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Der Postauto-Unfall am Busperron des Bahnhofs West verursachte weit über 100'000 Franken Sachschaden. Der Chauffeur verletzte sich leicht am Knie, ansonsten kamen wie durch ein Wunder keine weiteren Personen zu Schaden.
Das Bild am Tag danach zeigt in aller Deutlichkeit: Der Unfall am Busperron Bahnhof West in Baden hätte weit schlimmer ausfallen können. Mit der Sitzbank wurde ein zentnerschwerer Betonklotz um gut zwei Meter verschoben. Der Sachschaden beläuft sich laut Polizeiangaben auf «weit über 100 000 Franken». Ausser dem Chauffeur, der nach dem Aufprall über Schmerzen im Knie klagte, wurde niemand verletzt.
Die Frage stellt sich jedoch, wie es zu einem solchen Unfall mit einem modernen, mit Sicherheitselektronik ausgestatteten Fahrzeug kommen konnte. Wie ein Fahrzeug-Spezialist der Regionalen Verkehrsbetriebe gegenüber der az erklärt, ist eine technische Panne eher unwahrscheinlich, also musste dem Fahrer ein Bedienungsfehler unterlaufen sein.
Steht ein Bus an der Haltestelle, so ist das Fahrzeug gesichert, solange eine Türe offen ist. Verlässt jedoch der Chauffeur den Fahrersitz, muss er vorher den seitlichen Federspeicher einhängen (Feststellbremse oder auch Handbremse). Unterlässt er dies, so löst die elektronische Sicherung einen deutlich hörbaren Alarm aus.
Versehentlich aufs Gas getreten
Der Unfallhergang wird so beschrieben, dass der Chauffeur bei seinem Halt am Bahnhof Baden ausgestiegen ist und danach versehentlich das Gaspedal gedrückt haben. Demzufolge musste der Federspeicher bereits wieder gelöst worden sein, denn das Fahrzeug kam abrupt in Fahrt nach vorne, was sich aus der Wucht des Aufpralls schliessen lässt.
Bei der Postauto Schweiz AG will man sich nicht zum Unfallhergang direkt äussern. «Das ist Sache der Kantonspolizei», erklärt Patrick Zingg, Leiter der PostAuto-Region Nordschweiz.
Das Vorgehen sei in der Regel so, dass der Fahrer in Baden am Bahnhof West das Fahrzeug stoppe, die Feststellbremse betätige, und danach einen Gang durch Fahrzeuginnere mache um zu sehen, ob sich im Postauto noch Fahrgäste befinden würden oder ob Gegenstände liegengeblieben seien.
«Anschliessend löst der Fahrer die Handbremse und setzt die Fahrt Richtung Postauto-Station Ost fort», führt Zingg aus.
«Unfall beschäftigt ihn noch sehr»
Der Fahrer habe Verletzungen am rechten Knie und am Schienbein erlitten, teilt Postauto Schweiz mit. «Er konnte noch am selben Abend das Kantonsspital verlassen», sagt Zingg. Der Unfall beschäftige ihn noch sehr. «Er wird von den zuständigen Stellen der Postauto AG betreut». Gemeinsam werde man vereinbaren, wann er seine Arbeit wieder aufnimmt. «Wir geben ihm sicher genügend Zeit dafür», sagt Zingg.
Der Aufprall musste heftig gewesen sein. Fabienne (19), Berufslernende Fachfrau Gesundheit, hatte nach 19 Uhr einen Knall gehört. Danach habe sie das Postauto gesehen, das in den Eisenträger hineingefahren ist. «Ich sah auch Rauch und ging sofort zur Unfallstelle, um allenfalls Erste Hilfe zu leisten», erklärte die junge Frau.
Zwei andere Buschauffeure hätten ihren Kollegen aus dem Führerstand befreit. Dieser habe über Schmerzen im Knie geklagt und sei sichtlich unter Schock gestanden, erzählt Fabienne Burri weiter. Sie störte sich an den herumstehenden Leuten, die mit Handys noch ihre Fotos gemacht hätten.
Mit Spezialfahrzeug abgeschleppt
Auf der Mutschellen-Linie kam es nachfolgend zu einer einmaligen Verspätung von fünf Minuten. Für den nächsten Kurs musste ein Ersatzfahrzeug organisiert werden, heisst es bei Postauto Schweiz.
Für den Abtransport des beschädigten Gelenkbusses musste ein Spezialunternehmen aus Zürich eingesetzt werden. «Es konnte den Gelenkbus im Stil eines Sattelschleppers aufbocken und dann wegtransportieren», schildert Zingg das Manöver und fügt im selben Atemzug an: «Wir sind sehr froh, dass es durch den Unfall keine verletzten Fahrgäste oder Passanten gab». Auf dem Busperron verkehren um diese Zeit jeweils zahlreiche Passanten.