Langfristig kann es für die zukünftigen Verantwortlichen der katholischen Kirchgemeinde nicht sinnvoll sein, die Kirche unter Schutz zu stellen.» Die Kirche soll vor allem eine lebendige Gemeinschaft bleiben und kein Museum werden.» Zukünftigen Generationen die Möglichkeit wegzunehmen, die Kirche ihren Bedürfnissen anzupassen, sei nicht richtig.

Aus architektonischer Sicht sei das Zusammenspiel der runden Kirche mit dem runden Bahnhof ja allenfalls interessant, räumt Daniel Ric ein. Nur werde man diese Gemeinsamkeiten bald vielleicht gar nicht mehr sehen. Dies, weil die neue Bau- und Nutzungsordnung auf der Fläche zwischen der Kirche und dem Bahnhof bis zu achtstöckige Bauten erlauben will.