Der Gemeinderat prüft, ob Kirchdorf künftig noch ein Schulhaus braucht. Nun stellt sich die Frage: Ist die Schulweglänge von Kirchdorf nach Nussbaumen vertretbar? Das Thema wird höchst emotional diskutiert.
Die Sonne scheint. Die Sicht Richtung Kappelerhof ist traumhaft. Rund um das 1868 erbaute Primarschulhaus in Kirchdorf ist es ruhig. Noch sind Ferien. Nächste Woche werden die Primarschüler das Haus wieder zum Leben erwecken.
Doch das Lachen und Plaudern der Kinder auf dem Pausenplatz könnte bald verstummen. Die Schulanlage genügt den heutigen Anforderungen nicht mehr und muss saniert werden. Von einem möglichen Abriss und Neubau war die Rede. Doch der Gemeinderat hat die 4 Mio. Franken Investitionskosten vorerst aus dem Finanzplan gestrichen.
Primarschulhaus hat keine Priorität
«Wir mussten Prioritäten setzen, das Schulhaus Kirchdorf gehört nicht mehr dazu», sagt Max Läng, Gemeindeammann von Obersiggenthal. Zuoberst auf der Liste stehen die Sanierung von Oberstufenschulhaus OSOS sowie Garten- und Hallenbad.
Der Gemeinderat will nun mit der Schulpflege und der Schulleitung prüfen, ob Kirchdorf in Zukunft überhaupt noch ein eigenes Primarschulhaus benötigt. Der Bericht «Bevölkerungsperspektiven für die Gemeinde Obersiggenthal und den Ortsteil Kirchdorf bis 2030» des irap (Fachhochschule Rapperswil) lässt keinen eindeutigen Schluss zu. Der Trend in Kirchdorf zeigt aber, dass der Anteil an Kindern im Primarschulalter von heute 107 auf 87 im Jahr 2030 abnimmt. «Das wären 20 Kinder weniger», sagt Max Läng. Man müsse das schon in die Überlegungen einbeziehen, wenn es darum geht, ob man das Schulhaus erhalten wolle.
Viele Fragen sind noch offen
Folgende Fragen müssen nun diskutiert werden: Ist die Schulweglänge von Kirchdorf nach Nussbaumen vertretbar? Und ist in den Schulhäusern von Nussbaumen genügend Schulraum vorhanden, um Kirchdorf aufheben und eingliedern zu können? Momentan gibt es im Schulhaus Kirchdorf eine 1. und eine 2. Klasse mit insgesamt 36 Kindern.
Da all diese Fragen noch offen sind, wurden im vorliegenden Investitionsplan die 4 Mio. Franken ganz gestrichen. Läng versichert aber, dass die neuen Zahlen nach einer genauen Prüfung nächstes Jahr wieder aufgenommen werden. Auch die nötigen Sanierungen des Schulhauses sollen vorgenommen werden.
Angst um die Kinder
Dass das Thema höchst emotional ist, sieht auch Läng: «Viele denken, dass eine Gemeinde ohne Schule untergehen werde, aber Kirchdorf ist ein Teil von Obersiggenthal.» Ihm sei wichtig, dass trotz der Emotionen sachlich geplant werde.
In Kirchdorf sind sich die Leute einig: «Es wäre sehr schade für Kirchdorf, wenn es keine Schule mehr gäbe», sagt Myrta Baumgartner. Eine junge Mutter sagt empört, dass ihr Kind schon heute nach Nussbaumen in die Primarschule müsse. «Ich hole und bringe meine Tochter jeden Tag mit dem Auto, da es zu gefährlich wäre, wenn sie den Weg ganz alleine gehen müsste.» Und Meinrad Herzog, ein weiterer Kirchdorfer, meint: «Die Schule soll hier bleiben.»