Neuenhof
Viel Neues in Neuenhof: Das "Posthorn" wird saniert, Garage Stocker baut aus

In Neuenhof werden bald zwei neue Bauprojekte in Angriff genommen. Die Garage Stocker muss ausbauen und beim «Posthorn» sollen Wohnungen enstehen.

Andreas Fahrländer
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Neuenhof verändert sich
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Das Gasthaus zum Posthorn Als in Neuenhof noch keine Autos fuhren, freuten sich sowohl Bauern als auch Pferde über eine Rast im Gasthaus.
Neuenhof auf einer Postkarte von 1905 Das "Posthorn" ist damals neben der Kirche das markanteste Gebäude im Dorf. Rüsler schrieb man damals mit zwei s!
Dorfstrasse Neuenhof Der alte Dorfkern des Bauerndorfs Neuenhof, hier in einer Aufnahme von 1992.
St. Josef Die katholische St. Josefskirche in Neuenhof wurde 1890 eingeweiht. Kurz darauf wurde die alte Josefskapelle abgebrochen.
Das alte Pfarrhaus Das marode Pfarrhaus an der Zürcherstrasse 141 im Jahr 1989. Später wurde es zum Tageshort, Ende 2017 wurde es abgebrochen.
Pfarrhaus und Trafotürmchen Nach dem Pfarrhaus (links, hier eine Aufnahme von 2014) wird bald auch das Trafotürmchen abgebrochen.
Stocker baut aus Die Garage Stocker muss ausbauen. Dafür hat die Gemeinde dem Inhaber René Stocker die Parzellen mit dem alten Pfarrhaus und dem Trafotürmchen verkauft.

Neuenhof verändert sich

Badener Tagblatt

In Neuenhof wird zurzeit viel gebaut und geplant. Im Kern des alten Bauerndorfes, an der Dorfstrasse 7 und 9, wurden Ende des Jahres zwei baufällige Riegelhäuser mit Scheune abgebrochen, um Platz für neue Wohnungen zu machen. Im Rohbau sind die neuen Wohnhäuser schon weit fortgeschritten.

Jetzt kommen zwei zusätzliche Bauprojekte in nächster Nähe dazu. Für das erste stehen schon länger Bauprofile auf dem Parkplatz hinter dem «Posthorn». Das Gasthaus steht leer. Zuletzt war hier eine Pizzeria untergebracht.

Das «Posthorn» soll saniert werden, daneben soll ein Mehrfamilienhaus entstehen. Derzeit läuft noch das Bewilligungsverfahren für das Projekt des Badener Büros RGP Architekten. Ein Restaurant wird es hier voraussichtlich keines mehr geben, sowohl der Neubau als auch das sanierte «Posthorn» sind als reine Wohnbauten geplant.

Früher die einzige Beiz im Dorf

Schon vor rund 180 Jahren wurde hier viel Neues auf einmal gebaut. Am Ort des «Posthorns» lag einst die Pferdewechselstelle auf der Postlinie Zürich-Aarau-Bern. Hier stiegen die Fahrgäste aus der Kutsche und brauchten eine Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeit.

Nach langem Zögern stimmte der Aargauer Regierungsrat 1834 zu, dass Melchior Voser ein richtiges Wirtshaus bauen durfte. Davor gab es hier nur eine einfache Besenbeiz. Die Neuenhofer Bauern sollten, wenn es nach der Obrigkeit ging, weit ab vom Dorf im Gasthaus bei der Limmatbrücke zur Klosterhalbinsel einkehren.

Gegenüber dem «Posthorn» stand einst die Josefskapelle. Sie wurde 1705 errichtet und 1834 – im Baujahr des «Posthorns» – für 250 Kirchgänger ausgebaut. Das Gasthaus als markantestes Gebäude bildete früher mit der Josefskapelle zusammen den Abschluss des Bauerndorfs, das sich entlang der Dorfstrasse an den Abhang des Rüslers schmiegte. Nachdem 1890 dann die grosse St. Josefs-Kirche gebaut wurde, brach man die alte Kapelle ab.

Gestaltungsplan für Stocker-Areal

Auf der anderen Seite der Zürcherstrasse könnte bald ebenfalls neu gebaut werden. Hier errichteten die Neuenhofer 1872 ein Pfarrhaus für den Vikar der Josefskapelle. Dahinter legten sie den ersten Dorffriedhof an, der bis 1980 in Betrieb war.

Das Pfarrhaus beherbergte in den letzten Jahren den Tageshort, bis es der Gemeinderat 2016 für 1,5 Millionen Franken an René Stocker, den Inhaber der Garage J. Stocker AG, verkaufte. Das Autohaus mit BMW- und Mini-Showroom an der Zürcherstrasse ist für Neuenhof ein wichtiger Arbeitgeber und Steuerzahler.

Weil die Garage Stocker mehr Platz braucht und ausbauen muss, hat sie einen Gestaltungsplan in Auftrag gegeben. Dieser lag bis vor kurzem öffentlich zur Mitwirkung auf. Es handelt sich dabei um die erste Planung gemäss der neuen Bau- und Nutzungsplanung und dem «Konzept Zentrumsentwicklung.»

Das Ziel ist, das Gebiet an der Zürcherstrasse zu verdichten und harmonisch zu gestalten. Bereits Ende 2017 wurde das ehemalige Pfarrhaus abgebrochen. Das Trafotürmchen daneben dürfte ebenfalls abgerissen werden.

Neuer Spielplatz am alten Friedhof

Auch eine Umgebungsgestaltung nach den Plänen von SKK Landschaftsarchitekten (Wettingen) ist Bestandteil des Stocker-Projekts. Hinter der geplanten Überbauung der Garage Stocker ist ein neuer Spielplatz auf dem Gelände des alten Friedhofs vorgesehen.

Hier soll es Spielmöglichkeiten und Bänke geben. So könnte der aufgehobene Friedhof, der zurzeit nicht viel mehr als eine Rasenfläche ist, allmählich zu einem kleinen Quartierpark werden. Auf dem Friedhofsareal würden dann auch neue Bäume und Sträucher gepflanzt.

Städtebauliches Zeichen

Ob der «attraktive Vorgarten» des ehemaligen Pfarrhauses, wie es im Prüfbericht heisst, erhalten bleibt, ist fraglich. Hinter den Neubauten sollen die Parkplätze im Garagenhof neu geregelt und auch die Autowaschanlage ersetzt werden.

Die Neubauten des Autohauses sollen nach dem Richtprojekt von Thalmann Steger Architekten (Wettingen) in den oberen drei Geschossen Wohnungen beherbergen. Das BMW-Gebäude soll dafür mit drei zusätzlichen Geschossen versehen, der Mini-Showroom durch ein komplett neues Gebäude ersetzt werden.

Wenn die Baubewilligung für die Neubauten der Garage Stocker erteilt wird, könnte Neuenhof zusammen mit dem neuen «Posthorn» und den Häusern an der Dorfstrasse sein städtebauliches Gesicht noch einmal deutlich verändern.