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Ob Geissentrekking, Kochkurse oder Zumba: Jedes Jahr organisiert die Volkshochschule Spreitenbach über hundert Anlässe. Dieses Jahr feiert sie ihr 30-Jahr-Jubiläum.
«Ich weiss noch ganz genau, wie ich das allererste Mal einen Kurs eröffnen sollte», sagt Rita Horisberger. «Ich wäre am liebsten im Boden versunken.» Es war Sonntagmorgen, eine Frühexkursion. Der Gemeindeammann war auch dabei. Mittlerweile hat sie gelernt, vor anderen Menschen zu sprechen, denn Horisberger ist seit 20 Jahren Teil des Vorstandes der Volkshochschule Spreitenbach (VHS), 19 davon als Präsidentin. Zusammen mit ihrer Kollegin Denise Dittli, die ebenfalls im Vorstand des VHS ist, erscheint sie zum Interview. Die beiden wirken fröhlich und bodenständig.
«Man lernt viel bei dieser Arbeit, auch für sich selber. Zudem lernt man unglaublich interessante Menschen kennen». Einmal habe sie Ulrich Tilgner eingeladen, einen berühmten Nahost-Experten. «Eine solche Person hätte ich sonst nie im Leben getroffen.» Sie hatte ihm eine E-Mail geschrieben, als er noch in Teheran gearbeitet hat. Am nächsten Tag habe sie bereits eine Antwort erhalten. «Völlig unkompliziert.» Eine Turnhalle mit 300 Zuhörern hätten sie damals gefüllt. «Das war ein Riesenerlebnis», sagt Horisberger begeistert. Genau dies sei das Schöne an einer Volkshochschule: Sie bringe Menschen zusammen.
Die VHS feiert dieses Jahr ihr 30-Jahr-Jubiläum. Sechs Vorstandsmitglieder stellen jedes Jahr ein Programm auf die Beine, das etwa 100 verschiedene Kurse, Führungen und Vorträge umfasst. Alles Erdenkliche ist dabei: Ein Kochkurs für arabische Antipasti, ein Trekking mit Geissen, eine Führung durchs «Läckerli Huus», Yoga oder sogar einen Knigge-Kurs findet sich im Programm. Die Mitglieder des Vorstands halten Augen und Ohren offen, suchen nach Trends und probieren Manches gleich selbst aus.
Es ist jedoch viel Arbeit, die jedes Jahr auf den Vorstand zukommt. Diese wird auf freiwilliger Basis geleistet. Der Verein kämpft ausserdem mit Nachwuchsproblemen. Ungefähr 330 Mitglieder zählt die Volkshochschule zurzeit, die Zahlen sind jedoch rückläufig. «Die älteren Mitglieder sterben weg, oder kommen nicht mehr. Und junge Menschen organisieren sich immer weniger in Vereinen», sagt Horisberger mit Bedauern. Auch dem Vorstand fehle zurzeit ein Mitglied: Eigentlich müsste dieser sieben Personen umfassen. «Dabei erfüllt die Hochschule einen wichtigen Zweck», findet auch Denise Dittli. «Nebst dem sozialen Aspekt kann man verschiedenste Interessen pflegen und sich weiterbilden, ohne die Schulbank zu drücken.» Die Kurse seien ausserdem auch nicht besonders teuer. «Das ist ja auch der Zweck einer Volkshochschule: erschwingliche Weiterbildung für alle anzubieten.»
Gewisse Kurse kann die VHS mittlerweile gar nicht mehr durchführen, wie zum Beispiel Sprachkurse in Englisch oder Französisch: «Die meisten Leute möchten heute Zertifikatskurse besuchen, was wir leider nicht anbieten.» Deshalb hat die VHS mittlerweile nur noch «Deutsch-Basic»-Kurse im Angebot. «Aber auch damit sind wir am Kämpfen», sagt Horisberger. «Dies, obwohl diese Kurse von der Gemeinde Spreitenbach subventioniert werden.» Es sei ein Phänomen, dass diese Kurse so schlecht besucht werden: In Spreitenbach gebe es verhältnismässig viele ausländische Einwohner. «Bereits vor 15 Jahren haben wir eine multikulturelle Ausstellung organisiert mit mehr als 70 Nationen, heute werden es wohl noch mehr sein», sagt Horisberger.
Für die Zukunft haben die beiden Frauen nur einen Wunsch: dass es weitergeht! «Es ist eine tolle Sache. Die Leute sollen sich bewusst werden, wie viel Arbeit da dahinter steckt.» Nächstes Jahr wird Horisberger von Dittli als Präsidentin des Vereins abgelöst. «Ich hoffe, dass wir den Übergang reibungslos schaffen», wünscht sich Dittli. «Das schaffen wir schon!», ist sich Horisberger sicher.