Startseite
Aargau
Baden
Ende 2017 hat der Gemeinderat das Baugesuch der Swisscom für eine Mobilfunkantenne in Freienwil abgelehnt und einen «Plan B» angekündigt. Doch weshalb steht dann das Bauprofil seit Monaten unverändert am Dorfeingang?
Haben sich die vielen Gegner der geplanten Swisscom-Mobilfunkantenne in Freienwil zu früh gefreut? War ihr Widerstand am Ende doch zwecklos? Kurzer Rückblick: Freienwil ist ein Handy-Funkloch. Um das zu verbessern, hat der Mobilfunkanbieter Swisscom vor gut einem Jahr ein Baugesuch für eine neue Mobilfunkanlage eingereicht, die zudem mit Antennen von Salt bestückt werden soll.
Aufgestellt werden soll die Anlage bei der Sportanlage Maas eingangs des Dorfes. Die Antenne wäre rund 25 Meter hoch. Gegen das Vorhaben erwuchs rasch Widerstand. Insgesamt 159 Personen stellten sich gegen das Projekt – das ist fast jeder sechste Einwohner des Dorfes.
Der Grundtenor: Ortsbild und Landschaftsschutz seien bei der Standortwahl völlig vernachlässigt worden. Auch wurden Bedenken wegen der Strahlung geäussert. Offenbar fanden die kritischen Stimmen Gehör beim Gemeinderat. «Der Gemeinderat lehnt das Baugesuch für eine neue Handyantenne ab. Ein Sieg für 159 Bürger», griff die AZ Ende 2017 die Nachricht aus den Gemeindenachrichten auf.
Im Artikel liess sich Gemeindeammann Robert Müller (SVP) wie folgt zitieren: «Die Antenne an diesem Standort wäre nicht mehrheitsfähig gewesen. Jetzt müssen wir einen Plan B ausarbeiten.»
Doch wenn wirklich ein Plan B ausgearbeitet wird, weshalb steht dann das Bauprofil seit Monaten unverändert am Dorfeingang? Eine kurze Recherche zeigt: Es gibt gar keinen Plan B. «Bis zum heutigen Zeitpunkt wurde kein definitiver Entscheid der Gemeinde an Swisscom kommuniziert», sagt Swisscom-Sprecherin Esther Hüsler. Darum halte Swisscom auch weiterhin am Projekt bei der Sportanlage fest, «damit der Mobilfunk-Empfang in Freienwil für die Einwohnerinnen und Einwohner verbessert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden kann».
Swisscom würde es sehr bedauern, wenn der neue Standort nicht gebaut werden könnte. «Dieser würde für Freienwil eine bessere Abdeckung und mehr Geschwindigkeit bringen. Am Projekt halten wir deshalb bis zu einer definitiven Ablehnung weiterhin fest», betont Hüsler.
Der Baubeginn für die Mobilfunkantenne stehe noch nicht fest. «Wir sind mit der Gemeinde so verblieben, dass die Gemeinde ihren Entscheid nochmals überdenkt und sich dann wieder bei uns meldet», sagt Hüsler.
Ja, was denn nun? Ist die AZ Ende 2017 einer Ente aufgesessen? Oder noch schlimmer: Hat der Gemeinderat damals unwahrheitsgemäss kommuniziert? Gemeindeammann Robert Müller verneint dies. Überhaupt orte er hier keinerlei Widersprüche. «Die Berichterstattung von damals war korrekt.»
Gleichzeitig bestätigt Müller, dass Verhandlungen mit Swisscom am Laufen seien. Auf die Frage, ob es also zutrifft, dass der geplante Standort bei der Sportanlage noch nicht vom Tisch ist, antwortet Müller nur knapp: «Da es sich hier um ein laufendes Verfahren handelt, darf ich darauf keine Antwort geben.»
Völlig überrascht reagiert derweil Corinne Suter auf die Nachricht, dass am geplanten Projekt offenbar festgehalten wird. Sie war es, die an vorderster Front Unterschriften gegen den Bau der Antenne sammelte. Auch sie habe sich gewundert, weshalb das Bauprofil nicht entfernt worden sei. «Wir sahen aber keinen Anlass, bei der Gemeinde oder bei Swisscom nachzuhaken, da im offiziellen Mitteilungsblatt der Gemeinde ja schwarz auf weiss stand, dass der Gemeinderat das Baugesuch ablehnt – ich bin sehr irritiert.»