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Mit der geplanten Rückkehr von Geri Müller ins Badener Stadthaus am Montag rücken wieder seine anzüglichen Chat-Bemerkungen ins Zentrum. Dabei zeigt sich: Frauen in der Badener Politik bewerten diese ungleich.
Der bekannt gewordene Entscheid der beiden Badener SP-Stadträtinnen Regula Dell’Anno und Daniela Berger, Geri Müller zu entmachten, hat wenig zur Klärung in der ganzen Affäre beigetragen. Im Gegenteil: In der Diskussion ist man wieder auf Feld 1 zurückgelangt, erneut gelangen die sexistischen Aspekte, die aus der verworrenen Chat-Beziehung bekannt geworden sind, ins Zentrum. Die SP-Stadträtinnen wollen in der Öffentlichkeit ihren Entscheid weder kommentieren noch begründen.
Die angefragten weiblichen Stimmen im politischen Baden messen gerade dem sexistischen Aspekt eine eher kleine Bedeutung bei.
Berufliches und Privates vermischt
Für Stefanie Heimgartner, SVP-Einwohnerrätin und Grossrätin, wäre es zu kurz gegriffen und ein Fehlschluss, wenn man nun die politische Meinung nur von der sexistischen Seite dieser Affäre her begründen wollte. «Was inhaltlich bei diesen Chats ausgetauscht wurde und dann an die Öffentlichkeit gelangt ist, will ich nicht beurteilen», so Heimgartner. Das stehe niemandem zu und sei rein private Angelegenheit.
Dass bei der Chat-Bemerkung bezüglich der Sekretärin das Private mit dem Beruflichen vermischt worden ist, könne bei der weiteren Zusammenarbeit für die betroffene Sekretärin allerdings eine Zumutung darstellen, ist Heimgartner überzeugt.
Entscheidend für die Rücktrittsforderung ist für sie aber der ganze Verlauf der Affäre und wie es überhaupt dazu kommen konnte. «Geri Müller kann darum als Stadtammann in seiner Vorbildfunktion nicht mehr ernst genommen werden. Das Vertrauen ist verloren gegangen. Darum wäre es für alle das Beste, wenn er zurücktreten und Neuwahlen ermöglichen würde.»
Bei den freisinnigen Frauen wollte man zu diesem Punkt keine Stellung nehmen. Die Begründung der SP-Stadträtinnen sei deren Angelegenheit. Zur ganzen Affäre gebe es darum nichts mehr hinzuzufügen.
Fehler genug ausgeschlachtet
Für Beatrice Schilling, Präsidentin der Grüne Baden, ist nun das Ganze genug lang ausgeschlachtet worden und es wäre an der Zeit, wieder zum Alltag und zur politischen Normalität zurückzukehren. «Ich kann hier nur wiederholen, was ich bereits zu Beginn der Sache gesagt habe: Was mit dieser Chat-Beziehung von Geri Müller an die Öffentlichkeit gelangt ist, war auch für uns dicke Post», sagt Schilling.
«Geri Müller hat sich dafür öffentlich entschuldigt, und ich meine, dass das reichen sollte.» Für Schilling ist es nicht nachvollziehbar, wenn nun in den Entscheid der beiden SP-Stadträtinnen als Begründung «sexistische Argumente hineininterpretiert werden». Aus ihrer Sicht wird hier ein persönlicher Fehler von Geri Müller für medien- und parteipolitische Zwecke missbraucht.