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Nachdem die SVP in Untersiggenthal jahrelang die Führung innehatte, ist sie ab 2022 gar nicht mehr im Gemeinderat vertreten. Der einzige Kandidat der SVP, Grossrat Christian Keller, schaffte die Wahl nicht. Für eine Überraschung sorgte der parteilose Pirmin Umbricht.
Mit 1307 Stimmen wurde Adrian Hitz (die Mitte) am Sonntag klar zum neuen Gemeindeammann von Untersiggenthal gewählt. Er folgt damit ab 2022 auf Frau Gemeindeammann Marlène Koller (SVP), die nach 15 Jahren an der Spitze nicht mehr zu den Gesamterneuerungswahlen angetreten ist.
Als einziger Kandidat für das Amt standen seine Chancen von Beginn weg gut. Der 56-Jährige sitzt seit 2009 im Gemeinderat und ist auf einem Landwirtschaftsbetrieb im Dorf aufgewachsen. Da aber die Auszählung für Untersiggenthaler Verhältnisse für einmal ungewöhnlich lange dauerte – die Resultate wurden erst kurz vor 14.30 Uhr veröffentlicht – kam er doch noch kurz ins Schwitzen: «Üblicherweise sind wir eher früh dran, aber diesmal scheint es eine etwas komplexere Angelegenheit gewesen zu sein», erklärt er.
Umso grösser seine Freude, als er dann endlich das deutliche Resultat zu sehen bekam. «Dass ich ausserdem mit 1523 Stimmen mit dem zweitbesten Resultat als Gemeinderat bestätigt wurde, gibt mir enorme Sicherheit und zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin», sagt Hitz. Auch die Stimmbeteiligung von 49,7 Prozent findet er bemerkenswert: 2018 von 4198 Stimmberechtigten nutzten ihre Stimme. «In der Regel haben wir knapp einen Drittel.»
Das beste Ergebnis erzielte mit 1555 Stimmen Christian Gamma (FDP), seit 2015 Mitglied des Gemeinderats. Der 45-Jährige hatte zusätzlich auch als Vizeammann kandidiert, wo er ebenfalls ein deutliches Resultat verzeichnen durfte: 1274 Personen wählten ihn für das Amt. Er übernimmt damit vom bisherigen Gemeinderat Ueli Eberle (die Mitte), der wie Frau Gemeindeammann Koller nicht mehr zu den Gesamterneuerungswahlen antrat. Auch Norbert Stichert (FDP, 38), seit Ende 2009 dem Gremium angehörig, schaffte die Wiederwahl klar.
Gleich nach ihm – mit 1368 Stimmen – folgt als Viertplatzierter Pirmin Umbricht (parteilos), dessen Wahl die grösste Überraschung des Tages war. Der 43-jährige Familienvater ist Winzermeister und führt gemeinsam mit seinem Bruder den Betrieb Wein & Gemüse Umbricht. Die vielen Stimmen überraschten ihn fast mehr als seine Wahl: «Ich habe mit einem engeren Rennen und viel eher mit einem zweiten Wahlgang gerechnet», sagt er.
Seine klare Wahl zeige aber, dass die Parteizugehörigkeit bei Gemeinderatswahlen nur eine untergeordnete Rolle spiele, viel mehr würden die Menschen nach Sympathie wählen.
«Mein Bonus war sicher, dass wir schon lange im Dorf geschäften und ich in Vereinen mitwirke.»
Gemeinsam mit Umbricht schaffte auch die ehemalige Grossrätin Kim Schweri (Grüne) gleich im ersten Wahlgang den Sprung ins Gremium. Sie habe nicht mehr an ihre Wahl geglaubt und deshalb bereits am Sonntagmorgen rasch wieder alle Wahlplakate eingesammelt: «Ich bin jetzt umso positiver überrascht und freue mich auch sehr darüber, dass weiterhin eine Frau im Gemeinderat vertreten sein wird.»
Auch überrascht ist Schweri über die Wahl von Umbricht, vor allem, weil dieser gar nicht so aktiv Wahlkampf betrieben habe. Sie rechnete viel eher mit einer Wahl von Grossrat Christian Keller (SVP). Obwohl dieser mit 1010 Stimmen das absolute Mehr von 829 auch übertraf, schaffte er als Sechstplatzierter die Wahl nicht. «Natürlich bin ich enttäuscht», sagt Keller. Aber einer musste über die Klinge springen, das sei bei sechs Kandidaten für fünf Sitze unvermeidlich. «Dass ich diese Person sein werde, damit habe ich aber nicht unbedingt gerechnet», gibt er offen zu. Dennoch könne man nun mal nie sicher sein.
Er freue sich aber darüber, dass ihn das Volk in der Finanzkommission bestätigt habe: «Es ist schön, dass ich in diesem Gremium weiterarbeiten darf und weiterhin etwas für das Dorf machen kann», so Keller.
Damit ist die SVP ab 2022 nicht mehr im Gemeinderat vertreten – nach mehreren Jahrzehnten.