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Stelios Sterkoudis gehört zu den erfolgreichsten Mode-, Party- und Gastrounternehmern in der Schweiz. Seine Kinder- und Jugendzeit hat der 55-Jährige in Windisch und Baden verbracht.
Die Kleiderbügel im Showroom von «Scotch & Soda» sind leer. Das Textil- und Modezentrum (TMC) in Zürich-Glattpark wirkt ausgestorben. «Im Januar kommt die neue Kollektion für die Wintersaison 2018», sagt Stelios Sterkoudis. Er hat die hierzulande völlig unbekannte holländische Bekleidungsmarke in der Schweiz eingeführt. Der dazugehörige Flagship-Store an der Rämistrasse in Zürich floriert.
Sein Handy klingelt unaufhörlich. Mitarbeiter aus den anderen Showrooms, die ebenfalls Sterkoudis gehören, schauen kurz vorbei und wünschen einen schönen Feierabend. Aber für den 55-jährigen Unternehmer mit griechischen Wurzeln ist der Tag noch lange nicht zu Ende. Obwohl er schon seit 6 Uhr morgens auf den Beinen steht, ist seine Anwesenheit abends im Restaurant Kaufleuten erwünscht. Zusammen mit Bruder Seigi hat er den Gastronomiebetrieb nach einem massiven Erfolgseinbruch übernommen und daraus wieder ein In-Lokal gemacht.
Ein Kranz von Lachfältchen umrahmt die Augen von Stelios Sterkoudis. Seine Herzlichkeit ist entwaffnend. Gastfreundschaft ist bei den Greek-Aargauischen Sterkoudis-Brüdern, die in Windisch aufwuchsen, nicht nur ein Wort. Sie wird tagtäglich gelebt. An Club-Events wie der legendären Mykonos-Party begrüssen sie alle Besucherinnen und Besucher persönlich und geben jedem das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Das kommt an. Seigis Karriere als Szenen-Gastronom startete im «3. Akt» Brugg. Mittlerweile betreibt er den «Pöstli-Club» in Davos, eine der ersten Adressen im Alpenraum.
Stelios, den alle nur beim Vornamen nennen, vertritt im TMC verschiedene europäische Fashionlabels und hat 16 Angestellte. Entlassen wurde auch in schlechten Zeiten niemand. «Mein Team macht einen hervorragenden Job, und ich halte ihm die Treue», bekundet Stelios bestimmt. Dass Firmen trotz Gewinn Mitarbeiter auf die Strasse stellen, empfindet er als Verbrechen.
Auch für ihn ist es kein Zuckerschlecken, im schnelllebigen Modebusiness zu überleben: «Internethandel und Einkaufstourismus stellen den Markt auf den Kopf. Wer alles nur noch billig und online kauft, sollte daran denken, dass er damit viele Leute arbeitslos macht. Vielleicht sogar einmal die eigenen Eltern, Freunde oder sich selber», ereifert sich der 55-Jährige. Auf Loyalität legt er sehr viel Wert. Und die höre bei vielen Menschen in der Schweiz leider beim Portemonnaie auf.
Stelios Eltern Mina und Christos Sterkoudis kamen 1960 von Griechenland in die Schweiz und zogen nach Windisch. Papa war Herrenschneider. Die Zwei lebten bescheiden und führten bis zu ihrer Pensionierung eine Modeboutique in Brugg. Derweil tat sich Stelios mit der Ausbildung schwer. «Ich flog aus allen Schulen raus», erzählt er. Lehrabschluss? Negativ. Heute kann er als erfolgreicher Geschäftsmann darüber schmunzeln.
Um seiner Familie zu beruhigen, nahm er in jungen Jahren eine Stelle beim Geschäftsleiter des Schweizer Labels Leonardo im TMC an, mit dem auch seine Eltern zusammenarbeiteten. Da fing er Feuer. Und machte seinen Job so gut, dass «Scotch & Soda» ihn unbedingt abwerben wollte. «Ich war zwar interessiert, wollte aber meinen Förderer bei Leonardo nicht im Stich lassen», erzählt Stelios. Mittlerweile vertreibt er beide Marken. Und noch ein paar mehr.
Stelios ist dem Aargau treu geblieben und wohnt mit Frau Natascha und Tochter Stella in Wettingen. «Ich fühle mich als Schweizer und bin gleichzeitig stolz darauf, auch Grieche zu sein», meint er. An seinem Handgelenk glänzt eine Patek-Philippe-Uhr. Ist er reich? «Ja. Aber nur an Erfahrungen», sagt der sympathische Hüne und lacht verschmitzt.
Dann erzählt er: «Alles, was Seigi und ich über unsere Brotjobs hinaus mit Partys und Gastronomie verdienen, teilen wir und unterstützen Familie und enge Freunde.» Trotz seiner Erfolge in der Modebranche und im Zürcher Nachtleben hat er die Bodenhaftung nicht verloren. Das verdankt er auch seiner Frau: «Sie ist der Sechser im Lotto für mich», schwärmt er. Sein grösster Traum? «Das meine Tochter weiterhin glücklich ist und ihren Weg macht.»