Der Kroatische Kulturklub ist überaus engagiert. Nun präsentierte er in der Badener Villa Boveri einen vielversprechenden jungen Pianisten: Ivan Horvatic. Man darf gespannt sein auf dessen weitere Entwicklung.
Es sei eine Ehre, Ivan Horvatic in der Villa Boveri begrüssen zu dürfen, hiess es in der Ansprache in der Villa Boveri, denn bald stehe er wohl nur noch auf den grossen Bühnen.
Das kann durchaus sein. Der kroatische Pianist mit Jahrgang 1988 faszinierte mit seinem technisch brillanten Spiel, dessen emotionaler Ausdruck sich ganz ohne körperliches Hinzutun allein im Klang kristallisierte.
Viel Liebe zum Detail und Variabilität zeichneten sein Spiel aus. Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate in F-Dur präsentierte Horvatic mit eleganter Leichtigkeit. Bei Johann Sebastian Bachs Chaconne, transkribiert von Ferruccio Busoni, konnten ihm weder die filigranen Partien noch die protzigen und zuweilen akrobatischen Akkordverschiebungen etwas antun.
Hörgenuss für das Publikum
An einem kroatischen Kulturabend darf natürlich ein kroatischer Komponist nicht fehlen; diesen vertrat Blagoje Bersa, 1873 in Dubrovnik geboren, 1934 in Zagreb gestorben.
Ivan Horvatic spielte dessen Po nacinu starih, ein Hörgenuss mit überraschenden Folgen von Tonarten und musikalischen Charakteristika. Höhepunkt des Konzerts war die Darbietung von vier bekannten Skrjabin-Sonaten. Die russischen Kompositionen voller mystischer Harmonik und quirligem Fluss passten bestens zum jungen Pianisten.
Noch mehr Applaus erntete Ivan Horvatic für die Ungarische Rhapsodie Nr. 2 des Ungarn Franz Liszt. Die Freude ob der Musik war gleichsam Vorfreude aufs Essen. Das Publikum – mehrheitlich kroatischen Ursprungs – verschob sich nach dem Konzert vom Gartensaal in die Villa, um sich zu verköstigen und das Gehörte zu reflektieren.
Der kroatische Kulturklub organisiert regelmässig Veranstaltungen in der Region. Er zählt etwa 100 Mitglieder, die sich für Musik und Theater gleichermassen interessieren wie für Ausflüge in eine Waldhütte
Eigene Zeitschrift
Überdies erscheint zweimal pro Jahr die eigene zweisprachige Zeitschrift «Libra» (Waage), die zwischen Kroatien und der Schweiz die Waage halten soll. Sie behandelt unter anderem politisch interessante Themen – die aktuelle Ausgabe titelt: «Die Migrantenkinder können viel mehr».
Ivan Horvatic ist erst vor wenigen Jahren in die Schweiz gekommen, also kein Migrantenkind. Zu hoffen ist indes, dass der junge Maestro weiterhin in der Schweiz und auch auf Badener Bühnen spielen wird.