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Beim Umbau des Verenahof-Gevierts in eine Klinik zeichnet sich eine Kontroverse ab. Der Wegfall des Speisesaals, der für zehn zusätzliche Zimmer geopfert werden soll, sorgt für Zündstoff. Die Denkmalpflege des Kantons hält dieses Vorhaben für problematisch.
Bis zum 29. März liegt das Baugesuch für den Umbau des Verenahof-Gevierts in eine moderne Klinik der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden auf. Für Zündstoff sorgt der Wegfall des Speisesaals. Dieser soll für zehn zusätzliche Zimmer der künftigen Rehaklinik geopfert werden. Das Projekt von Mario Botta sieht nämlich vor, dass man einen Zwischenboden einziehen wird, womit über zwei Etagen je fünf Zimmer gewonnen werden könnten.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es ein nachvollziehbarer Schritt, wenn die Stiftung Gesundheitsförderung eine möglichst hohe Belegung im Verenahof-Geviert anstrebt. Insgesamt ist eine Vollbelegung mit 158 Betten möglich, aufgeteilt in 62 Zimmer und 17 Junior-Suiten. Zehn Zimmer weniger könnten dem Klinikbetrieb über 360 Tage hinweg schnell einmal eine Gewinneinbusse um die zwei Millionen Franken bescheren. Bei der Stiftung geht man jedoch nicht davon aus, dass es zu dieser Streichung kommen könnte.
Schon nach der ersten Konsultation des Baugesuchs und der Pläne erklärte Vizeammann Markus Schneider, Bauvorsteher der Stadt, dass man das Projekt in dieser Form ohne Saal sicher genau prüfen müsse. Auch vonseiten der Stadt war davon auszugehen, dass in Sachen Erhalt der bestehenden Bausubstanz nicht mehr viel Spielraum vorhanden ist. Der Kommentar aus Aarau ist klar: «Das können wir in dieser Form nicht tolerieren», sagt Reto Nussbaumer, kantonaler Denkmalpfleger. Er erklärt, dass man dies der Bauherrschaft bereits klar signalisiert habe.
Der «Elefanten-Saal» stehe zwar nicht formell unter kantonalem Schutz, sei jedoch bis anhin auch von Investorenseite als schützenswert eingestuft worden und darum noch nie zur Diskussion gestanden. Man habe bereits auf den Baufeldern 1 und 2 (Thermalbad und Wohn-/Ärztehaus) da und dort ein Auge zugedrückt, erklärt Nussbaumer. Überhaupt sei der ursprüngliche kantonale Schutz über die Jahrzehnte eingekürzt worden. «Heute sprechen wir von einer Rumpf-Unterschutzstellung», sagt der Denkmalpfleger zur Situation. «Wir haben den Schutz im Hotel Ochsen noch eingekürzt, im Gegenzug müssen wir jedoch auf den Erhalt des Elefantensaals bestehen», sagt Nussbaumer.
Bei der Denkmalpflege hat man mit Wehmut schon registrieren müssen, dass sich die Eigentümerschaft von den Hotelplänen ganz verabschiedet hat und nun das Verenahof-Geviert vollumfänglich zur Rehaklinik machen will. Ein Blick in die Hotellerie zeige ihm auf, dass zurzeit eine Renaissance historischer Hotels stattfinde. Reto Nussbaumer spricht damit Bauten wie das Jugendstilhotel Paxmontana in Flüeli-Ranft oder das Grand Hotel Trois Rois in Basel an. «Gut restauriertes Historisches vermag sogar bei vielen Kunden weniger Luxus wettzumachen», sagt Nussbaumer überzeugt und spricht gar von einer Trendwende der Hotellerie.
Der Denkmalpfleger des Kantons kann sich auf die Aussage der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege (EKD) im Gutachten aus dem Jahr 2012 stützen: «Der bestehende Schutzumfang ist als Minimum zu betrachten, um dem gesamtschweizerisch hohen archäologischen, historischen, kulturhistorischen und baukünstlerischen Wert des Bäderquartiers zu entsprechen. Eine weitere Reduktion oder gar eine völlige Aufhebung erachtet die Kommission als keinesfalls verantwortbar.»