Die Schweizer «Voice of Germany»-Hoffnung Neo kehrt dorthin zurück, wo alles begonnen hat. Er zeigt mit grosser Bescheidenheit, was in ihm steckt - und dass er dafür nicht mehr als ein Piano und ein Mikrofon braucht.
Eine sanfte Pianomelodie erklingt, und unter tosendem Applaus kommt Neo auf die Bühne. In der ersten Reihe sitzen ausschliesslich Mädchen, die mit ihren Smartphones jede Bewegung des Nachwuchskünstlers filmisch festhalten. Am Piano wird er von Antonio Mele begleitet, Neos ehemaligem Musiklehrer und Förderer. «Mad World» heisst das Eröffnungsstück – mit diesem Song konnte er bereits die Jury der deutschen Castingshow überzeugen.
Zurück zum Anfang
Neo kehrt für einen Abend an den Ort zurück, wo alles begann. Denn auf der Bühne der Bezirksschule Mellingen hatte er vor einigen Jahren seinen ersten öffentlichen Auftritt. Damals hatte er keine Bühnenerfahrung und auch zu Beginn des Konzertes scheint sich Neo noch nicht richtig wohlzufühlen. Er umklammert den Mikrofonständer und gesteht: «Ich bin wahnsinnig nervös, das hier ist mein erstes richtiges Konzert.» Dann stimmt er Lana del Reys «Video Games» an.
Neos Stimme ist gefühlvoll, sein Blick schweift ab in die weite Ferne, den Betonungen verleiht er mit schwingenden Handbewegungen Nachdruck – seine Passion für den Gesang ist dem jungen Musiker anzusehen. Dann endlich stellt er den Mikrofonständer weg, zeigt mehr Präsenz und die kräftige Seite seiner Stimme. Neo beweist, dass er keine spektakuläre Bühnenshow benötigt – ein Piano und eine gute Stimme reichen völlig aus.
Musikalisches Ausnahmetalent
Zwischen den Liedern nimmt er sich Zeit, etwas über seine Erfahrungen bei «Voice of Germany» zu erzählen. Als einziger Schweizer Kandidat konnte Neo in der Castingshow sämtliche Juroren überzeugen und sich vergangene Woche im Team von Nena für die Liveshows qualifizieren. Unter anderem erklärt der Kantonsschüler, weshalb er Nena gewählt hatte: «Mir ist es wichtig, meiner Musik treu zu bleiben», so Neo, «Xavier Naidoo wollte Rock oder deutsche Musik machen, das hätte mir nicht entsprochen.» Deshalb entschied er sich für Nena. Dass er im Popbereich zu Hause ist, beweist er mit dem Adele-Song «Rolling in the Deep».
Neo hat seine Nervosität endgültig abgelegt. Vom folgenden Applaus ist der Nachwuchsmusiker sichtlich gerührt: «Ich will mich immer bedanken, weiss aber langsam nicht mehr genau wie.» Seine spassigen und spontanen Aussagen wirken erfrischend anders und äusserst herzlich.
Aussergewöhnlich kommt auch seine Interpretation von Elvis’ «Trouble» daher. Neo beweist, dass er nicht nur Balladen singen kann, und macht dem King of Rock’n’Roll alle Ehre. Mit diesem Lied gelang ihm der Eintritt in das Begabtenförderungsprogramm des Kantons Aargau. Alsbald neigte sich der Konzertabend dem Ende zu. «Ich will euch nicht auffordern, für mich anzurufen, das finde ich blöd», sagt der junge Musiker kurz vor Schluss, «doch wenn es euch gefallen hat, könnt ihr es euch ja überlegen.»