Das Schulhaus Pfaffechappe muss saniert werden – wie umfassend, ist umstritten. Gegen den Umbau des Schwimmbads in eine Gymnastikhalle regt sich Widerstand.
Das Badener Schulhaus Pfaffechappe im Graben muss dringend saniert werden. Wenn das neue Sekundarstufenzentrum Burghalde nach den Sommerferien 2021 für die Oberstufenschüler bezugsbereit ist, wird aus dem ehemaligen Sekundar- und Realschulhaus Pfaffechappe ein reines Primarschulhaus. Die Schülerzahlen in der Innenstadt steigen in den nächsten Jahren rasant an, die Primarschule braucht deshalb dringend mehr Platz.
Wie aber die neue Pfaffechappe im Detail aussehen wird, ist noch nicht in Stein gemeisselt. An seiner Sitzung vom 11. Dezember muss der Einwohnerrat über einen Projektierungskredit von 1,6 Millionen Franken befinden. Zu reden geben dürfte dabei vor allem der aus Kostengründen geplante Verzicht auf die Schwimmhalle in der Pfaffechappe. Sie wird vor allem von den Schulen genutzt, aber auch von einigen privaten Schwimmschulen.
Wenn die Schwimmhalle wegfällt, dürfte es in den anderen Badener Schwimmbädern – Hallenbad, Terrassenbad und Schwimmhalle Burghalde – noch enger werden als bisher. Unabhängig davon heisst es in der Vorlage, die Schule Baden freue sich auf ein saniertes Primarschulhaus Pfaffechappe. Der heutige Zustand habe schon viele Unannehmlichkeiten verursacht: ein undichtes Dach, Schimmel oder eine Mäuseplage.
Die neue Pfaffechappe soll 2023 bezugsbereit sein. Gemäss der Vorlage des Stadtrats könnte aus dem Schwimmbad mit 25-Meter-Becken und Hubboden eine Gymnastikhalle werden. Das würde rund vier Millionen Franken weniger kosten als eine Sanierung des Bades. Wegfallen würde in Zukunft zudem ein grosser Teil der Betriebskosten für das Bad (rund 180'000 bis 200'000 Franken im Jahr).
Der Verzicht auf das Bad würde eine Reduktion des Schwimmunterrichts über alle Stufen bedeuten und auch Konsequenzen für private Schwimmkurse mit sich bringen. Gegen die Pläne gibt es bereits Widerstand. So will etwa die Vereinigung «Pro Schwimmhalle Pfaffechappe» sich dafür einsetzen, dass das Bad erhalten bleibt. Laut der Gruppierung eignet sich das öffentliche Hallenbad der Stadt Baden nur bedingt als Lehrschwimmbad. Ausserdem sei Schwimmen auch laut Lehrplan 21 eine wichtige Basiskompetenz, und um diese zu erlernen, brauche es entsprechende Kapazitäten.
Stadtammann Markus Schneider (CVP) sagte gestern an einer Medienkonferenz: «Es ist klar, dass jeder Verzicht Freunde und Gegner hat.» Der Stadtrat habe einen Vorschlag gemacht, darüber entscheiden müsse aber der Einwohnerrat. «Wir zeigen auf, was wir für Varianten geprüft haben, und was wir vorschlagen.» Jetzt gehe es erst einmal darum, den Projektierungskredit einzuholen, bevor dann zu einem späteren Zeitpunkt der eigentliche Baukredit vorgelegt werde.
Die vorgeschlagene Sanierungsvariante ist in zehn einzelne Baumodule aufgeteilt, von denen aus Kostengründen nur sechs umgesetzt werden sollen. Die Einteilung in Module sei zwingend gewesen, weil der Stadtrat ein «Preisschild» für den Umbau gefordert habe, so Schneider. Ursprünglich waren für die Pfaffechappe ein Neubau (für rund 49 Millionen Franken) oder eine umfassendere Sanierung (für rund 35 Millionen) geprüft worden.
Die Projektierung wurde aber im Sommer 2009 gestoppt, nachdem die Aargauer Stimmberechtigten das «Bildungskleeblatt» abgelehnt hatten und sich abzeichnete, dass die Pfaffechappe zum Primarschulhaus werden soll. 2016 entschied dann der Stadtrat, eine Kostenvorgabe von 20 Millionen Franken zu setzen. Die Gesamtkosten für den Umbau und die Sanierung belaufen sich nach jüngstem Stand und inklusive Möblierung auf 22 Millionen Franken.
Vor drei Jahren hat der Ennetbadener Pädagogikprofessor Peter Tremp für die Badener Neujahrsblätter die Geschichte der Pfaffechappe rekonstruiert: Das moderne Schulhaus des Solothurner Architekten Hans Rudolf Bader hatte bei der Einweihung 1975 Vorbildcharakter.
Schon bei der Planung 1971 hatte das Lehrschwimmbecken im Stadtrat und bei der Gemeindeversammlung – der Einwohnerrat wurde erst ein Jahr später eingeführt – viel zu diskutieren gegeben. Das Projekt wurde schliesslich aber mit grosser Mehrheit genehmigt und der Baukredit von gut zehn Millionen Franken bewilligt.
Nach einer Bauzeit von rund eineinhalb Jahren konnte die erste Etappe im Frühjahr 1974 mit zwölf Unterrichtszimmern abgeschlossen werden. Nach der Eröffnungsfeier für das gesamte Schulhaus im August 1975 schrieb das «Aargauer Volksblatt»: «Es gramselte den Badenern sehr angenehm den Rücken hinunter, als Regierungsrat Arthur Schmid vom Neid der Aarauer sprach und ihnen zu den seit Jahren vorbildlichen Lösungen für Schwimm- und Sportanlagen gratulierte.» Ob dieses wohlige Gefühl bei den Badenern auch in Zukunft anhält oder ob man wegen der angespannten Finanzlage in der Stadt auf das gewisse Extra verzichtet, muss der Einwohnerrat entscheiden.