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Autor und Journalist Max Dohner und seine Söhne Silvio und Max-Ivan – sie alle fanden im Schreiben eine persönliche Ausdrucksform. Das Sprachgefühl kommt bei den dreien allerdings auf ganz unterschiedliche Weise zum Ausdruck.
«Ich fühlte mich in der Gesellschaft oft wie ein Fremdkörper und konnte mich durch das Schreiben behaupten», sagt Max Dohner, Journalist und Autor der Romane «Mehr Zeit als Leben» und «Das Glück der Flüchtigen». Seine Zwillingssöhne Max-Ivan und Silvio sitzen ihm für das Interview gegenüber. Max-Ivan ist Autist und lebt in einer völlig eigenen Welt. Aber auch er hat im Schreiben eine Art der Kommunikation gefunden.
Der 32-Jährige kann sich seit frühester Kindheit an jeden einzelnen Traum erinnern und notiert sie in seinem Tagebuch. Einige der Geschichten, die er im Schlaf erlebte und sich von der Seele schrieb, erschienen 2010 in Buchform. Mit seiner direkten und unverblümten Erzählart vermag er die Leserschaft im Innersten zu berühren. «Ich würde gerne einen zweiten Band mit neuen Träumen herausgeben», gesteht Max-Ivan, «aber erst muss ich einen Verleger finden.»
Wie sein Vater braucht auch Silvio Dohner, der Dritte der schreibenden «3D», viel Zeit für sich: «Mir ist es sehr wichtig, mit meinen Gedanken alleine zu sein», erläutert er. Und auch er ist auf der Suche nach einem Verlag für sein Erstlingswerk, das er soeben beendet hat. Zehn Jahre verbrachte er in Quito, der Hauptstadt Ecuadors, woher seine Frau stammt. Der Mediamatiker arbeitete dort in einem Reisebüro und machte sich später im erlernten Beruf selbstständig.
«Hundertprozentig glücklich war ich aber nie, weil ich meine kreative Ader lange untergrub», sagt er. Doch dann entdeckte er seine wahre Berufung und fing an, einen historischen Roman zu schreiben, der in
Ecuador und Europa spielt. «Ich habe mir die Messlatte sehr hoch gesetzt», meint Silvio dazu. Seine Tätigkeit als Mediamatiker hat er mittlerweile grösstenteils an den Nagel gehängt und folgt seiner inneren Stimme: Seit zwei Jahren studiert er Literatur.
«Wenn ich lese, was ich früher geschrieben habe, treibt es mir die Schamröte ins Gesicht», erzählt Max Dohner. Sein absolutes Talent sei als junger Bursche das Zeichnen und Malen gewesen, und einer künstlerischen Laufbahn stand nichts im Wege. Weil er aber immer den Drang hatte, alles zu kommentieren, konzentrierte er sich auf die Sprache und studierte Germanistik.
Heute überflügelt er mit seinem unverwechselbaren Schreibstil so manchen seiner Berufskollegen. «Es war jedoch ein langer Leidensweg, bis ich so weit war», schildert er und fügt hinzu, «ich kämpfte 20 Jahre lang Tag für Tag mit der Sprache. Erst seit ich 40 bin, habe ich das Gefühl, sie einigermassen im Griff zu haben. Vorher litt ich.»
Max-Ivan erinnert seinen Vater an eine Lesung, die er vor 26 Jahren in der Kantonsschule Zürich hatte. Er kann sich nicht nur Träume, sondern auch Personen und Ereignisse merken, die weit zurückliegen und von denen sein Bruder und Vater keine Ahnung mehr haben. Im Gegensatz zu vielen anderen autistisch veranlagten Menschen weiss er sich gut auszudrücken, spricht wegen seiner nicaraguanischen Mutter Aleyda, mit der er in Ennetbaden lebt, auch fliessend Spanisch.
Das Sprachgefühl ist den drei Dohners allen eigen, auch wenn es bei jedem auf völlig unterschiedliche Weise zum Ausdruck kommt. Auf die Frage, warum sie Bücher schreiben und mit ihren Werken an die Öffentlichkeit gehen, antwortet Max Dohner: «Publizität ist uns gar nicht so wichtig. Wir wollen schreiben, und zwar nicht für die Schublade. Das Zeug muss raus. Nur so stimmts.»