Noch bis Samstag können auf dem Bahnhofplatz mit Kerzenziehen Behinderte der Region unterstützt werden.
Es herrscht reger Verkehr beim Eingang zum Holzhaus auf dem Bahnhofplatz: Auf der einen Seite werden Schnüre, ummantelt mit warmem Wachs, hinausgetragen. Auf der anderen Seite werden sie, nunmehr abgekühlt, wieder ins Innere gebracht, um erneut in die Töpfe mit heissem Wachs getaucht zu werden. Dann geht’s, die Schnüre nunmehr ein bisschen dicker, wieder hinaus, einmal rund um den Baum zwischen der Confiserie Himmel und «Nähmaschinen-Kunze», und zurück zu den Töpfen.
So will es die Badener Kerzenzieh-Regel und Tradition: zwischen den Tauchgängen einmal um den Baum. Seit 42 Jahren wird sie eingehalten von Omas, jungen Vätern mit Nachwuchs, der noch kaum über den Topf-Rand blicken kann, Schülern mit ihrem Lehrer, eleganten Damen, Menschen mit Behinderung und Burschen mit Tattoo und Piercing: Ein Kunterbunt von Menschen bildet den regen Verkehr beim Ausgang.
Es gibt bienenfleissige Profis und «bienenwachsige» Anfänger. Eines ist ihnen gemeinsam: Sie bringen viel Geduld mit in das Holzhaus. Wer keine hat, der lernt die Geduld dort. Denn es braucht unzählige Tauchgänge, bis aus der Schnur eine Kerze wird, die diesen Namen verdient. «Wir brauchen pro Jahr ein bis 1,2 Tonnen Wachs. Da reiner Bienenwachs viel zu bröselige Kerzen ergibt, verwenden wir ein Gemisch aus 40 Prozent Paraffin und 60 Prozent Bienenwachs», so Beni Leutenegger, der Präsident des Trägervereins. Dessen Zweck ist die Beschaffung finanzieller Mittel zur Unterstützung von Behinderten der Region Baden-Wettingen.
Es braucht aber auch eine ganze Menge von ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfern. «Insgesamt sind Jahr für Jahr zwischen 80 und 100 Freiwillige im Einsatz», so Beni Leutenegger. Der Reinerlös kommt vollumfänglich Behinderten in Baden und Umgebung zugute. «Durchschnittlich sind das pro Jahr 42 000 Franken. Der Gesamterlös seit 1974 beläuft sich auf rund 1,8 Millionen Franken.» Die Zahl der Teilnehmenden am Kerzenziehen sei recht stabil, so Leutenegger. «Etwas Sorgen macht dem Verein die Rekrutierung von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern», sagt er.