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In Baden heisst es, ABB verscherbele mit wertvollen Immobilien das «Tafelsilber» in der Stadt. Das Unternehmen gibt Entwarnung – vorerst.
Noch bevor das Corona-Virus alle Gespräche dominierte, machte in Baden ein hartnäckiges Gerücht die Runde. Der Stromkonzern ABB «verscherbele» das Schweizer Stammhaus und damit den Hauptsitz der Tochtergesellschaft ABB Schweiz: das Gebäude 701 am Brown-Boveri-Platz, das aus der Gründerzeit der Brown, Boveri & Cie. stammt.
Im Dezember 2018 gab ABB den Verkauf der Stromnetzsparte an den japanischen Konkurrenten Hitachi bekannt. Das Unternehmen stellt sich seither neu auf – auch in Baden. Und in der Tat zeigt ein Blick auf die Unternehmenswebsite: Seit kurzem hat ABB Schweiz seinen Hauptsitz nicht mehr im Gebäude 701, sondern ein paar hundert Meter weiter im «Power Tower» an der Bruggerstrasse.
Das ist ein Bruch in der Unternehmensgeschichte, der ganz still und leise über die Bühne ging. ABB Schweiz wurde 1988 gegründet, als Tochtergesellschaft des ABB-Konzerns, der aus der Fusion der BBC mit der schwedischen ASEA entstand.
Die BBC wiederum wurde 1891 in Baden von Charles E. L. Brown und Walter Boveri gegründet. Die ersten drei Fabrikgebäude wurden noch im selben Jahr auf dem damals noch völlig freien Haselfeld gebaut: Das Verwaltungsgebäude, das später erweitert wurde und die Nummer 701 erhielt, das Portierhaus (das sogenannte Gloggehüsli) und die erste Fabrikhalle am heutigen Kreuzweg.
Die Immobilien, die nun gerüchteweise verkauft worden seien, zählen hierzulande also tatsächlich zum Tafelsilber von ABB. Zumal sie mitten im belebten Baden Nord und wegen ihrer Nähe zum Bahnhof auch an einer hervorragenden und teuren Lage stehen. Doch ABB gibt Entwarnung: «Weder das Gebäude 701 noch das Portierhaus sind verkauft worden», sagt Unternehmenssprecher Andreas Maurer. Im Zuge einer Flächenoptimierung seien verschiedene zentrale Funktionen vom Gebäude 701 in das Gebäude Power Tower umgezogen. «Seit dem 6. Januar befindet sich auch der Hauptsitz von ABB Schweiz an der Bruggerstrasse», erklärt Maurer.
Neben der Geschäftsleitung sind unter anderem auch die Unternehmenskommunikation, die ABB Immobilien AG sowie die interne Rechts- und die Versicherungsabteilung in hochmoderne, neue Büros umgezogen. Im Stammhaus sind noch die Personalabteilung und der Verein ABB Kinderkrippen untergebracht. Auch wenn das Gerücht also nicht stimmt, dass das Stammhaus verkauft worden sei: «Wir prüfen verschiedene Möglichkeiten, entschieden ist noch nichts», sagt Maurer.
Bereits abgestossen wurde das Grundstück samt Neubauplänen für das Hochhaus Nord gleich neben dem Gebäude 701. Dort sollen in den nächsten Monaten auf 18 Etagen rund 150 Wohnungen und grosse Büroflächen entstehen. Die ABB Immobilien AG hat das Projekt vergangenes Jahr an den Zuger Immobilienfonds Akara Funds und den Totalunternehmer HRS Real Estate verkauft.
Überhaupt ist aus der einst «verbotenen Stadt», dem BBC-Fabrikareal in Baden Nord, ein durchmischtes Quartier entstanden. Neben dem Kultur- und Kongresszentrum Trafo samt Kinos und Läden gehören die Häuser auf dem Haselfeld heute verschiedenen Immobilienfonds, öffentlichen Pensionskassen oder etwa der Winterthurer Versicherung Axa.
Manche Mitarbeiter vermuten im Hinblick auf den Verkauf der Stromnetzsparte, dass es zu weiteren Verschiebungen kommen wird. Doch ABB betont das Festhalten an der eigenen Geschichte: «ABB Schweiz ist sich der Bedeutung des Areals wohlbewusst und arbeitet daher seit vielen Jahren eng mit der Stadt zusammen für eine nachhaltige Entwicklung von Baden Nord», so Andreas Maurer.
Das bestätigt auch der Badener Standortförderer Thomas Lütolf: «Die Zusammenarbeit mit ABB ist sehr gut. Wir sind gerade in diesen Zeiten des Umbruchs im Unternehmen in einem besonders engen Austausch.» Lütolf ist überzeugt, dass die Entwicklung von Baden Nord auf einem guten Weg ist – nicht zuletzt dank ABB Schweiz.