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Mit einer Landschaftsausstellung nimmt die «Regionale 2025» den Grenzraum zwischen Aargauer und Zürcher Limmattal unter die Lupe.
Ist das Limmattal jetzt «völlig Banane»? So nennen zumindest zwei Studentinnen der Hochschule für Technik Rapperswil ihre Idee. Und sie wird umgesetzt, das ist beschlossene Sache. Im August pflanzen die Studentinnen in Spreitenbach zwischen der Autobahn A 1 und der Limmat 150 Bananenstauden. Das dafür vorgesehene Feld liegt neben dem Familiengartenareal Hardrütenen. Ob an den Stauden essbare Bananen heranwachsen, wird sich zeigen.
Die völlig bananige Idee ist im Rahmen des Projekts «Wachgeküsst» entstanden. Es gehört zur diesjährigen Zwischenschau der als «Regionale 2025» bekannten Regionalen Projektschau Limmattal. Die «Wachgeküsst»-Landschaftsausstellung beginnt am 13. September und dauert bis November.
Für die Interventionen im Landschaftsraum – wie eben die Bananenplantage – hat die Regionale 2025 vier Hochschulen ins Boot geholt. 85 Ideen hatten die Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste, der Hochschule für Technik in Rapperswil, der deutschen Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz und der Hochschule Luzern eingereicht.
Die Interventionen sollen einen Beitrag dazu leisten, den Grünraum zwischen Spreitenbach, Würenlos, Dietikon und Oetwil ins Bewusstsein zu rufen und neu zu beleben. Denn die quer durchs Tal verlaufende «Landschafts-Spange» geht oft vergessen. Wird sie doch von Hauptstrassen, vom Rangierbahnhof Limmattal und der Autobahn stark durchschnitten. Und sie verliert bald noch mehr Grün, da an der Grenze zu Spreitenbach in Dietikon das Limmattalbahn-Depot gebaut wird.
«Die Landschaftsausstellung soll diesen quer zum Tal liegenden Zwischenraum bekanntmachen, damit er frei bleibt», sagt Peter Wolf, Geschäftsführer der Regionale 2025. Insofern hat die Regionale die gleichen Interessen wie die Bauern, die ein Teil ihres Lands für die Landschaftsausstellung zur Verfügung stellen. «Da die Interventionen nur wenig Platz brauchen und wieder entfernt werden, unterstützen die Landwirte das Projekt», sagt Wolf.
Gerade das Projekt «Völlig Banane» ist für die Landwirtschaft interessant. Zum Projekt heisst es:
«Es ist ein Versuch, auf zugespitzte Art und Weise auf die Thematik des Klimawandels im Limmattal aufmerksam zu machen.»
(Quelle: )
Tatsächlich soll das Unterfangen Fragen aufwerfen: Wie sieht das Limmattal der Zukunft aus und welche Pflanzen wachsen dann hier?
«Limmattal Hills» ist ein weiteres Projekt, das auf besonders grosses Interesse stossen dürfte. Nahe des Bruno-Weber-Parks auf Spreitenbacher Boden soll in 4,5 Meter grossen Lettern der Schriftzug «Limmattal» aufgestellt werden. Ähnlich wie das 14 Meter hohe «Hollywood Sign» auf dem Mount Lee, das in den 1920er-Jahren aufgestellt wurde, als Los Angeles noch nicht die Metropole von heute war, sich dann aber rasant entwickelte.
«Dem Limmattal wird ein ähnliches Schicksal prophezeit», heisst es im Projektbeschrieb der drei Konstanzer Studierenden. «Diesen Schriftzug würden wir gerne dauerhaft realisieren», sagt Peter Wolf. Es wäre als Instrument zur Standortförderung denkbar. Zudem hätte er das Potenzial, in den Social Media zum Renner zu werden, etwa auf der Foto-App Instagram. Für eine dauerhafte Installation müssten Sponsoren gesucht und die Baubewilligung abgeklärt werden.
Acht der elf ausgewählten Projekte für die Landschaftsausstellungen werden auf Spreitenbacher Boden stehen. Bei der Apfelplantage am Sandbühl entsteht ein Werk namens «Storylines», bei der Limmattaler Geschichten aus der Bevölkerung aufgehängt werden. Bei einem Schopf am Dorfrand wird unter dem Namen «Fragile» die zunehmend schwierige Lage der Landwirtschaft und des Bauernberufs thematisiert.
In der Nähe der Ikea an der Müslistrasse wird es einerseits einen Möbelturm geben – in Sichtweite zum Möbelhaus. Andererseits entsteht hier am Dorfbach ein «Refugium» aus Vogelhäuschen und Bienenhotels – sie werden in Zusammenarbeit mit Schulklassen des Limmattals gebaut und sollen auf die Artenvielfalt und den Naturschutz im Siedlungsgebiet aufmerksam machen.
Jenseits des Rangierbahnhofs, am Würenloser Waldrand, entsteht derweil das Projekt «Spieglein, Spieglein auf dem Land». Hohe schmale Spiegel sollen in einem gewissen Abstand zueinander montiert werden, sodass sich der Wald, das eigene gespiegelte Gesicht und die Aussicht ins Limmattal miteinander vermischen. So sollen die Betrachter mit dem Limmattal «verschmelzen», heisst es im Projektbeschrieb.
Die Umsetzung der genannten und weiterer Projekte kostet total 70 000 Franken. 50 Prozent zahlen die Kantone Aargau und Zürich, die vier Grenzgemeinden übernehmen den Rest. In der 15-köpfigen Jury waren die Gemeinden, die Raumentwicklungsämter der beiden Kantone sowie weitere Fachpersonen und Akademiker vertreten. Die Aargauer Seite vertraten unter anderen der Würenloser Bauverwalter Markus Roth und Christian Bachofner von der Abteilung für Raumentwicklung. Für die Regionale war Peter Wolf dabei. «Die Auswahl aus den 85 Ideen ist uns schwergefallen, es waren viele tolle Ideen dabei», sagt er.
Ab der Vernissage am 13. September werden die elf Projekte quer in der Limmattaler Landschaft zu besichtigen sein. Am besten als 8,5 Kilometer langer Rundgang per Velo, wie Wolf sagt. Der Weg wird ausgeschildert und es werden Pläne davon verteilt. «Wir laden die Bevölkerung ein, diesen Kunst-und-Kultur-Weg zu benutzen und mitzudiskutieren, wie sich der Raum zukünftig entwickeln soll», sagt Wolf. Dass die Meinung der Bevölkerung gefragt ist, zeigt: Auch künftig soll das Limmattal keine Bananenrepublik werden.