Prävention mal anders: Das Suchtberatungszentrum Baden lehrt Schüler, in den richtigen Situationen Stopp zu sagen. Zudem sollen die Schüler lernen, Grenzen zu setzen.
«Wer von Euch war schon einmal betrunken?» Ein Kichern geht durch die Runde – allmählich erheben sich fast alle Hände im Raum. Die Aula der Oberstufe Pfaffenchape in Baden ist mit 90 Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 16 Jahre gefüllt.
«Niemand erwartet völlige Abstinenz. Das ist auch nicht realistisch», sagt Sandra Geissler vom Suchberatungszentrum Baden. Zusammen mit Regina Rust lehrt sie den Schülern, in den richtigen Situationen Nein zu sagen und Grenzen zu setzen. «Das Projekt ist ein Pilotversuch», sagt Bruno Peter, Sekundarlehrer der 2. Klasse.
Vernunft oder Verführung
«Die Schüler sollen lernen, ihren gesunden Menschenverstand zu benutzen», sagt Peter. Er ist überzeugt, dass ein Suchtpräventionsanlass mit interaktiven Methoden besser ankommt, als eine trockene Standardversion. Die richtigen Entscheidungen zu treffen – darauf fokussieren sich die Suchtberaterinnen der Beratungsstelle Baden.
Übungen sollen die Schüler dazu animieren, aktiv am Anlass teilzunehmen. «Das Mädchen ist die Verführung, der Junge ist die Vernunft», sagt Suchtberaterin Geissler und deutet auf die beiden Personen auf der Leinwand. Mit Filmsequenzen werden alltägliche Situationen dargestellt. «Geht das Mädchen trotz elterlichem Verbot an die Party?», fragt Rust. «Und entscheidet sich das Mädchen für oder gegen den Joint?» Diese Fragen stellen die Suchtberaterinnen den Schülerinnen und Schüler.
Grenzen setzen dürfen und müssen
Die «Stopp-Übung» soll den Jugendlichen zudem ein Bild vermitteln, wann sie Grenzen setzen dürfen und müssen. «Stellt Euch auf die Markierung und stoppt Euer gegenüber, wenn es Euch zu nah wird», fordert Geissler die Jugendlichen auf. Auf die Frage, ob es einen Unterschied mache, ob ein Mädchen oder Junge zuerst gestoppt würde, antwortet ein Schüler lachend: «Es kommt darauf an, wie das Mädchen aussieht.»
Die Nachhaltigkeit spiele eine grosse Rolle, sagt Geissler. Auf Legosteinen, die später zu einer Wand zusammengesetzt werden, sollen die Schüler einen Begriff, die sie von schlechten Entscheidungen abhält, schreiben. Rust: «Die Legowand soll daran erinnern und helfen, langfristig die richtigen Entscheidungen zu treffen.» Geissler fügt hinzu: «Lasst Euch gegenseitig inspirieren.»
Harte Regeln an Badener Schule
Regeln einzuhalten ist in der Badener Oberstufenschule an der Tagesordnung. «Seit letztem Herbst haben wir ein Red Bull- beziehungsweise ein Aluminium-Verbot in der Schule», sagt Peter und Rauchen sei auf dem gesamten Areal sowieso untersagt und wird bestraft. «Schüler, die erwischt werden, müssen einen Betrag an die Krebsliga zahlen», sagt der Sekundarehrer. Mit solchen Methoden sollen den Schülern Grenzen gesetzt werden.
Bruno Peter schliesst eine Weiterführung des Präventionsprojekts nicht aus: «Wenn das Projekt gut ankommt, werden wir es auch weiterhin an unserer Schule durchführen.»